Lange sah es so aus, als würde Mike Rockenfeller die sechste Pole seiner Karriere einfahren, doch als die Uhr im Spielberg-Qualifying bereits einige Sekunden abgelaufen war, schnappte ihm Markenkollege Mattias Ekström mit seinem letzten Versuch doch noch den ersten Startplatz weg. Somit gab es die 20. Pole für den Audi-Piloten und das auf nasser Fahrbahn, denn bis kurz vor der Session hatte es stark geregnet. Regen-Spezialist Ekström kam das natürlich entgegen. Der Schwede freute sich: „Ich hatte schon zu Mitte der Session ein gutes Gefühl, weil weniger Wasser auf der Strecke stand. Dann kam aber doch noch einmal neuer Regen und ich dachte schon es geht nichts mehr...“
Audi
Schneller Schwede: Routinier Mattias Ekström kam im Regen am besten klar und holte seine 20. Pole
Doch damit lag Ekström zu seinem eigenen Glück falsch. Bereits im Samstagssprint am Vortag hatte Ekström eine starke Schlusspointe auf Lager, überholte mit einem tollen Manöver wenige Kurven vor dem Ziel den BMW von Augusto Farfus für Platz fünf. Am Sonntagmittag ließ Ekström nun eine Last-Minute-Pole folgen – und das bei einer Umlaufzeit von 1:42.010 Minuten mit gerade einmal fünf Tausendsteln Vorsprung auf Rockenfeller. „Meine beiden letzten Runden waren schon gut und ich habe es im letzten Versuch dann geschafft, wirklich alles rauszuquetschen. Das war perfekt“, strahlte Ekström. Der Routinier verriet zudem: „Ich hatte Gary (Paffett; d. Red.) vor mir. Er ist die gleiche Linie wie ich gefahren, somit konnte ich in seiner Spur fahren, die ein bisschen trockener war. Das war mein Glück.“

Erfahrung macht den Unterschied

Dass sich vor allem Erfahrung im Regen bezahlt machte, bewies der Fakt, dass im Qualifying mit Ekström, Rockenfeller und Paffett drei alte Hasen die ersten drei Positionen unter sich ausmachten. Der knapp geschlagene Rockenfeller berichtete nach seinem Qualifying: „Wir sind ähnlich gefahren wie gestern und haben nicht viel geändert – das braucht man auch nicht bei unserem Auto. Damit ging es ganz gut, auch wenn ich mich am Anfang beim Rausfahren aus der Box in Kurve eins einmal gedreht habe.“ Damit war der Audi-Pilot jedoch bei weitem nicht der einzige Fahrer. Bei den diffizilien Bedingungen kamen diverse Male Autos von der Strecke ab und mussten durch den Kies.
Ekström
Der Pole-Mann und prominente Fans: Ekström mit den Ski-Assen Felix Neureuther und Aksel Lund Svindal

Wie auch der Drittplatzierte Paffett, beklagte Rockenfeller viel Verkehr auf der Strecke. „Es war noch ein bisschen mehr drin, aber Platz zwei ist natürlich auch gut. Jetzt warten wir mal ab, was das Wetter noch so mit sich bringt.“ Der zweite Lauf in Spielberg startet um 15.18 Uhr (live auf ARD). Dann hoffen die Piloten auf bessere Bedingungen als bei der Zeitenjagd. „In Kurve drei, vier und sieben gab es jeweils richtige kleine Bäche, die da über die Strecke liefen“, erklärte Paffett. Mit seinem dritten Rang war der beste Mercedes-Pilot des Qualifyings nicht ganz zufrieden. „Ich bin sehr happy mit dem Auto, aber eigentlich sollten wir auf Pole stehen, denn wir waren klar schneller als die anderen, nur hatte ich immer unglücklich Verkehr. Der Plan für das Rennen lautet nun aber trotzdem auf Sieg zu fahren“, so der Brite.

Spitzenreiter Wehrlein auf P4

Vierter hinter Paffett wurde sein Mercedes-Kollege Pascal Wehrlein. Der Deutsche, der sich mit Rang zwei am Samstag zum neuen DTM-Gesamtführenden machte, steht damit erneut auf einer guten Ausgangsposition für viele Punkte. Robert Wickens (Mercedes), Samstags-Sieger Edoardo Mortara und Timo Scheider (beide Auto) reihten sich dahinter ein. Komplettiert wurden die Top-10 durch Christian Vietoris und Paul di Resta (beide Mercedes), sowie Adrien Tambay (Audi). Für BMW endete die Qualifikation einmal mehr ernüchternd. Das bestplatzierte Auto der Münchner war Martin Tomczyk auf Rang 14.
Paffett
Gary Paffett war im Qualifying bester Mercedes und wurde vor Marken-Kollege Pascal Wehrlein Dritter
Die letzten sechs Plätze gingen sogar geschlossen an BMW. DTM-Titelverteidiger Marco Wittmann, der als 21. losfahren muss, war nach dem Qualifying-Debakel um Aufklärung bemüht. „Generell liegt uns Regen nicht, da haben wir uns auch schon in der Vergangenheit sehr schwer getan“, so der Franke. „Heute war es nicht einfach und sehr nass, an vielen Stellen gab es sogar Aquaplaning.“ Im Rennen müsse man nun Schadensbegrenzung betrieben. „Wir müssen das Feld von hinten aufrollen“, sagte Wittmann mit einem müden Lächeln, wohl wissend, dass das nicht einfach wird. Denn der Konkurrenz sprach er ein Lob aus: „Es gab heute kein Warm-Up, deswegen wurden wir alle ins kalte Wasser geschmissen. Aber das ist für alle gleich und die anderen haben es einfach besser gelöst.“

Von

Frederik Hackbarth