DTM-Finale am Norisring
DTM-Bolide im Tracktest: Hauptsache schnell!

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AUTO BILD MOTORSPORT-Reporter Martin Westerhoff am Steuer des Mercedes-AMG GT3 vom Haupt Racing Team. So fährt sich ein DTM-Auto!
Bild: HRT
Die DTM startet an diesem Wochenende am Norisring in ihr Finale (Sa/So live ab 13 Uhr in Sat.1). Und das ist spannend wie nie zuvor! Mit Liam Lawson (206/AF Corse-Ferrari), Kelvin van der Linde (192/Abt-Audi), Maximilian Götz (180/HRT-Mercedes) und Marco Wittmann 165/Winward-BMW) kämpfen noch vier Fahrer um die Meisterschaft. Und alle vier fahren ein anderes Auto!
Möglich macht's das neue GT3-Reglement: 2021 rennen in der DTM Supersportwagen statt Class-1-Prototypen. Ich, der AUTO BILD MOTORSPORT-Reporter, durfte im Mercedes-AMG GT3 Platz nehmen und den Boliden auf Herz und Nieren testen. So fährt sich ein DTM-Auto!
Tatort Nürburgring: Am Scheitelpunkt der Bilstein-Kurve, die als Rechtsknick auf eine Gerade des Nürburgrings führt, trete ich aufs Gas. Die über 550 PS des V8-Saugers schieben ordentlich an. Kernig donnert der Motor die Lebensfreude seiner 6,2 Liter Hubraum heraus. Die Traktionskontrolle verrichtet kaum merkbar ihren Dienst, um die Slicks nicht zu überfordern.

Platztausch: Wir durften den DTM-Boliden von HRT testen.
Bild: HRT
Wie Vincent Abril (26), dessen Mercedes-AMG wir uns zum Tracktest vom Haupt Racing Team geborgt haben. Der Franzose fährt mit dem AUTO BILD-Logo auf Front- und Heckschürze am kommenden Wochenende das DTM-Finale auf dem Norisring in unserem schnellsten Testwagen.
Es knistert aus den Kopfhörern unter meinem Helm. Instruktor Nico Bastian (31) gibt seine Anweisungen: „Warten, warten, erst jetzt mehr Gas und Lenkung auf.“ Dank Servounterstützung ist das Lenkrad leichtgängig. Verlockend, denn trotz Helferlein ist Vorsicht angesagt. Wer etwa in einer Schikane das Auto zu rasch versucht umzusetzen, provoziert Übersteuern – und das endet fix in Lambada-Tänzen auf der Rennstrecke oder einem Dreher.

Luftikus: Heckflügel und Diffusor helfen, den Anpressdruck zu erhöhen.
Bild: HRT
Gewöhnungsbedürftiger ist das Bremsen. Das Pedal ist breit und so weit vom Gas entfernt, dass es klar für den linken Fuß bestimmt ist. Wer schon einmal Kart gefahren ist, findet sich einigermaßen schnell damit zurecht. Wer's nicht gewohnt ist, nimmt besser den rechten Fuß. In beiden Fällen gleich ist der Effekt. Ende der Start-Ziel-Gerade: Bei rund 150 Metern vor dem ersten engen Rechtsknick der AMG-Arena gehe ich bei rund 240 km/h in die Eisen.
Unweigerlich drückt die Schwerkraft den Oberkörper in die handbreiten Hosenträger-Gurte, kippt der Kopf ruckartig nach vorn. Dreimal kurz hintereinander am linken Schaltpaddel gezogen, geht’s vom fünften in den zweiten Gang. Jeweils untermalt von einem giftigen Knurren des Motors. Durch das ABS können die Reifen nicht blockieren, eine Sorge weniger.

Der V8-Hochdrehzahl-Saugmotor mit 6,2 Liter Hubraum.
Bild: HRT
Erfahrungen der anderen Art macht auch mein Nacken. Neben den Brems- sind auch die Fliehkräfte nicht zu unterschätzen. Front- und Heckflügel sowie eine ausgeklügelte Luftführung am Unterboden, die im Diffusor am Heck endet, sorgen für viel Abtrieb. Bis der knapp 1300 Kilogramm leichte Bolide des Haupt Racing Teams in Kurven die Haftgrenze erreicht, klebt der Fahrer bereits im Sitz.
Fest steht: Die DTM reizt GT3-Rennwagen voll aus. Die Devise: so wenig Gewicht und so viel Leistung wie möglich. Das verlangt den Fahrern einiges ab.“
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