Nur noch fünf Rennen, vier Fahrer im Fokus, die lediglich neun Punkte auseinander liegen: Der DTM-Titelkampf 2021 wird immer heißer. Und das elfte von 16 Saisonrennen in Assen am Samstag bot dabei einen Vorgeschmack auf das, was noch kommen kann, denn es gab nicht nur jede Menge Chaos, Spannung und Dramatik, sondern auch sieben Ausfälle und einen beeindruckenden Sieg des zweimaligen Champions Marco Wittmann. Ausrufezeichen im Titelkampf inklusive.
"Total verrückt. Was für ein spezielles Rennen, es war chaotisch, mit vielen Schlüsselmomenten. Es fühlt sich super gut an, es zu gewinnen", sagte Wittmann. Denn der Fürther siegte trotz einer Fünf-Sekunden-Strafe wegen eines zu harten Manövers gegen seinen Titelkonkurrenten Liam Lawson (AF Corse) und dank eines famosen Schlussspurts und verwies die Titelkonkurrenten Lawson und Maximilian Götz (HRT) auf die Plätze drei und vier. Zweiter wurde Gaststarter Mirko Bortolotti im T3-Lamborghini, er bekommt als Gaststarter aber keine Punkte.
"Ich habe am Ende gepusht und bin zwei harte Manöver gefahren. Ich wusste, ich muss an Mike Rockenfeller vorbei", so Wittmann. Der Abt-Pilot hatte in der Schlussphase noch nicht gestoppt und hielt auf alten Reifen das Feld auf, nachdem Wittmann als einziger mit einem beherzten Manöver vorbeikam. "Da hieß es: volle Attacke. Ich bin dann nur noch Quali-Runden gefahren. Ein Rennen mit so viel Action und Adrenalin – unglaublich." Im Ziel hatte er 8,1 Sekunden Vorsprung – 3,1 waren es nach Abzug der Strafe. Mehr als genug für seinen zweiten Saisonsieg.

Tragisches Ende für van der Linde

Tragisch verlief das Rennen für den bisherigen Tabellenführer Kelvin van der Linde (Abt). Er war im Gegensatz zur Konkurrenz lange draußen geblieben und wurde zur Mitte des Rennens aussichtslos zurückgeworfen, als das Feld nach einem Safety-Car-Einsatz zusammengeführt wurde und er noch seinen Pflichtstopp absolvieren musste. Er wurde nur Zwölfter, konnte wegen der nicht punkteberechtigten Gaststarter Bortolotti und Klien aber immerhin einen Zähler mitnehmen.
Sophia Flörsch holt erste Punkte.
Bild: DTM
Bedeutet für den Titelkampf: Lawson ist nun mit 156 Punkten neuer Spitzenreiter, Zweiter ist van der Linde mit 148 Punkten vor dem punktgleichen Wittmann und Götz, der 147 Zähler auf dem Konto hat."Das ist ein schlechter Tag, weil wir die Führung verloren haben, es sind aber noch fünf Rennen", sagte van der Linde. Er sieht den Rückschlag sogar positiv: "Wir sind jetzt die Underdogs, haben weniger Druck und können nur noch gewinnen."
Lawson war vor allem wegen der Rockenfeller-"Blockade" frustriert. "Wir hatten den Speed, um weiter vorne zu landen. Es war nicht verboten, was er gemacht hat, ich finde es aber dumm, wenn man mit dem Sieg nichts zu tun hat. Hoffentlich können wir die Pace mit in den Sonntag nehmen", so der Neuseeländer.
Und was sagt Wittmann? Er ist, was Titelkämpfe in der DTM angeht, der Erfahrenste unter den vier Konkurrenten. "So groß ist der Vorteil nicht, die Jungs sind alle sehr erfahren", so Wittmann. Doch klar: "Ich habe die größte Erfahrung in der DTM, ich weiß, was wichtig ist, wann es wirklich zählt. Das ist Konstanz, und das bekommen wir in dieser Saison gut hin. Und in den fünf restlichen Rennen muss man konstant vorne drin sein, das wird der Schlüssel sein."

Sogar Flörsch punktet

In dem ganzen Chaos und Trubel hatte auch Sophia Flörsch einen triftigen Grund zu feiern, denn die Abt-Pilotin wurde Neunte und holte – weil die Gaststarter Bortolotti und Christian Klien (JP-McLaren/5.) nicht punkteberechtigt sind – insgesamt sechs Zähler. So kam auch die zweite Lady im Feld, Esmee Hawkey (T3 Motorsport), zu zwei Punkten, obwohl sie eigentlich nur Elfte wurde.
"Wir sind von Platz 19 gestartet, hatten sehr viel Glück, aber auch die richtige Strategie", sagte Flörsch, die sich sichtlich darüber freute, dass sie nicht mehr punktelos ist. "Wir haben das Auto auf der Strecke gehalten, und die Pace war auch nicht so schlecht. Deshalb bin ich ziemlich glücklich. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Jetzt ist ein Haken hinter den ersten Punkten und so kann es weitergehen."

DTM in Assen
1. Rennen

1. Marco Wittmann (Fürth) – BMW M6 GT3 1:00:16,354 Std.
2. Mirko Bortolotti (Italien) – Lamborghini Huracan GT3 +3,100 Sek.
3. Liam Lawson (Neuseeland) – Ferrari 488 GT3 +4,336
4. Maximilian Götz (Uffenheim) – Mercedes-AMG GT3 +5,028
5. Christian Klien (Österreich) – McLaren 720S GT3 +5,528
6. Sheldon van der Linde (Südafrika) – BMW M6 GT3 +6,176
7. Philip Ellis (Großbritannien) – Mercedes-AMG GT3 +6,802
8. Esteban Muth (Belgien) – Lamborghini Huracan GT3 +7,969
9. Sophia Flörsch (Grünwald) – Audi R8 LMS GT3 +11,147
10. Lucas Auer (Österreich) – Mercedes-AMG GT3 +12,615

DTM: Fahrer-Wertung
Stand nach 11 von 16 Rennen

1. Liam Lawson 156 Pkt.
2. Kelvin van der Linde 148
3. Marco Wittmann 148
4. Maximilian Götz 147
5. Philip Ellis 109
6. Alexander Albon 94
7. Lucas Auer 68
8. Mike Rockenfeller 61
9. Sheldon van der Linde 55
10. Nico Müller 46

Von

Andreas Reiners