DTM: Ringen um Zukunft
Machtkampf hinter den Kulissen

—
Die DTM befindet sich zwar in der Winterpause, doch zur Ruhe kommt die Tourenwagenserie nicht. Hinter den Kulissen rumort es.
Bild: Picture-Alliance
Nein, eine Veränderung war nicht festzustellen, als AUTO BILD MOTORSPORT Hans Werner Aufrecht beim DTM-Saisonfinale zum Interview traf. Die Gerüchte, die seit Monaten durch das Fahrerlager geisterten, ließ er sich nicht anmerken. Der 78-Jährige war wie immer.
Durchaus emotional, mal diplomatisch, oft aber auch kritisch.
Durchaus emotional, mal diplomatisch, oft aber auch kritisch.
Aufrecht sprach über Marco Wittmann („Natürlich hat er den Titel verdient!“), über die umstrittenen BMW-Zugeständnisse („Es gab sicher Gründe dafür, aber für die DTM war es der falsche Weg“), neue Hersteller („Ich kann es mir nicht vorstellen, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt nicht“) oder die Reduzierung auf nur noch sechs Autos pro Hersteller („Ich sehe das nicht als großes Problem“).
Doch was jahrelang im Grunde unvorstellbar schien, wird bald Realität: Aufrecht wird an der Spitze der ITR abgelöst. Durch eine Neustrukturierung der Dachorganisation erhofft man sich neue Impulse für die stagnierende Serie, neue Ideen, eine neue Richtung, Schritte nach vorne anstatt zurück oder zur Seite, wie es in der Vergangenheit zu oft der Fall war.

Die DTM ist sein "Baby": Hans-Werner Aufrecht
Im Mai waren offiziell neben Aufrecht auch Hans-Jürgen Abt (Finanzen, Recht, Personal) und Walter Mertes (Vermarktung und Partnerschaften) in ihren Ämtern bestätigt worden, doch auch bei ihnen stehen die Zeichen auf Abschied. Denn hinter den Kulissen sah es schon damals komplett anders aus, ein Abgang Aufrechts wurde nach ABMS-Informationen bereits vor über einem Jahr diskutiert. Dass der nicht ganz freiwillig geschieht, dürfte klar sein. Immerhin steht der 78-Jährige seit 1986 an der Spitze der DTM, die Serie ist sein „Baby“.
Doch auch ihm sind natürlich die Probleme in den vergangenen Jahren nicht entgangen. Nur ein Beispiel: Seit 2005 hat die DTM bei den Live-Übertragungen in der ARD rund eine Million Fans verloren. Aufrecht wird letzten Endes wohl oder übel Platz machen. Dass gleichzeitig Gerüchte kursieren, er wolle eine Art Konkurrenzserie aufziehen und dabei in der WTCC das ursprünglich in der DTM geplante Class-One-Reglement umsetzen, spricht nicht unbedingt für einen Abschied, bei dem sich alle Parteien in den Armen liegen.
Das Problem der DTM: Besagter Umbau-Prozess in der ITR zieht sich hinter den Kulissen seit einer halben Ewigkeit hin, was wohl zum einen daran liegt, dass in juristischer Hinsicht noch an der Auflösung der bestehenden Verträge gearbeitet wird. Zudem soll ein reibungsloser Übergang für einen Nachfolger geschaffen werden. Der wurde in der gesamten Zeit allerdings auch noch nicht gefunden.
Ein Kandidat ist der frühere Formel-1-Pilot Gerhard Berger, wie der Österreicher bei „Autosport“ zuletzt selbst bestätigte. „Sie haben mich gefragt, was ich mache, und ob ich Interesse hätte. Ich habe gesagt, dass ich mir momentan nicht sicher bin, ob ich mich auf so ein Abenteuer einlassen möchte. Es gibt nichts wirklich Konkretes“, sagte er. Er wisse, dass es eine Möglichkeit gebe, aber er habe so viele andere Dinge auf seinem Schreibtisch, dass er gar nicht wisse, wo er anfangen solle, so Berger weiter: „Wir sind noch weit von einer Entscheidung entfernt.“ Keine Frage: Eine Entscheidung ist für die DTM überlebenswichtig. Je schneller, desto besser.
Service-Links