Hat die Elektromobilität jetzt wirklich Fahrt aufgenommen? Viele Jahre über fristeten die Batterie-Autos ein Nischendasein, doch inzwischen scheinen die Käufer auf den Geschmack gekommen zu sein. Kein Wunder: Schließlich gibt es mittlerweile eine vernünftige Auswahl an Elektroautos in verschiedenen Größen- und Preisklassen. Vor allem aber fördern Hersteller und Staat den Kauf eines E-Autos mit einer stattlichen Prämie. Mit dem jüngsten Konjunkturpaket, das die Folgen der Corona-Krise abmildern soll, wurde der Bonus noch einmal erhöht: Kunden dürfen sich jetzt über 9480 Euro Prämie freuen, wenn sie ein E-Auto mit einem Nettolistenpreis von unter 40.000 Euro kaufen!

Lange Lieferzeiten bei Elektro-Neuwagen

Die günstigsten Akku-Autos wie Renault Zoe, Smart Fortwo EQ oder VW E-Up kosten inzwischen neu weniger als 12.000 Euro! Da wollen viele Kunden zuschlagen. Doch die Sache hat einen Haken: Abgesehen vom E-Pionier Renault Zoe lassen die meisten günstigen Modelle lange auf sich warten. Beim E-Up ist beispielsweise von einem Jahr Wartezeit die Rede, und die Daimler-Tochter Smart hatte jüngst sogar einen Bestellstopp für den Fortwo EQ verhängt. Schuld daran sind fast immer die Batterien, die die Hersteller nicht in ausreichender Menge beschaffen können.

Gebrauchte E-Autos: verfügbar, aber teuer

Um diese gebrauchten E-Autos sollte man einen Bogen machen!
Der Smart Fortwo EQ kostet 21.400 Euro, minus 9480 Euro Prämie. Gebraucht gibt es ihn für 17.000.
 
Es geht aber auch schneller: Inzwischen sind schon reichlich E-Autos verkauft, und der Gebrauchtwagen-Markt füllt sich zunehmend. Die Elektroautos aus zweiter Hand haben aber einen gewaltigen Haken: Sie sind ziemlich teuer! Vor allem Tageszulassungen, Jahreswagen oder junge Elektro-Flitzer sind aufgrund der hohen Förderung von Neuwagen nur selten billiger als ein Fabrikneuer. Im Gegenteil: Häufig zahlt man für den Gebrauchten sogar mehr als für einen Neuen, der von der Umweltprämie profitiert. Der Grund: Bis zu 5000 Euro Bonus gibt es nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen: Die Autos dürfen erst nach dem 4. November 2019 zum ersten Mal zugelassen worden sein und maximal 15.000 Kilometer auf dem Tacho haben. Vor allem aber darf der Erstbesitzer nicht bereits die Prämie kassiert haben. Eine doppelte Förderung ist nicht möglich. Und: Ein Elektroauto zu finden, für das noch keine Prämie bezahlt wurde, ist schwer. Immerhin reichen viele Händler zumindest bei Vorführwagen oder Tageszulassungen die Prämie, die sie selbst bei der Zulassung erhalten haben, direkt an den Neukunden weiter.

Soviel kosten gebrauchte Smart und VW E-Up

Um diese gebrauchten E-Autos sollte man einen Bogen machen!
Ältere Fahrzeuge des E-Up sind mitunter bereits für die Hälfte des Neupreises erhätlich.
Den aktuellen Smart Fortwo EQ gibt es mit wenigen Tausend Kilometern auf dem Tacho zum Mitnehmen bei vielen Händlern ab rund 17.000 Euro. Als Neuwagen startet der City-Zwerg ohne Förderung bei knapp 21.400 Euro – davon gehen aber noch einmal 9480 Euro Prämie runter. Macht knapp 12.000 Euro für einen Neuen! Sparen kann, wer sich auch mit einem älteren E-Flitzer anfreunden kann. Bei verschiedenen Gebrauchtwagenbörsen im Internet findet man vor allem von privaten Anbietern auch Angebote zwischen 5000 und 1000 Euro. Ähnlich sieht es beim VW E-Up aus: Der Wolfsburger Kleinstwagen ist als junger Gebrauchter (bereits mit dem größeren Akku und rund 260 Kilometern Reichweite) ab circa 19.000 Euro erhältlich – also nur gut 2500 Euro günstiger als ein neuer ohne Prämie. Ältere Fahrzeuge sind dagegen mitunter schon für knapp die Hälfte erhältlich.

Hyundai und Opel knapp 5000 Euro über Prämien-Neupreis

Um diese gebrauchten E-Autos sollte man einen Bogen machen!
5000 Euro kostet ein gebrauchter Opel Corsa-e. Rund 5000 Euro mehr als ein neuer mit Förderprämie.
Auch Opel- und Hyundai-Kunden müssen derzeit geduldig sein: Sowohl der neue Opel Corsa-e (ab circa 29.100 Euro) als auch der schon länger angebotene Hyundai Ioniq (ab circa 34.500 Euro) lassen aktuell gut ein halbes Jahr auf sich warten. Die Gebrauchtpreise für einen jungen Hyundai Ioniq starten zwischen 30.000 und 35.000 Euro. Mit mehr Jahren und Kilometern auf dem Buckel fallen die Preise auf rund 25.000 Euro. Auch wer nicht lange auf den Rüsselsheimer Kleinwagen Opel Corsa-e warten will, muss mindestens rund 25.000 Euro investieren. Ältere Gebrauchte gibt es hier noch nicht, der Opel ist erst seit Kurzem auf dem Markt. Verglichen mit einem prämiengeförderten Neuen kosten sowohl der gebrauchte Opel wie auch ein Hyundai aus erster Hand also gut 5000 Euro mehr.

Fazit

von

Michael Gebhardt
Ältere Modelle können ein Schnäppchen sein, vor allem junge gebrauchte Elektroautos lohnen sich aber nur sehr selten. Sie sind dann interessant, wenn es schnell gehen muss und man nicht mehrere Monate auf das neue Auto warten will – oder wenn das Wunschmodell nicht mehr neu verfügbar ist. So ist der VW E-Golf beispielsweise nicht mehr neu konfigurierbar. Als Gebrauchter aber steht der VW-ID.3-Vorläufer fast neu für rund 30.000 Euro bei den Händlern.

Von

Michael Gebhardt