Der Autobauer Volkswagen und die IG Metall haben sich nach einer harten Tarifrunde auf eine Bestandsgarantie für die 103.000 Arbeitsplätze in den westdeutschen Werken bis Ende 2011 geeinigt. Im Gegenzug akzeptierte die Gewerkschaft nach einem rund 27stündigen Verhandlungsmarathon in Hannover die Abkehr vom VW-Haustarif und einen Verzicht auf Lohn- und Gehaltserhöhungen bis Ende Januar 2007. Die Beschäftigten erhalten im März 2005 dafür eine Einmalzahlung von 1000 Euro. Zusammen mit weiteren Zugeständnissen der Gewerkschaft kann Europas größter Autohersteller ab dem Jahr 2006 seine Personalkosten nun um eine Milliarde Euro senken.

Der Kompromiß bewahrt den ertragsschwachen Konzern vor einem teuren Streik und erntete lobende Worte in Politik und Wirtschaft. Bundeskanzler Gerhard Schröder sagte: "Das Beispiel VW zeigt, wie es geht. Auf der einen Seite eine Sicherheit der Arbeitsplätze, auf der anderen Seite eine Kalkulierbarkeit für das Unternehmen." IG-Metall-Chef Jürgen Peters sprach von einem "Kompromiß mit Augenmaß". Peters erklärte, das Ergebnis wahre die Interessen von Beschäftigten und Unternehmen. "Mit einer Einmalzahlung von 1000 Euro für jeden Beschäftigten hat die IG Metall eine Nullrunde verhindert und gleichzeitig eine langfristige Beschäftigungssicherung durchgesetzt", meinte der Gewerkschafter. Zum Wesen eines Kompromisses gehörten aber Wermutstropfen – zum Beispiel, daß Neueinstellungen zu anderen Konditionen als den jetzt bestehenden erfolgen.

Der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie, Bernd Gottschalk, sagte, die Verbesserung der kostenmäßigen Wettbewerbsfähigkeit und die Perspektive für die Arbeitsplätze seien – bei allen Einschnitten für die Betroffenen, die niemand verkenne – ein positives Zukunftssignal für den Automobilstandort Deutschland. Bemerkenswert sei zudem, daß dieser Kompromiß ohne Streik möglich geworden sei. Dies sei "ein bemerkenswertes Ergebnis und ein Beleg für Verständnis, Weitsicht und gute Kultur".

Kleines Bonbon für die deutschen VW-Werker am Rande: Ab 2007 dürfen sie das SUV auf Golf-Basis bauen. Den Zuschalg bekam Wolfsburg und nicht, wie befürchtet, eines der ausländischen Werke.