Papa Montoya platzt vor Stolz: „Er ist wirklich besser als ich“, sagt Juan Pablo Montoya (47) über seinen Sohn Sebastián (17). „Das sage ich nicht, weil ich sein Vater bin. Ich arbeite mit ihm zusammen und sehe daher, dass er zum Beispiel viel besser mit den Reifen haushalten kann.“
Mehr Anerkennung seines Vaters kann man sich kaum wünschen. Vor allem, weil Montoya senior weiß, wovon er spricht – er gewann sieben Formel-1-Grands-Prix und zweimal das Indy 500.
Red Bull sieht es ähnlich und hat Sebastián Montoya 2023 in den Kader aufgenommen. Red-Bull-Juniorchef Helmut Marko hat schon Juan Pablo 1997 in sein Formel-3000-Team geholt. „Er ist wohl immer noch sauer, dass ich den Titel nicht gewonnen habe“, erinnert sich Montoya. Der Sohn soll es besser machen, 2023 in der Formel 3, künftig einmal in der Formel 1.
Bis es so weit ist, spannen die Montoyas 2023 zusammen. Sie bestreiten die europäische Le-Mans-Serie für das DragonSpeed-Team in einem Oreca-Gibson-LMP2 (fünf Rennwochenenden, keines in Deutschland, Start am 23. April in Barcelona).
Ex-Schumi-Rivale Juan Pablo Montoya fährt gemeinsam mit seinem Sohn in der europäischen Le-Mans-Serie.
Bild: LAT / IMSA

Die Prototypen werden von einem 4,2-Liter-V8-Einheitsmotor mit 540 PS befeuert. In der ELMS sind die LMP2 die Topklasse. Bei den 24 Stunden von Le Mans zwar nicht, aber dort sind in dieser Kategorie die meisten Autos gemeldet (24). Der Andrang ist so groß, dass die Montoyas sogar nur auf der Nachrückerliste stehen. Dabei träumen sie von einem gemeinsamen Start in Le Mans.
Schon Juan Pablo Montoyas Onkel Diego Montoya war in Le Mans dabei – 1983 in einem Sauber-BMW als Neunter. Juan Pablo Montoya bestritt dreimal den Langstrecken-Klassiker (Platz sieben 2018). Es ist nicht selten, dass Formel-1-Fahrer mit ihren Söhnen in Le Mans starten. 1950 hat Louis Rosier sogar gemeinsam mit Filius Jean-Louis Rosier im Talbot-Lago gewonnen. Mehr als 23 Stunden saß dabei der Vater am Steuer – bekannt durch seine privat eingesetzten blauen Ferraris in der Formel 1. 2021 waren Kevin und Jan Magnussen gemeinsamen dabei – auch in einem LMP2.
Das LMP2-Projekt der Montoyas ermöglicht ein reicher Geschäftsmann aus Schweden: Henrik Hedman (55) ist als Banker und Immobilienmakler zu einem Vermögen gekommen – und gibt es als Hobby-Rennfahrer jetzt wieder aus. Er ist der dritte Fahrer im Team. Und er ermöglichte Juan Pablo Montoya schon einmal einen Traum: 2021 durfte er im Ferrari F2008 Platz nehmen, mit dem Felipe Massa 2008 um ein Haar Formel-1-Weltmeister geworden wäre – und der jetzt Hedman gehört.
Jahrelang kämpfte Montoya vergebens gegen die roten Autos, damals mit Michael Schumacher am Steuer. 2003 war es knapp, aber wieder hatte Schumi die Nase vorn. „Es gibt nichts Besseres, als jetzt selbst am Steuer zu sitzen“, kommentierte Montoya seine Testfahrt in Mugello.
Montoya hat noch immer den Sieg bei den 24 h von Le Mans im Visier. Das Indy 500 hat er 2000 und 2015 gewonnen, den Monaco-GP 2003. Gewinnt er auch Le Mans, hat er wie sonst nur  Graham Hill die Triple-Crown gewonnen. Das hatte Fernando Alonso zuletzt vergebens versucht.

Von

Michael Zeitler