So schnell hatte noch kein Dauer­tester seinen Ruf als Marathon­mobil weg! In nur zehn Monaten reiste der Etrusco durch Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich, die Nie­derlande, Polen, Dänemark, Schweden, Norwegen, Lettland, Litauen, Estland und Finnland. Puh, ein straffes Pro­gramm! Unsere Tester trieben den New­comer aus dem Hymer-Konzern sowohl über gut ausgebaute Autobahnen als auch über löchrige Landstraßen in Ost­europa.

Für Familien ist das Hubbett im Etrusco T 7300 SB Pflicht

Etrusco T 7300 SB
Easy: Das Hubbett ist schnell schlaffertig, bietet aber recht wenig Kopffreiheit.
Der beliebte Grundriss mit Heck-Einzelbetten (Doppelbett-Umbau 299 Euro), großzügigem Variobad, Winkelküche und Halbdinette mit Seitensitzbank ist für Paare ebenso praktisch wie für Familien. Wenn die länger reisen, sollte natürlich das manuelle Hubbett (1449 Euro) an Bord sein. Es ist sehr leicht zu bedienen und erspart den allabendlichen Umbau der Sitzgruppe zum Doppelbett (249 Euro). So bleibt auch mehr Zeit, um in geselliger Runde den Blick aus dem großen Dachfenster (499 Euro) und Leckeres aus dem Maxi-Kühlschrank (699 Euro) zu genießen. Im kleinen Fach über diesem hält sich, an einem ausklappbaren Schlitten (inkl. Verkabelung 199 Euro) hängend, optional der Fernseher für gemeinsame Filmabende bereit. Solch praktische Details finden sich auch anderswo, beispielsweise in den perfekt erreichbaren Gashähnen unter der Arbeitsplatte, im in die Küchenschranktür integrierten Mülleimer oder in den Kleiderhaken und dem Schuhfach direkt neben der Eingangstür. Super ist auch die Heckgarage: Sie ist riesig, trägt 150 Kilo und hält verschiebbare Zurrösen bereit.
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Ab in die Werkstatt: Zu kleine Schelle am Ladeluftschlauch

Ein Etrusker erobert Europa
Panne: Der Dauertester gehörte leider zu den Fahrzeugen, die mit einer zu kleinen Schelle am Ladeluftschlauch ausgeliefert worden waren.
Von Erschöpfung keine Spur: Auch nach fast 47 000 Kilometern zog der 130-PS-Diesel des Ducato noch kraftvoll an und flog dem nächsten Reiseziel förm­lich entgegen. Nur ein einziges Mal ging ihm die Puste aus: Unser Dauertest ge­hörte leider zu den Fahrzeugen, die mit einer zu kleinen Schelle am Ladeluft­schlauch ausgeliefert worden waren. Redaktionsleiter Axel Sülwald erwischte es auf der Heimreise mitten auf der Autobahn – es folgte die Rückrufaktion von Fiat. Nachdem die Schelle ausgetauscht wor­den war, machte die Ducato-Basis bis Testende aber auch keine Scherereien mehr. Ganz im Gegenteil. "Trotz seiner 7,38 Meter lässt sich der Etrusco sehr leicht manövrieren. Der Motor zieht gut an – das ist man nicht anders gewohnt von den Fiat-Dieseln", schrieb Online- Chef Boris Pieritz nach gut 24 000 gelau­fenen Kilometern ins Fahrtenbuch. Dass der Teilintegrierte mit italienischen Ge­nen in Sachen Handlichkeit ein Überra­schungsgast war, zieht sich wie ein roter Faden durch unseren Test. Wendig sei er für seine Größe und den Überhang, vermerkten viele Kollegen. Ebenso, dass die Motorleistung von 130 PS absolut ausreichend sei. Autobahnen und kur­vige Landstraßen entlarvten allerdings schnell seine unangenehmen Seiten. "Ist die Heckgarage voll beladen, wird das Heck bei Lastwechsel tänzerisch. Auf der Autobahn sorgen Lkw-Spurrillen für leichtes Schlingern", urteilte Kollege Gerald Schadendorf nach über 4000 Kilometern durch Deutschland, Nord­italien und Korsika. 

Dieser Etrusco hat richtig viel Platz für Gepäck

Über eine Sache waren sich ebenfalls alle Tester einig: Der hat richtig viel Platz! Wirklich niemand aus unserer Redaktion schaffte es während mehrwöchiger Tou­ren, teilweise mit Familie oder dem hal­ben Freundeskreis, die unglaublich gro­ße Heckgarage sowie alle Dachschränke, Staufächer und Kleiderschränke voll aus­zunutzen. Der Vorteil: Nerviges Wüh­len und Umstapeln auf der Suche nach der Feuerschale entfiel, denn das kom­plette Gepäck konnte ordentlich auf dem Boden der Heckgarage verteilt werden. Das dicke Lob für das Platzangebot be­zog sich natürlich auch auf das tolle Raumgefühl. Der weitläufige Wohnraum, gepaart mit dem holzarmen und sehr einladenden Design aus cremefarbenen Polstern und Möbeln in Cappuccino, entlockte vielen Kollegen verzückte Ohs und Ahs.

Es gibt so einige Mängel in der Verarbeitung

So gern wir noch weiter vom guten Aussehen, dem italienischen Charme und dem großen Herzen des Etrusco schwärmen würden – wir mussten uns leider auch über ihn ärgern. Schon kurz nachdem er zu uns gekommen war, hielt ein Kollege plötzlich die Druckverschlüs­se der Küchenschubladen in der Hand. Der Grund: Die Gewinde waren zu schwach. Da half nur Montagekleber. Etrusco handelte allerdings schnell und tauschte bei allen Fahrzeugen die anfälligen Teile noch in der laufenden Saison (Herbst 2018) gegen Verschlüsse mit stärkerem Gewinde. Auch die Schlös­ser der Heckgarage gaben sich wider­spenstig. Obwohl Redakteur Alex Failing behutsam vorging, brach ihm einer der Schlüssel ab. Ersatz kam sofort, und un­ser Dauertest ging – mit den gleichen und immer noch hakeligen Schlössern – in die nächste Runde. Laut Etrusco wä­re das bei einem Kundenfahrzeug ein Garantiefall und würde ebenso schnell behoben werden. Nachdem unser Eu­ropamobil einige Tausend Kilometer auf der Uhr hatte, zeigten sich leider auch die dem Fahrzeugpreis geschuldeten Mängel in der Verarbeitung: Zunächst riss die Plastiknaht des Duschkopfes, und nur kurze Zeit später löste sich der Kunst­stoffbelag der Küchenarbeitsplatte. Das Klappern und Zirpen der Möbel, Schrank­klappen und Verkleidungen während der Fahrt unterstrichen den Eindruck vom etwas nachlässigen Zusammenbau. 

Der günstige Camper auf der Teststrecke

Etrusco T 7300 SB
Mit niedrigem Schwerpunkt und sauber abgestimmtem ESP kommt der Etrusco sicher durch den Slalom-Parcours.
Auf der Teststrecke punktete unser mit 130 PS ausreichend motorisierter Neuer mit ordentlichen Fahr- und Bremswerten, gutem Handling und geringer Wankneigung – Beleg für die saubere Abstimmung seines Fiat-Tiefrahmen-Chassis. "Das ESP lässt im Ausweichtest einen deutlichen Heckschwenk zu, der Etrusco bleibt aber insgesamt sicher und gut beherrschbar", urteilt AUTO BILD REISEMOBIL-Fahrdynamikexperte Tim Dahlgaard. Bei dem für ein Sieben-Meter-Reisemobil günstigen Grundpreis von 46.399 Euro geht's aber leider nicht ohne Kompromisse. In der langen Aufpreisliste stehen deshalb viele nützliche oder komfortable Features bereit. Einige davon werden gebündelt in Paketen angeboten – mit Preisvorteilen von teilweise über 1000 Euro. Unverständlich ist allerdings, dass der Beifahrerairbag nicht serienmäßig ist, sondern Teil des 2149 Euro teuren Chassis-Pakets mit Tempomat, Klimaanlage etc. Außerdem sind keine Rahmenfenster verbaut, was die Fahrgeräusche erhöht.

Bildergalerie

Wohnmobil-Test Etrusco T 7300 SB
Wohnmobil-Dauertest Etrusco T 7300 SB
Wohnmobil-Dauertest Etrusco T 7300 SB
Kamera
Wohnmobil-Dauertest Etrusco T 7300 SB

Fazit

Beziehungsstatus: Es ist kompliziert. Der Etrusco hatte ein paar schlechte Eigenschaften, doch mit seinem italienischen Charme hat er uns um den Finger gewickelt. Einige Schwächen wurden in den aktuellen Modellen bereits verbessert. Besonders gern erinnern wir uns an das Cappuccino-Interieur und den vielen Platz. Urteil: 3,5 von 5 Punkten.