F1: Kommentar von Frederik Hackbarth
Dieses Rennen hat die Formel 1 gebraucht

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Binnen anderthalb Stunden vom Selbstzerstörungsmodus hin zum Kassenschlager: Die F1 hat auf die massive Kritik der letzten Wochen die richtige und einzig wahre Antwort gegeben: Die auf der Strecke! Ein Kommentar.
Bild: Getty Images
Was wurde in den letzten Tagen und Wochen nicht alles diskutiert: Zu langsam, zu leise, zu grün, zu politisch... ja ganz einfach zu langweilig sei die neue Formel 1 anno 2014. Der Sound: Mangelware. Die Kurvengeschwindigkeiten: Ein Witz. Die Entscheider der FIA: Fehlgeleitet... und doch hat die Formel 1, laut manchem Experten augenscheinlich schon dem Tode geweiht, sich am Abend des 6. April 2014 ganz einfach selbst aus dem Dreck gezogen. Und das mit dem wohl einfachsten und ihr schon seit jeher am besten stehenden Rezept: Purem Racing!
Gut 80 Prozent der Fans würden die neue Formel 1 nicht mögen, hatte unlängst eine Umfrage ergeben und mit dieser alarmierenden Zahl natürlich für mächtig Furore im Fahrerlager gesorgt. In Bahrain wurde extra ein Krisengipfel einberufen, schnell sollte Abhilfe geschaffen werden, damit einem nicht die Fans davonlaufen. Denn die Zuschauer, sie sind am Ende des Tages das Kapital der Königklasse. Ich verspreche: Jeder Zuschauer, der den Großen Preis von Bahrain 2014 - quasi als musterhaftes Bewerbungsvideo - vorgelegt bekommt, bleibt der Formel 1 treu!

Bühne frei für das beste Rennen seit langem: In Bahrain bewies die neue Formel 1 vom Start weg, dass sie besser ist als ihr Ruf
Selbst dass Mercedes der Konkurrenz erneut um Welten voraus war und allen um die Ohren fuhr, juckte kaum, besorgten es sich Hamilton und Rosberg an der Spitze doch so richtig. Und mal ehrlich: Wen interessiert der vermeintlich zu leise Sound, wenn man vor lauter Jubeln, Schreien und Mitfiebern den Fernseher sowieso nicht mehr hört? Die Verantwortlichen bemühen sich seit Jahren darum, die Show zu verbessern: In Bahrain hat die Königsklasse bewiesen, dass dieses Unterfangen durchaus gelungen ist. Nur bedarf es wie bei jedem Umbruch auch etwas Geduld. Waren vor nicht einmal einem halben Jahr zum Beispiel noch die Pirelli-Reifen das große Streitthema, redet heutzutage schon niemand mehr über das schwarze Gold.

Zwei Silberpfeile jagen durch die Nacht... und verbreiten Spannung pur: Mercedes ließ seine Piloten in Sakhir um den Sieg kämpfen
Dabei dürfte das den Hintermännern am Kommandostand nicht leicht gefallen sein. In der Formel 1 geht es um Millionen: Sponsoren wollen für ihren Einsatz Leistung sehen, die Mechaniker für ihre Arbeit am Ende des Tages eine Prämie kassieren. Ausfälle darf man nicht riskieren und doch ließen die Teams ihre Piloten frei fahren – eben ganz im Sinne des Sports. Besonders im Fokus dabei natürlich die Spitze, mit den überlegenen Mercedes von Rosberg und Hamilton, die sich trotz aller Einsamkeit an der Front bis auf’s Blut bekämpften. Bei mir kamen dabei Erinnerungen an das Duo Senna/Prost bei McLaren 1988 hoch, die von 16 Rennen 15 gewannen und trotzdem eine spannende WM produzierten... und auch hier sei gesagt: Damals gab es genauso wenig schrilles V8-Geschrei sondern dumpfes Turbo-Blubbern auf die Ohren!

Die Ampel steht auf grün und die Königklasse startet in eine neue Ära: Dass diese es durchaus in sich hat, war am Sonntag zu bestaunen
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