Sauberer Neuanfang statt Schmutzwäsche

Die letzten Kilometer sind die schwersten. Davon können nicht nur Marathonläufer ein Lied singen. Auch im harten Business Formel 1 fallen sie manchmal nicht leicht. Vor allem, wenn es die letzten für immer sind. In Schanghai heißt es für den Formel-1-Fan gleich von mehreren Teams Abschied zu nehmen.

Nach 13 Jahren und vermutlich 216 Rennen ohne Sieg verläßt Peter Sauber mit seinem Namen den Renncircuit. "Ich will jetzt all das machen, wofür ich bislang viel zu wenig Zeit hatte: Ski fahren, Motorrad fahren, Kultur, Familie", erzählt der Schweizer, der in der chinesischen Hafenstadt seinen 62. Geburtstag feierte. Er behält zwar einen 20-Prozent-Anteil an seinem Team – aber siegen muß es ab jetzt ohne seinen Chef.

Und zwar als Unterbau von BMW. Die Münchner hoffen auf einen sauberen Neuanfang, statt nach einer zuletzt wenig harmonischen Beziehung mit Williams schmutzige Wäsche zu waschen. "Es gibt kein böses Blut im Team, beide Partner wollen sich am liebsten mit einem Podestplatz am Sonntag voneinander verabschieden", sagt BMW-Motorsportchef Theissen vor dem letzten Rennen mit Williams am Sonntag (8 Uhr MESZ/RTL und Premiere live).

Ein spanischer Stier scharrt mit den Hufen

Seit dem Kauf von Sauber für geschätzte 80 Millionen Euro haben aber schon seit Monaten die Planungen für die kommende Saison Priorität. Theissen: "Wir wissen, daß wir keine Schonzeit haben werden, obwohl wir mit Sauber von Platz acht in der Konstrukteurs-WM den Weg nach vorne antreten müssen."

2006 soll mit dem noch komplett vom alten Sauber-Team entwickelten Auto plus dem neuen Achtzylindermotor von BMW ein Aufbaujahr werden. Bis Mitte kommenden Jahres will der Konzern über 100 neue Mitarbeiter verpflichten, der Windkanal in Hinwil soll dann im Drei- statt wie bisher im Einschichstsystem arbeiten. Der finanzielle Aufwand ist gigantisch, doch daß er seinem Vorstand ein Titelversprechen für 2007 gegeben hat, dementiert Theissen vehement: "Absoluter Bullshit."

Äußerst unklar sind auch die Erfolgsaussichten des zweiten Neuanfängers Williams. Nachwuchs-Talent Nico Rosberg jedenfalls macht sich Hoffnungen auf ein Cockpit bei den Briten: "Ich bin zu 100 Prozent bereit für die Formel 1. Die Frage ist, ob ich die Gelegenheit bekomme", sagte der 20jährige GP2-Sieger in Schanghai. Die Entscheidung soll laut Rosberg in ein oder zwei Wochen fallen.

Unter dem Namen "Squadra Toro Rosso" soll das bisherige Minardi-Team in die nächste Formel-1-Saison starten. Was nichts anderes als die spanische Namensübersetzung des neuen Eigners "Team Red Bull" ist. Im Cockpit sitzen 2006 nach Informationen der Salzburger Nachrichten der Italiener Vitantonio Liuzzi und Scott Speed (USA).