Fahrbericht Alfa 8C Competizione
—Herzblut
'Rosso Otto Tschi’, das Herzblut von Alfa
Alfa Romeo 8C Competizione. Eine Studie, die nicht nur den Alfisti die Tränen in die Augen treibt und bei der Präsentation auf der IAA in Frankfurt 2003 diverse Fans flugs mit Blanko-Schecks wedeln ließ. 8C, auf italienisch "otto tschi", steht für acht Zylinder. Unter der Haube steckt der 4,2-Liter-V8 aus dem Maserati-Coupé. Was Competizione heißt, ist dagegen eindeutig.
Ein unglaubliches Auto, es beginnt schon mit der Farbe. Ein tiefes, schimmerndes Rot, das die Rundungen und Konturen hervorhebt und je nach Lichteinfall von Silber bis Tiefrot wechselt. Es ist natürlich kein normales Rot aus dem Alfa-Programm. Es besteht aus sieben Schichten Klarlack mit beigemengten Pigmenten von Rot und Silber, nur so konnten die Tiefe und der Glanz erzeugt werden. Chefdesigner Wolfgang Egger bringt es auf den Punkt: "Es heißt ,Rosso Otto Tschi’, aber es ist das Herzblut von Alfa Romeo."
Basis ist der Nuvola, eine Studie von 1996
Der Nuvola ist die Basis für den Competizione. Dieser hat eine bewegte Vorgeschichte. Während Eggers Diaspora in Spanien entwickelte der damalige Design-Chef Andreas Zapatinas aus den Wurzeln des Nuvola ein Auto mit dem Namen Sportiva Evoluta, einen Dreisitzer mit hinten quer eingebautem Einzelsitz. Doch während der mühsamen Entscheidungsfindung in Turin, ob das Auto tatsächlich auf die Räder gestellt werden sollte, präsentierte BMW den Concept X – mit eben dieser Sitzanordnung. Der Evoluta wurde gestrichen, ein 2+2sitziges Coupé angedacht. In dieser Phase erhielt das Centro Stile von Alfa Romeo seine Eigenständigkeit zurück, verließ Zapatinas Alfa, und Egger kehrte zurück. Er nutzte die neuen Freiräume. Aus dem Viersitzer wurde unter seiner Leitung ein kleines, kompaktes Sportgerät, das sehr viel besser zum Image von Alfa paßt.
Ein grundlegendes Problem stellte die Motorisierung dar. Der aufgeladene Sechszylinder, wie er noch im Nuvola arbeitete, war Egger nicht zukunftsweisend genug. Der alte 3,5-Liter-Zehnzylinder, der bereits Mitte der 80er Jahre für eine nie stattfindende Renn-Formel entwickelt wurde, lieferte zwar die gewünschten 400 und mehr PS. Es wäre aber zu aufwendig und damit zu teuer gewesen, ihn an die Abgas– und Geräuschbestimmungen anzupassen. Was zwingend hätte passieren müssen: Egger wollte von Anfang an ein zulassungsfähiges und produktionsreifes Auto bauen.
Starker V8 von Maserati – plus Kompressor
Die Technik allerdings ist modern. Einen Gitterrohrrahmen aus leichtem, hochfestem Stahl steuern Vaccari & Bossi bei. Dort werden ebenfalls die Rahmen für den Lamborghini Murciélago gebaut. Die Kohlefaser-Karosse montiert I.D.E.A., dort wird das Auto auch komplettiert. Für die Innenraum-Dekoration wurde Schedoni gewonnen, die üblicherweise die Ferrari-Modelle ausstatten. Die Abläufe lassen die Fertigung einer Kleinserie zu.
Endgültige Fahrleistungen sind nicht definiert, der 8C nicht homologiert. Bei Abstimmungsfahrten ist das Auto bereits in "weniger als 4,5 Sekunden" auf 100 km/h gegangen und hat die 300-km/h-Marke "deutlich" überschritten. Man glaubt es aufs Wort. Derzeit wird ein zweiter 8C aufgebaut – ein Spider für den Concours d’Elegance in Pebble Beach. Image-Pflege, Alfa will zurück auf den US-Markt.
Technische Daten Alfa 8C Competizione
Technische Daten: V8-Front-Mittelmotor, längs eingebaut • vier obenliegende Nockenwellen • vier Ventile je Zylinder • Bohrung x Hub 92,0 x 79,8 mm • Hubraum 4244 cm³ • Leistung 331 kW (450 PS) bei 7000/min • max. Drehmoment 450 Nm bei 4500/min • Hinterradantrieb • manuelles Sechsganggetriebe • Differentialsperre 25 Prozent • Traktionskontrolle, ESP • rundum doppelte Dreieckquerlenker • Gitterrohrrahmen • Kohlefaser-Karosserie • rundum belüftete und gelochte Scheibenbremsen • Reifen 245/ ZR 20 vorn, 275/35 ZR 20 hinten Räder 8,5 J x 20 vorn, 10J x 20 hinten • Länge/Breite/Höhe 4280/1900/1250 mm • Radstand 2595 mm Leergewicht 1400 kg • Tankinhalt 90 l • Beschleunigung 0–100 km/h 4,5 s • Höchstgeschwindigkeit mehr als 300 km/h • Wert 1.500.000 Euro