"Wann haben Sie das letzte Mal etwas zum ersten Mal erlebt?", fragt BMW provokant zum Start des neuen 5er GT. Der soll für ein ganz neues Fahrzeugkonzept stehen: komfortabel wie eine Limousine, geräumig wie ein Kombi, variabel wie ein Van und dazu noch so schick wie ein Coupé. Und am besten noch so draufgängerisch wie ein SUV, auch wenn die bei BMW stets SAV heißen. Geht eigentlich noch mehr? Wir staunen jedenfalls erst mal. Zum einen über den Mut, den BMW damit zeigt: Ein so massiges, betont auf Variabilität und Komfort ausgelegtes Auto hat es von den traditionell ja eher dynamisch orientierten Bayern tatsächlich noch nicht gegeben – oder hat schon mal jemand einen BMW-Van gesehen?

Zwei Tonnen Gewicht – Leichtbau sieht anders aus

Zum anderen über die schiere Größe des 5er GT: Der ist fünf Meter lang, 1,90 breit, 1,56 Meter hoch und hat mit knapp über drei Metern den Radstand des Siebeners. Ein mächtiges Auto, dem man sein Gewicht – um die zwei Tonnen – förmlich ansieht. Leichtbau sieht anders aus. Auffällig sind die leicht nach vorn geneigte große Niere, die großen Fensterflächen (Türen mit rahmenlosen Scheiben) und natürlich das hoch aufragende Heck. Da bleibt kein Zweifel, es gibt Autos mit eleganteren Abgängen ...

Im Fond so viel Kniefreiheit wie im BMW 7er

5er BMW 530d Gran Turismo
Sitzt man drin im GT, sind das sperrige Heck, das Erbe von Chris Bangle und auch alle anderen Design-Diskussionen vergessen. Hier kann man sich auf bequemsten Sesseln entspannt zurücklehnen und durchatmen. Das Cockpit mit dem Black-Panel-Display ähnelt dem im 7er – viel Technik, sehr edel, sehr fein verarbeitet. Die Sitzposition liegt eine Handbreit höher als in normalen Limos, das ist etwas ungewohnt, aber durchaus angenehm und verbessert zudem die Übersicht – nur nach hinten nicht, da sieht es finster aus. Im weitläufigen Fond dann gibt es so viel Kniefreiheit wie im 7er, dazu noch jede Menge Luft überm Scheitel. Nämlich so viel wie im X5. Die Sitze lassen sich um zehn Zentimeter längs verschieben, die Lehnen in der Neigung verstellen oder auch komplett umlegen. Dann schottet aber noch eine zusätzliche Trennwand die Passagiere vom Gepäck oder eisiger Zugluft ab – auch die lässt sich auf Knopfdruck aber mühelos umklappen. Der Kofferraum selbst schluckt mit 440 Liter nicht übermäßig viel (5er Limo 520 Liter, 5er Touring 500 Liter). Maximal, also mit umgelegten Sitzen und Trennwand, passen aber 1700 Liter (Touring maximal 1650 Liter) rein.
Technisch stammt der 5er GT von 7er und 5er ab, zu Beginn liefert BMW drei große Motoren, die allesamt bestens im Futter stehen: Den neuen Dreiliter-Reihensechszylinder-Benziner mit 306 PS im 535i, den 4,4-Liter-V8 mit 407 PS im 550i und den Dreiliter-Diesel mit 245 PS im 530d. Alle sind gekoppelt an die neue Achtgang-Automatik von ZF. Der Test-530d besaß dazu noch das adaptive Drive (mit Wankstabilisierung und verstellbaren Dämpfern, 3000 Euro) und die Integral-Aktivlenkung (Vierradlenkung, 1750 Euro). Der schwere 5er GT rollt damit weich und gediegen ab, fährt sich ausgesprochen komfortabel – im Komfort-Modus für einen BMW sehr ungewohnt, fast etwas schaukelig – aber dank des cremigen, drehfreudigen Diesels und der schnellen Automatik dann doch wieder wie ein typischer BMW: mühelos, handlich, agil.

Die Preise beginnen bei 55.200 Euro

Klar, die zwei Tonnen sind deutlich und ständig zu spüren und auch an die ausladenden Abmessungen muss man sich gewöhnen. Der Verkauf beginnt Ende Oktober, die Preise starten bei 55.200 Euro für den 530d. Das scheint angesichts der Ausstattung fast noch moderat, der 530d Touring zum Beispiel kostet auch schon 49.400 Euro. Den 535i gibt es dann für 55.700 Euro, und der 550i steht 75.300 Euro in der Liste. Stolze Preise – für BMW-Fahrer aber keine große Überraschung.