Vom Biedermann zum Brandstifter

Was früher wegen akuter Design-Depression undenkbar schien, nimmt seit knapp drei Jahren immer schönere Formen an. Mazda entwickelt 6-Appeal. Und scheint – genau wie die Kunden – Gefallen daran zu finden. Wenn also im Sommer nächsten Jahres das Facelift des Mazda6 ansteht, dann schieben die Japaner auch eine Power-Version nach. Unter dem Namen 6 MPS und mit 260 PS unter der Haube, soll die schnellste Limousine der Firmengeschichte das Image weiter vom Biedermann zum Brandstifter verschieben.

Den nötigen Druck dafür liefert der bekannte 2,3-Liter- Vierzylinder (166 PS), dem Benzin-Direkteinspritzung und Abgasturbolader fast 100 PS zusätzlich verschaffen. Angenehm gleichmäßig und dennoch hellwach geht der Top-Sechser zu Werke. In 6,6 Sekunden soll er Tempo 100 erreichen, Zwischenspurts fallen angesichts von 380 Nm Drehmoment äußerst leicht, oben wird bei 240 km/h elektronisch abgeregelt. Und das alles mit Super (95 ROZ).

Auf der Rennstrecke von Aida in Japan gefällt der MPS jedenfalls mit spritzigen Sprints, bissiger Bremsleistung und knackigem Kurvenhandling. Kein Wunder, denn dieser 6er setzt auf Allradantrieb. Das Mazda-eigene System arbeitet bei Schleichfahrt als reiner Frontantrieb. Erst wenn Gierraten, Lenkwinkel, Raddrehzahlen und Drosselklappenstellung verschärfte Gangart anzeigen, gehen über eine elektromagnetisch geregelte Mehrscheibenkupplung bis zu 50 Prozent der Kraft an die Hinterräder. Vorteil gegenüber einer Visco-Kupplung: Die Vorderräder müssen nicht erst den Halt verlieren, bevor die Kraft umgeleitet wird. Dazu noch ein Differential mit begrenztem Schlupf – fertig ist der Fahrspaß.

Technische Daten

Dank ESP wird daraus auch bei Übermut kein bitterer Ernst. Und selbst ohne elektronische Hilfe bleibt der MPS gutmütig, zeigt eine gutbeherrschbare Tendenz zum Lastwechsel. Die ordentliche Lenkung hilft dabei, die Ideallinie zu finden. Die kurze, aber nicht immer präzise Sechsgangschaltung von Aisin läßt uns hier und da ein paar Zehntel verlieren. Kleinigkeiten, die das Ziel von 1500 Autos für Deutschland kaum gefährden dürften. Und wenn der Preis dann wie angedeutet (und wünschenswert) unter 40 000 Euro bleibt, könnte der MPS sogar eine echte 6-Sucht auslösen.

Technische Daten Reihen-Vierzylinder • Turbolader • Benzindirekteinspritzung • vier Ventile pro Zylinder •zwei obenliegende Nockenwellen • Hubraum 2261 cm3 • Leistung 191 kW (260 PS) bei 5500/min • max. Drehmoment 380 Nm bei 3000/min • Allradantrieb • Sechsgang • Einzelradaufhängung vorn und hinten • Länge/Breite/Höhe 4765/1780/1430 mm • Reifen 215/ 45 R 18 Y • 0–100 km/h in 6,6 s • Preis rund 40.000 Euro