Fahrbericht Porsche Cayman S
Cayman mit Biß

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Nur ein Boxster mit Dach oder schon ein kleiner Elfer? AUTO BILD war mit dem neuen Porsche unterwegs. Letzte Erprobungsfahrten durch Südafrika.
Täglich acht Stunden Fahrtests
Mitten im Gespräch dreht Helmut Widmaier sich plötzlich weg, schnappt sich ein Mikrofon und krabbelt nach hinten, Richtung Heckscheibe. Nicht, daß Widmaier besonders unhöflich, unser Gespräch besonders langweilig oder der Kofferraum besonders spannend wäre. Nein, mit alldem hat das merkwürdige Verhalten meines Copiloten nichts zu tun. Rein gar nichts. Dieser Mann hat ganz einfach eine Aufgabe zu erfüllen.
Helmut Widmaier (51) ist überzeugter Schwabe, seit 27 Jahren bei Porsche und seit vergangenem Jahr verantwortlicher Projektleiter für den Cayman. Und in dieser Funktion gehört das Aufspüren von unerwünschten Klappergeräuschen nun mal zu seinem Job. Daß er den auch während der Fahrt über staubige Pisten und mitten im Satz mit vollem Einsatz erledigt, kann man ihm nicht wirklich ankreiden. Schließlich habe ich mich zwischen ihn und das Steuer seines neuen Babys gedrängt, begleite den Porsche-Mann bei den letzten Erprobungsfahrten durch Südafrika.
Der neue Cayman lohnt die körperliche Anstrengung allemal. Genau wie den hohen finanziellen und menschlichen Einsatz. In drei Baustufen reißen die Prototypen über zwei Millionen Testkilometer ab, die etwa zweiwöchigen Erprobungsabschnitte sehen täglich acht Stunden Fahrtests plus zwei Stunden Ergebnisdiskussion vor – mindestens. Wochenende? Was ist das? Herausgekommen ist in diesem Fall ein Coupé in Reinkultur – so klar wie der Morgen am Kap und so angriffslustig wie die Haie vor Südafrikas Küste.
Helmut Widmaier (51) ist überzeugter Schwabe, seit 27 Jahren bei Porsche und seit vergangenem Jahr verantwortlicher Projektleiter für den Cayman. Und in dieser Funktion gehört das Aufspüren von unerwünschten Klappergeräuschen nun mal zu seinem Job. Daß er den auch während der Fahrt über staubige Pisten und mitten im Satz mit vollem Einsatz erledigt, kann man ihm nicht wirklich ankreiden. Schließlich habe ich mich zwischen ihn und das Steuer seines neuen Babys gedrängt, begleite den Porsche-Mann bei den letzten Erprobungsfahrten durch Südafrika.
Der neue Cayman lohnt die körperliche Anstrengung allemal. Genau wie den hohen finanziellen und menschlichen Einsatz. In drei Baustufen reißen die Prototypen über zwei Millionen Testkilometer ab, die etwa zweiwöchigen Erprobungsabschnitte sehen täglich acht Stunden Fahrtests plus zwei Stunden Ergebnisdiskussion vor – mindestens. Wochenende? Was ist das? Herausgekommen ist in diesem Fall ein Coupé in Reinkultur – so klar wie der Morgen am Kap und so angriffslustig wie die Haie vor Südafrikas Küste.
Schnappschüsse werden nicht gern gesehen
Technisch basiert der Zweitürer auf dem offenen Boxster, optisch macht er allerdings einen völlig eigenständigen und überraschend aufreizenden Eindruck. Ohne Elfer oder Boxster bloß zu kopieren, macht die Schnauze im Rückspiegel sofort klar: Porsche im Anflug – weg da!
Wenn der geduckte, gegenüber dem Boxster minimal gewachsene (Länge + 12, Höhe + 13 mm) Cayman dann vorbeifliegt, möchte ich den Augen-Blick für die Ewigkeit auf meiner Netzhaut speichern. Die zwischen den lüstern gewölbten Kotflügeln flach auslaufende Heckklappe versprüht die Erotik der Bikini-Schönheiten am Strand von Kapstadt. Von mir kriegt die Ansicht "Dreiviertel-schräg-von-hinten" jedenfalls den Jennifer-Lopez-Gedächtnispreis. Welch POesie in Blech ...
Für solche Hinter(n)gedanken hat Heinz Bernhard, Leiter Erprobungskoordination und seit 30 Jahren unterwegs in Sachen Porsche, im Moment kein Auge. Er prescht in seinem Cayenne S vor, stellt sich den zufällig am Straßenrand knipsenden Touristen vor die Linse und winkt uns über Funk weiter. Reine Vorsichtsmaßnahme. Da offizielle Fotos während unserer Testfahrt noch nicht veröffentlicht waren und der Cayman in der schwächsten Tarnungsstufe unterwegs ist, werden Schnappschüsse gar nicht gern gesehen.
Warum dann also nicht stärker verkleiden? Widmaier grinst: "Weil sonst zum Beispiel Windgeräusche nicht zu beurteilen wären." Und kräftige Scherwinde gibt es hier am Südzipfel Afrikas reichlich. Genau wie schlechte Straßen, miesen Sprit, unglaubliche Staub- und Schotterpisten sowie endlose Asphaltbänder durchs Nirgendwo. Alles Dinge, die Touristen ungefähr so lieben wie einen Monat Dauerregen, die bei den Porsche-Profis aber hoch im Kurs stehen.
Wenn der geduckte, gegenüber dem Boxster minimal gewachsene (Länge + 12, Höhe + 13 mm) Cayman dann vorbeifliegt, möchte ich den Augen-Blick für die Ewigkeit auf meiner Netzhaut speichern. Die zwischen den lüstern gewölbten Kotflügeln flach auslaufende Heckklappe versprüht die Erotik der Bikini-Schönheiten am Strand von Kapstadt. Von mir kriegt die Ansicht "Dreiviertel-schräg-von-hinten" jedenfalls den Jennifer-Lopez-Gedächtnispreis. Welch POesie in Blech ...
Für solche Hinter(n)gedanken hat Heinz Bernhard, Leiter Erprobungskoordination und seit 30 Jahren unterwegs in Sachen Porsche, im Moment kein Auge. Er prescht in seinem Cayenne S vor, stellt sich den zufällig am Straßenrand knipsenden Touristen vor die Linse und winkt uns über Funk weiter. Reine Vorsichtsmaßnahme. Da offizielle Fotos während unserer Testfahrt noch nicht veröffentlicht waren und der Cayman in der schwächsten Tarnungsstufe unterwegs ist, werden Schnappschüsse gar nicht gern gesehen.
Warum dann also nicht stärker verkleiden? Widmaier grinst: "Weil sonst zum Beispiel Windgeräusche nicht zu beurteilen wären." Und kräftige Scherwinde gibt es hier am Südzipfel Afrikas reichlich. Genau wie schlechte Straßen, miesen Sprit, unglaubliche Staub- und Schotterpisten sowie endlose Asphaltbänder durchs Nirgendwo. Alles Dinge, die Touristen ungefähr so lieben wie einen Monat Dauerregen, die bei den Porsche-Profis aber hoch im Kurs stehen.
Was hier nicht klappert, klappert nirgendwo
Zwar kriecht der Staub in alle Ritzen des Autos und in jede Pore des Fahrers, doch nur so läßt sich die Qualität erfahren. "Was hier nicht klappert, klappert nirgendwo auf der Welt", weiß Versuchsingenieur Jan Roth. Die sehr rauhen, teilweise rabiaten Straßen hier am Kap entlarven tatsächlich jedes Zirpen.
Weshalb die Porsche-Jungs jede Ausbesserung "ihrer Testrecken" verfluchen. In unserem Wagen melden sich die Verkleidung der Heckklappe und irgendwas an der B-Säule. Roth nimmt immer wieder innigen Kontakt zu selbiger auf und lauscht ihr ergriffen. Die Türfächer sind es nicht. Hier erproben die Porsche-Tüftler gerade zwei unterschiedlich harte Federn, die zum Zuhalten der Klappen auch bei Überschlägen sein müssen. Die Suche geht also weiter. Bei der großen Klappe ist man da schon weiter. Dickere Gummikeder halten die Kunststoffverkleidung stärker auf Spannung. So vergrößert sich das Spaltmaß zwar ein wenig, aber es herrscht Ruhe.
Wir geben wieder Gas und lauschen dem trompetenden Sound des Sechszylinder-Boxers, der es dank größerer Bohrung auf 3,4 Liter Hubraum und 295 PS bringt. Ergibt den einmaligen Effekt, daß wer rechts zutritt ein breites Grinsen provoziert. Wie gestochen schießt der Cayman davon, dreht mit potent-provokanter Lässigkeit Richtung 7000 Touren und wirbelt so präzise mit den sechs Gängen wie ein Meister-Jongleur mit seinen Keulen. Dieser Porsche geht höllisch voran und ist so hellwach wie einst der 993.
Technische Daten, Fahrleistung und Preis
Mit seinem scharfen Handling und der unbändigen Kurven-Gier dürfte er dem aktuellen 911 schwer zu schaffen machen. Vom Preis mal ganz abgesehen. Auch wenn der Cayman S freche 7225 Euro teurer ist als sein offener Gen-Spender – ein Carrera kostet mindestens 16.671 Euro mehr. Kleine Wette: Im direkten Vergleich gewinnt der kleine Bruder. Der im Herzen Südafrikas auch gern beweist, daß er ein Großer ist.
Hier fahren die Schwaben Hochgeschwindigkeits-Tests. Konkret: Gaspedal aufs Bodenblech und mit 275 km/h ab durch die Wildnis, wo maximal 120 km/h erlaubt sind. Doch nicht mal Polizisten mit Radarpistolen bremsen die Vollgas-Versuche. Denn wenn der Cayman S am Beamten vorbeigedonnert ist, läßt der enttäuscht seine "Waffe" sinken. "Government approved highspeed testing vehicle" prangt schwarz auf gelb am Heck.
Heißt, die südafrikanische Regierung hat schon kassiert. Rund um Appington gibt es ausgewählte Strecken, auf denen gegen Gebühr hemmungslos geballert werden darf. Sollten Sie in Zentralsüdafrika also mal sehr zügig von einer wilden Meute Porsche überholt werden, denken Sie daran: Die Jungs sind nicht unhöflich, die machen nur ihre Arbeit ...
Technische Daten Sechszylinder-Boxer • vier Ventile pro Zylinder • vier obenliegende Nockenwellen • Hubraum 3368 cm³ • Leistung 217 kW (295 PS) bei 6250/min • max. Drehmoment 340 Nm bei 4400/min • Heckantrieb • Sechsgang • Einzelradaufhängung vorn und hinten • Kofferraum vorne150 l, hinten 260 l • Tank 64 l • Länge/Breite/Höhe 4341/1801/1305 mm • Reifen 235/40 265/40 ZR 18 • Leergewicht 1340 kg • Spitze 275 km/h • 0–100 km/h in 5,4 s • EU-Verbrauch 10,6 l/100 km • Preis 58.529 Euro
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