Serien-Auspuff ist optische Täuschung

Raucher sterben früher – Rauchen verursacht Lungenkrebs – Schützen Sie Kinder – Lassen Sie sie nicht Ihren Gummirauch einatmen – Ihr Arzt oder Apotheker kann Ihnen dabei helfen, das Rauchen aufzugeben – Rauchen macht sehr schnell abhängig: Fangen Sie gar nicht erst an! – Rauchen läßt Ihre Haut altern – Rauchen kann die Spermatozoen schädigen und schränkt die Fruchtbarkeit ein – und so weiter. Von all diesen Sprüchen unbeeindruckt, raucht die Redaktion AUTOTUNING doch ganz gerne und oft. Gemeint sind natürlich nicht die ekligen Glimmstengel, sondern qualmende Pneus geiler Kisten, die wir ab und zu zum Tuning-Test auf unseren Hof gestellt bekommen.

Ein Burnout-Kandidat der Extraklasse hatte sich schon länger angekündigt. Jasmin Väth von Väth Motorentechnik versprach uns einen weißen Leckerbissen, den "ihr nicht so schnell vergessen werdet". Hmmm, was sollte das denn sein? Eine fette S-Klasse Stretch mit 600 PS? Oder ein getunter SLR McLaren? Nein, auf unseren Hof rollte ein schneeweißer Mercedes SLK mit dem Beinamen "V58". V für Väth und 58 für den Hubraum. 5,8 Liter statt 5,5 Liter im SLK 55 AMG? 0,3 Liter mehr, was soll das schon Unvergeßliches bringen? Und dazu noch mit Serien-Auspuffanlage...

O.k., nach kurzer Begutachtung ging es gleich zum "Rauchen" zu unserer Teststrecke. Hääää, Serienauspuff? Was diese vier Rohre da hinten für eine Musik fabrizieren, kann nicht Serie sein. Beim Studium des Datenblatts werden wir aufgeklärt. Unter dem SLK sorgt eine 6000 Euro teure Edelstahl-Sportauspuffanlage samt Metall-Kats für einen Hörgenuß allerfeinster Art. Die Endrohre sind nur optische Täuschung.

Einfach geil, dieser Gummi-Geruch

Nach ein paar Burnies zum Anwärmen der Yokohama-Gummis geht es an das AUTOTUNING-Test-Prozedere. Null auf 100 in 4,7 Sekunden? Wow, 0,3 schneller als AMG. Für die Vmax gehen wir auf die Autobahn. Dank elektronischer Aufhebung und digitalem Tacho sehen wir am Ende 305 statt 250 km/h bei AMG. Nicht schlecht, dieses kleine weiße Monster. Doch so richtig unvergeßlich war das noch nicht.

Vielleicht sollten wir es mal richtig qualmen lassen? O.k., ESP ausschalten, 7-Gang-Automatik auf manuellen 1. Gang, mit dem linken Fuß die Bremse und mit dem rechten Vollgas! Es vergehen einige Sekunden bis endlich ein breites Grinsen auf unseren Gesichtern erkennbar wird. Eine dicke Qualmwolke bildet sich, man könnte denken, der Wald brennt. Wir machen kurz Pause und wiederholen das Spiel noch einmal. Das ist einfach geil, der Geruch von Gummi und teuren V-Power-Abgasen.

Nach den Burnies drehen wir noch schicke Runden durch die Stadt. Mal sehen, wie der V58 ankommt. Die dicken 19-Zöller mit schwarzem Stern sollten schon Hingucker sein. Und wenn der Betrachter genauer hinsieht, müßten ihm die dicken Acht-Kolben-Bremsen auffallen. Diese Teile beißen derart stark in die gelochten 380-Millimeter-Scheiben, daß einem bei voller Verzögerung das Hirn nach vorne schwappt.

Spritztour: Die Ladies sind beeindruckt

Vor uns in der Cafeteria sitzen zwei hübsche Frauen. Kurz runtergeschaltet, der V8 gibt einen netten Sound von sich. Und siehe da, die Girls verrenken ihre Köpfe. Etwa nach uns? Wir halten an und fragen nach. "Was wollt ihr denn? Uns oder die Karre?" – "Natürlich das Cabrio. Das hat wohl mächtig Power?" – "Ja, schlappe 410 PS, reicht das? Wie wär’s mit 'ner Spritztour?"

Kollege Didi setzt sich zu der brünetten Dame an den Tisch, die Blondine steigt zu mir in den Väth. Wir fahren zum Warmwerden erst mal über Landstraßen, dann schön mit 220 über die Bundesstraße, natürlich "oben ohne". Der Lady neben mir scheint es zu gefallen. Als wir dann aber eine Abzweigung in allerfeinstem Drift umrunden, reicht es ihr doch. "Bitte zurück zur Cafeteria", bröckelt aus ihrem Mund. Am Lokal angekommen wurde noch ein knappes "bis bald" gemurmelt, und ab ging’s erneut in Richtung Teststrecke. Denn schließlich wollen wir’s noch mal richtig rauchen lassen!