Ferrari LaFerrari
Die Flügeltüren öffnen weit nach vorn, der Einstieg gelingt ohne große Verrenkungen.
Maranello, Montagmorgen. Regenwahrscheinlichkeit 99 Prozent. Niederschlagsmenge 8,5 mm. Luftfeuchtigkeit 96 Prozent. Stimmung am Nullpunkt. Kurzes Selbstgespräch als spontane Antidepressions-Therapie: Der LaFerrari ist auch nur ein Auto, die Stabilitätskontrolle schafft das schon, du kennst doch die Strecke, vielleicht hört es sogar bald auf zu regnen. Dann rattert das Rolltor hoch und zwei Scheinwerfer werfen ihre gleissenden LED-Kegel auf die Start-Zielgerade der weltuntergangs-grauen Ferrari-Teststrecke. Der Cheftester Raffaele de Simone bittet zum Tanz. Überall Aquaplaning. "Da musst du in Fiorano eine etwas andere Linie  fahren. Und bitte Finger weg vom Manettino (ESP-Regler).                         

Alle 499 LaFerrari sind längst verkauft

Ferrari LaFerrari
Das Lenkrad ist fast viereckig, dahinter die großen Schaltwippen für das DSG.
Der rudimentäre Sitz des LaFerrari ist fix mit der Karosserie verbunden, die verstellbare Pedalerie schafft nicht genug Platz für extralange Beine. Der Schwerpunkt liegt mit 375 mm um 65 mm tiefer als im 458, mit dem sich der LaFerrari den Radstand teilt. Die um 60 mm abgesenkte Sitzposition verändert die Wahrnehmung. Der farbige TFT-Bildschirm wirkt plötzlich  fast wie ein Head-up-Display, das erstmals fast viereckige Lenkrad  dreht sich dicht vor der Brust, der Scheitel sucht und findet seinen Freiraum direkt unter der Flügeltür. Weil sich der breite Schweller nach vorne verjüngt, braucht es zum Ein- und Aussteigen keine Schlangenmenschen-Ausbildung mehr. Trotzdem gilt es hier, 963 PS zu zügeln. Im LaFerrari konzentriert sich das kombinierte Drehmoment von "mehr als 900 Nm" auf die Hinterräder. Die werden entsprechen schnell warm und bauen zügig Grip auf, verändern aber das Fahrverhalten in Richtung Untersteuern.Die technischen Daten des LaFerrari lesen sich wie ein Auszug aus Grimms Märchen: 0-100 km/h in unter drei Sekunden, 0-200 km/h in unter sieben Sekunden, 0-300 km/h in 15 Sekunden, Spitze über 350 km/h, Verbrauch 14,1 Liter. Es gibt zwar eine Steckdose, und unter der Fahrgestellnummer steht in grünen Lettern der Zusatz "Hybrid Vehicle", doch der LaFerrari ist kein besonders sparsamer Plug-in, sondern ein auf Leistung getrimmter Parallelhybrid – 330 g CO2/km sprechen eine klare Sprache. Für die Kunden spielt das keine Rolle: Alle 499 LaFerrari sind längst verkauft, zum Stückpreis von 1.190.000 Euro. In der Bildergalerie erfahren sie das Wichtigste über die Fahreigenschaften.

Von

Georg Kacher