FFB Tabbert Europa 560: Wohnmobil-Test
FFB Tabbert Europa 560: Wohnmobil-Klassiker für Einsteiger

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19.990 Euro kostet dieser betagte FFB Europa 560 aus dem Jahr 1994. Der 5,72 Meter lange klassische Alkoven ist mit gerade mal 125.800 Kilometern auf der Uhr ein interessanter Kandidat für Fans. AUTO BILD REISEMOBIL checkt den Oldie in spe!
Bild: Christoph Boerries / AUTO BILD
Früher war alles besser? Zumindest bei Wohnmobilen trifft diese Binsenweisheit bestimmt nicht pauschal zu. Aber es gab tatsächlich eine Reihe von Charaktertypen, die heute verschwunden zu sein scheinen. Und wenn man doch ein Exemplar in freier Wildbahn antrifft (oder wie AUTO BILD REISEMOBIL bei der Wohnmobil-Galerie in Hohenaspe), dann ist ein unwillkürliches Lächeln quasi programmiert.
Unser 1994 erstmals zugelassenes Alkovenmobil ist solch ein Fall. Nach 28 Jahren und 125.849 Kilometern sucht das umfangreich überarbeitete Fahrzeug für 19.990 Euro einen neuen Fan.
FFB Tabbert Europa 560: in die Jahre gekommener Edel-Alkoven
Das ist er: Ein in die Jahre gekommener Edel-Alkoven. Anfang der Neunziger stand der 5,72 Meter lange FFB Europa 560 für geschliffene Detaillösungen und hohen Reisekomfort aus dem Hause Tabbert. Die umlaufende Beplankung setzt zumindest optisch dynamische Akzente. Damals war die Dachkonstruktion aus doppelwandigem GFK richtungsweisend, denn die Formen setzten reichlich Know-how im Tiefziehen von Kunststoffen voraus.
31 Millimeter Dämmung in den Wänden bzw. 40 Millimeter an der Bodenplatte zeugen von einer wintertauglich ausgelegten Isolierung. Und er war eine rollende Bettenburg: Nicht weniger als fünf Schlafplätze auf drei Betten verteilt sind auch heute noch der Traum vieler Familien. Zwei Jahre vor dem H-Kennzeichen freuen wir uns über den kultigen Charakter des Mobils und nehmen Makel wie das antiquierte Basisfahrzeug und die teilweise deutlichen Gebrauchsspuren mit Milde zur Kenntnis.

Das Ambiente ist barock und zugleich großzügig. Die Polsterstofferneuerung mit verschiedenen Stoffarten gleicht leider einem Flickenteppich.
Bild: Christoph Boerries / AUTO BILD
Ausgebesserte Aufbaunähte sind in dieser Altersklasse eher die Regel als die Ausnahme, Wassereinbrüche leider ebenfalls nicht auszuschließen. Im Falle unseres Fotofahrzeugs sind diverse Ausbesserungsarbeiten durch einen Stapel Werkstattrechnungen belegbar. Trotzdem ist es ratsam, den Aufbau und die Bodenplatte genauestens auf Beschädigungen zu kontrollieren. Kenner dürfte bereits beim Betreten die Qualität des Möbelbaus begeistern.
Massivholzfronten aus gebeizter Esche und noch immer voll funktionsfähige Beschläge sind nach fast drei Jahrzehnten alles andere als selbstverständlich. Eine daumendicke Teppichkaschierung an der Decke müht sich um Gediegenheit und optimale Wärme- und Geräuschdämmung. Leider handelte der Vorbesitzer dem Fahrzeugniveau nicht lückenlos angemessen und erneuerte die Polsterbezüge offenbar etappenweise, sodass nun drei unterschiedliche Muster leichte Disharmonie erzeugen.
Platz für bis zu fünf Personen
Das hat er: Alle entscheidenden Ausstattungsmerkmale, um sich mit bis zu fünf Personen ins Reisemobilabenteuer zu stürzen. Klar bleibt grundriss- und größenbedingt das ganz große Raumerlebnis auf der Strecke. Aber die Funktion zählt. Der Alkoven beherbergt ein flach bauendes Doppelbett, bietet jedoch nur rund 55 Zentimeter Bewegungsfreiheit in der Höhe.
Die zum zweiten Doppelbett umbaubare Vierer-Dinette hinten ist der Klassiker schlechthin. Praktisch ist das angenehm helle Duschbad mit vollwertigem Fenster im Heck. Daneben gibt es eine ebenfalls zur Schlafzone umbaubare Zweiersitzgruppe. Zumindest für die Zubereitung kleinerer Mahlzeiten reicht der kleine Küchenblock mit Spüle, Gaskochfeld und Kühlschrank auf der Beifahrerseite locker aus. Ob man mit dem angebotenen Schrankvolumen auskommt, ist jedoch ein anderes Thema: Hier macht sich die überschaubare Gesamtlänge bemerkbar.
Potenziell ein rollendes Verkehrshindernis
So fährt er: Wie aus einem Reisemobil-Land vor unserer Zeit. Zwar ist im Testwagen immerhin der damals 7715 Mark teurere 2,5-Liter-Turbodieselmotor mit 95 PS verbaut, doch man bleibt auch mit 216 Newtonmeter Drehmoment stets ein potenzielles rollendes Verkehrshindernis. Auf ebenen Autobahnen ist Tempo 90 bis 100 empfehlenswert. Nur ausgeglichene Persönlichkeiten werden in dieser Wanderdüne glücklich. Immerhin wirkt das Fahrwerk fit, und auch Lenkung und Bremse zeigen keinerlei Auffälligkeiten.
Relevante Sicherheits-Goodies wie Airbags, ABS oder der Schleuderschutz ESP sind jedoch noch nicht Bord. Zur Klimatisierung während der Fahrt gibt es lediglich eine Lüftung und manuelle Seitenfenster im Fahrerhaus. Und für die Fondpassagiere stehen epochentypisch nur Beckengurte zur Verfügung. Das Gleiche gilt für Fahr- und Rangierassistenten. Für die wenig ergonomische Sitzposition auf den zierlichen Vordersitzen entschädigt ein wenig die kultige Revolverschaltung des Getriebes. Kult und Charakter haben eben wenig mit Bedienkomfort zu tun.
Technische Daten
Motorisierung
Vierzylinder/vorn quer
Leistung
Hubraum
Drehmoment
Höchstgeschwindigkeit
Getriebe/Antrieb
Tankinhalt/Kraftstoffsorte
Länge/Breite/Höhe
Radstand/Bereifung
Leergew. fahrbereit/Zuladung (Testmobil)
Anhängelast (gebremst/ungebremst)
Material Wand/Dach/Boden
Liegefläche Alkoven L x B
Liegefläche Mitte L x B
Liegefläche Heck L x B
Kühlschrank inkl. Eisfach
Herd
Bordbatterie
Frisch-/Abwassertank
Gasvorrat/Heizung
Testverbrauch
Grundpreis (1991, 2.5 TD)
Fazit
Der bezahlbare Spaß mit dem Alkoven-Exoten kompensiert das erhöhte Reparaturrisiko und den geringen Fahrkomfort.
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