Fiat Abarth 595 SS/Abarth 595 Competizione: gestern und heute
Abarth gestern und heute
—
Traditionell fuhren sie den Großen vor der Nase rum: Die Kreationen von Carlo Abarth waren auf Rennerfolge abonniert. Heute treffen zwei Generationen aufeinander: 595 SS und 595 Competizione.
Wer sich für Abarth interessiert, stößt früher oder später auf Leo Aumüller. Der drahtige und äußerst aktive 75-Jährige, ehemaliger Rennfahrer und Kfz-Mechaniker aus dem fränkischen Schönbrunn im Steigerwald, gilt als einer der versiertesten Abarth-Experten weltweit. Für uns also die erste Adresse, als es um die Suche nach einem angejahrten Pendant zum Abarth 595 Competizione für diese Alt-neu-Gegenüberstellung ging. Die Leidenschaft des Fiat- und Abarth-Experten erschöpft sich nicht im Restaurieren von oder Schrauben an Abarth-Preziosen. Aumüller verfügt zudem über eine der größten Abarth-Sammlungen überhaupt.
Mehr Hubraum, höhere Verdichtung, Sportvergaser – das Tuning mündet in 32 PS.
Auch ein 595 SS von 1963, der ein halbes Jahrhundert alte Namensvetter des aktuellen Abarth 595 Competizione, ist in Aumüllers Besitz. "Das Nardi-Holzlenkrad und die Instrumente waren damals begehrte Extras", erklärt Aumüller und fährt im kleinen 595 SS mit 32 PS voraus. Kostete der Abarth 595 SS in den 60ern neu rund 6000 D-Mark – was damals eine Menge Geld war –, kann man für ein derart gut erhaltenes, unrestauriertes Exemplar heute gut 40.000 Euro auf den Tisch legen. Ob man dem 500 Kilogramm leichten Floh wirklich die möglichen 130 km/h Höchstgeschwindigkeit abpressen muss, ist zumindest fraglich, denn das Fahrverhalten ist nicht frei von Überraschungen, etwa einem vorwitzig um die Ecke blinzelnden Heck oder einem nicht ganz so perfekten Geradeauslauf.
Der 595 der Neuzeit spielt mit der klassischen Form, ohne gewollt zu wirken.
Der 595 Competizione (Basis Fiat 500 Abarth/Abarth 500) hat keine Mühe zu folgen. Das liegt nicht nur an den 160 PS, sondern auch an 50 Jahren Differenz in der Fahrwerksentwicklung, die dem 595 SS ein nicht unheikles, dem Competizione dagegen ein problemloses Fahrverhalten beschert. Seine Leistungssteigerung geschieht ohne Vergrößerung des Hubraums auf elektronischem Wege, die kernig klingende Auspuffanlage "Record Monza" zaubert dicken Sound aus dünnem Hubraum und verbessert zudem das Ansprechverhalten des Turboladers bei mittleren Drehzahlen. Gemessen an den seitenhalt- und kopfstützenlosen Sitzen des Winzlings von 1963 bieten die "Abarth Corse by Sabelt"-Schalensitze sportlichen Halt und animieren zum flotten Kurvenerkunden.
Ein wundervoller Ausflug in die frühen Jahre des Tunings, als man Autos noch frisierte und Abarth Rennerfolge in Serie einfuhr. Heute versucht Fiat, an die glorreiche Vergangenheit anzuknüpfen. Sogar ein Markenpokal wurde mit der Trofeo Abarth Europa ins Leben gerufen. Ob der Name noch mal so funkelt wie früher?