Den Fitness-Tracker Whoop sieht man immer häufiger an den Armen der Profis und in der Werbung – zumindest im Radsport. Dabei hat das Armband kein Display und muss im Abo-Modell bezahlt werden. Langfristig kommen nach einem Jahr Kosten in Höhe von mindestens 264 Euro bei der preisgünstigsten Jahresmitgliedschaft zusammen. Lohnt sich das denn?
Whoop 4.0, Test
Die Whoop-Armbänder gibt es in vielen unterschiedlichen Ausführungen – neben den unterschiedlichen Farben gibt es auch ein Hydra-Kit für den Gebrauch im Wasser.
Bild: Hersteller

Der Coach am Handgelenk

Der Whoop 4.0 ist im weitesten Sinne ein Gesundheitsmonitor, der sich auf die Analyse von Körperdaten spezialisiert hat. Dazu zählen Werte wie Herzfrequenz, Herzfrequenzvariabilität, Ruheherzfrequenz, Atemfrequenz, Sauerstoffsättigung und Hauttemperatur. In der App wird die Qualität des Schlafs, der Erholung und der Belastung ermittelt; zusätzlich gibt die Uhr die verbrauchten Kalorien über den Tag hinweg an und spielt seit Kurzem auch einen Stress-Monitor aus.
Für all diejenigen, die täglich effizient trainieren wollen, bietet Whoop mit dem 4.0-Modell alles, was es braucht, um das Belastungslevel vorab auszuloten. Die Kombination der einzelnen Werte zeigen Nutzern und Nutzerinnen schon früh am Tag, welche Trainingsintensität optimal sein wird. Die Erholung wird in drei Bereiche eingeteilt: Grün – der Körper ist bereit für einen anstrengenden Tag, Gelb – der Körper ist bereit für mäßige Anstrengung und Rot – der Körper braucht Ruhe.
Je besser man sich erholt, desto leistungsfähiger ist man im Allgemeinen. Die Whoop-App bietet Handlungsempfehlungen, die es ermöglichen sollen, das maximale Potenzial der körperlichen Leistungsfähigkeit auszuschöpfen, indem man dem Körper Erholung gönnt, wenn er sie braucht und die anstrengendsten Einheiten absolviert, wenn der Körper bereit dafür ist.
Whoop 4.0, Test
Nach jeder Trainingseinheit wird die Intensität je nach Herzfrequenzbereichen angezeigt und ein Fazit zur Einheit ausgespielt. Die wöchentliche Analyse ordnet zudem die Belastung ein.
Bild: Franziska Schwenk

Keine Informationen ohne Smartphone

Während des Trainings bietet das Armband, anders als Sportuhren mit Display, keinen Mehrwert. Schließlich zeigt der Tracker keine Informationen an und ist dadurch für die Zeit während des Trainings unbrauchbar.
Da die gesamte Steuerung über das Smartphone läuft, ist die Whoop-App fundamental, um einen Einblick in die erfassten Daten und Analysen zu erhalten. Der Upload der Sensor-Daten im Armband dauert dabei erstaunlich lange. Mehrere Minuten Wartezeit muss man nach dem Training für die Übertragung einplanen. Dafür sind die Informationen vielseitig und ausführlich aufbereitet.
Die App unterteilt das Training in Intensitätszonen nach Zeit. Zusätzlich bekommt der Nutzer einen Hinweis, indem der Effekt dieser Einheit (in Relation zum sonstigen Training) betont wird. Beispielsweise steht dort der Hinweis "Aufbau von aerobar Fitness und Kraft". Die Trainingseinheiten werden zudem in einem wöchentlichen Trend verarbeitet, der den wöchentlichen Anteil der jeweiligen Trainingsintensitäten zeigt. Zum anderen wird der 7-Tage-Zeitraum ins Verhältnis zu den vorherigen Wochen gesetzt. Dadurch hat man stets einen guten Überblick, über die Entwicklung der Belastungszeiten und Belastungsintensitäten.

Whoop 4.0, Test
Whoop überwacht die Schlafzyklen, das Schlafdefizit, die Schlafleistung und die Schlafqualität, damit man weiß, wie viel Schlaf man jede Nacht benötigt.
Bild: Hersteller

Besser schlafen dank Whoop

Whoop 4.0 geht bei der Analyse der Schlafdaten in die Tiefe. Wochenübersichten geben tiefe Einblicke und der Schlafcoach gibt eine Empfehlung für die Schlafdauer. Eine intelligente Schlafphasen-Weckfunktion weckt per Vibrationswecker zu einer bestimmten Zeit, oder in einem bestimmten Zeitfenster, wenn die Erholung ausreicht und die Schlafphase besonders leicht ist. In der Praxis funktionierte das einwandfrei und ließ uns ein ums andere Mal sanft erwachen.
Zusätzlich befragt Whoop jeden Morgen die Schlafhygiene des Vortags. Dazu gehört beispielsweise: Alkoholkonsum, Blaulicht vor dem Einschlafen, der zeitliche Abstand zwischen dem Zubettgehen und der letzten Mahlzeit. Trägt man diese Informationen über mehrere Wochen ein, bekommt man im Verlaufe der Zeit Hinweise, inwieweit sich ein bestimmtes Verhalten auf die Qualität des Schlafs auswirkt.

Stress messen

Eine Funktion, die der amerikanische Hersteller erst vor Kurzem eingeführt hat, ist der Stress-Monitor – er soll das Stress-Niveau in Echtzeit anzeigen. Den Algorithmus zur Messung von Stress entwickelte Whoop mit Mitgliedern in einem Labor. "Untersucht wurden die Auswirkungen stressiger und entspannender Aktivitäten auf Herzfrequenz und Herzfrequenzvariabilität sowie die Auswirkungen leichter körperlicher Aktivität, Kälteeinwirkung, Atmung und kognitiver Herausforderungen auf Herzfrequenz und Herzfrequenzvariabilität. Die Forschung zeigte, dass Veränderungen der Herzfrequenz mit Veränderungen des systolischen und diastolischen Blutdrucks, klassischen Stressmarkern, korrelierten", so der Hersteller.
Whoop 4.0, Test
Der Stress-Monitor zeigt das Stresslevel in Echtzeit an. Außerdem führt die App durch Atemübungen, die helfen sollen, das Stresslevel zu senken.
Bild: Hersteller

Zusätzlich zur Stressmessung in Echtzeit kann man sehen, wie sich das Stresslevel im Laufe des Tages und im Laufe der Zeit verhält und so Muster erkennen. Durch die Trends in der letzten Woche, im letzten Monat, in den letzten 6 Monaten und darüber hinaus soll man sehen können, wie sich bestimmte Aktivitäten – wie Radfahren oder Atemübungen – auf den Stress auswirken.

Länger nutzen, mehr bezahlen

Das Whoop-Armband ist im Abo-Modell im Preis inklusive. Für 12 Monate kommt ein monatlicher Beitrag von 30 Euro zusammen, für 24 Monate sind es 18,50 Euro und die Jahresmitgliedschaft kostet 264 Euro. Heißt: Je länger Sie den Fitnesstracker nutzen wollen, desto mehr müssen Sie zahlen. Das Whoop-4.0-Gerät inklusive Akku, Onyx-farbigem Band und lebenslanger Garantie ist kostenlos. Für all diejenigen, die den Sensor beim Trainings nicht am Handgelenk tragen wollen oder können, gibt es außerdem Produkte der Any-Wear-Kollektion. In den Kleidungsstücken kann der Sensor versteckt werden, der dann an anderen Körperstellen misst.
Ob sich das Whoop-Sportarmband im Abo-Modell lohnt, muss jeder für sich selbst abwägen. Für die Trainingseinheit nach Zeit, Distanz oder Herzfrequenz, ist das Armband nicht geeignet. Stattdessen spezialisiert er sich auf die Vor- und Nachbereitung und die Effektivität des Trainings. Wir finden: Der Whoop ist ein praktischer Begleiter für alle, die im (Trainings-)Alltag nach Perfektionismus streben. Allen anderen würden wir wohl eher eine Sportuhr mit Display ans Herz legen.