Formel 1
Die neuen Strecken der Formel 1

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Auf der Suche nach neuen Märkten und alter Spannung verschlägt es Bernie Ecclestone derzeit in Rennsport-Niemandsländer.
Mehr Rennen außerhalb Europas
Das Projekt stank von Anfang an zum Himmel. Eigentlich kein Wunder, dass nichts daraus wurde. In Nagatino, einer aus Müll und Schlacke-Abfällen künstlich entstandenen Halbinsel bei Moskau, sollte ab 2004 die Formel 1 rollen. Eine Milliarde US-Dollar hätte die 3,6 Kilometer lange Rennstrecke gekostet; inklusive Jachtklub, Hotels, Kasinos, Hubschrauberlandeplätzen. Vorverträge waren unterschrieben. Zweimal hatte Formel-1-Boss Bernie Ecclestone persönlich das schmuddelige Gelände besucht – und sich gewundert, dass die Bauarbeiten noch nicht einmal im Ansatz begonnen hatten.
Inzwischen wird in Nagatino gebaut, und zwar Wohnsiedlungen. Die Formel-1-Pläne hat die Moskauer Regierung gestoppt. Die geplante Osterweiterung erlebt ihren ersten Rückschlag. Doch die Erschließung von Neuland für die Formel 1 geht weiter. Ecclestone braucht neue Märkte, um Hersteller und Sponsoren zufrieden zu stellen, er braucht neue, attraktive Rennstrecken, damit die Fans neugierig bleiben. Und er will den Titel "Weltmeisterschaft" rechtfertigen. "Mehr Rennen außerhalb Europas können dem Sport nur gut tun", so der 71-Jährige.
Geburtsort des Globalisierungs-Projekts ist ein Backsteingebäude in Aachen. Dort zeichnen der Architekt Hermann Tilke und rund 100 Mitarbeiter GP-Kurse für alle Kontinente. Seinen Durchbruch schaffte der Hobby-Rennfahrer einst mit der Rennstrecke in Malaysia. Jetzt muss Tilke erneut gleich mehrfach tief ins motorsportliche Niemandsland vordringen.
Schon 1997 war China Reserve-Standort
• Nahe der Hauptstadt Manama entsteht der rund 5,4 Kilometer lange "Bahrain International Circuit". Baubeginn des 150-Millionen-Dollar-Projekts ist Anfang Oktober, die Bauzeit soll 14 Monate betragen. Schon 2004 kann das Königreich in den Kalender aufgenommen werden. "Die gesamte Anlage ist als Oase in der Wüste geplant", verrät Architekt Tilke. Über einen Kanal können Jachten vom Meer bis ins Fahrerlager schippern.
• Zu 99,9 Prozent, so versicherte Ecclestone, wird ab 2005 die Formel 1 in der Türkei Station machen. Der Formel-1-Boss hat die in Frage kommenden Städte Istanbul, Selçuk bei Izmir und Antalya bereits besucht. Intern soll sich der Brite aber schon für die Metropole am Bosporus ausgesprochen haben – favorisiert wird ein Grundstück unweit des neuen Olympiastadions. Der Tourismusindustrie würde das Rennwochenende geschätzte 70 Millionen Dollar bescheren.
• Schon 1997 war China Reserve-Standort der Formel 1. Der Kurs in Zhuhai, 60 Kilometer westlich von Hongkong, sollte später noch mal modernisiert und GP-tauglich gemacht werden. Doch irgendwann hörten die Chinesen einfach auf zu arbeiten. Das Projekt versandete. Seit Ende 2001 arbeiten Tilkes Leute nun an einer Strecke in Shanghai. "Wir sind bereit", sagt der Streckenbauer.
• Zu 99,9 Prozent, so versicherte Ecclestone, wird ab 2005 die Formel 1 in der Türkei Station machen. Der Formel-1-Boss hat die in Frage kommenden Städte Istanbul, Selçuk bei Izmir und Antalya bereits besucht. Intern soll sich der Brite aber schon für die Metropole am Bosporus ausgesprochen haben – favorisiert wird ein Grundstück unweit des neuen Olympiastadions. Der Tourismusindustrie würde das Rennwochenende geschätzte 70 Millionen Dollar bescheren.
• Schon 1997 war China Reserve-Standort der Formel 1. Der Kurs in Zhuhai, 60 Kilometer westlich von Hongkong, sollte später noch mal modernisiert und GP-tauglich gemacht werden. Doch irgendwann hörten die Chinesen einfach auf zu arbeiten. Das Projekt versandete. Seit Ende 2001 arbeiten Tilkes Leute nun an einer Strecke in Shanghai. "Wir sind bereit", sagt der Streckenbauer.
Fällt Spa neuen Strecken zum Opfer?
Der riesige chinesische Markt für die rund um die Königsklasse angepriesenen Produkte ist es auch. Ecclestones Entdeckungsreisen haben nun auch Ägypten und Thailand aufhorchen lassen. In Bangkok, heißt es, sei man neidisch auf Malaysia und deren GP in Kuala Lumpur. Da der WM-Kalender auch in Zukunft nicht mehr als 17 Rennen umfassen soll, müssen einige Länder fürchten, für die neuen Standorte geopfert zu werden.
Allen voran Ungarn, wo zuletzt statt der offiziell 70.000 Fans tatsächlich bestenfalls halb so viele Zuschauer an die Strecke kamen. Auch der langweilige Kurs macht Budapest zu einem Streichkandidaten. Ebenfalls gefährdet sein dürfte Imola. Ein Lauf pro Nation langt. Das gilt auch für Schumiland. Weil Hockenheim nach dem Umbau gerade den Vertrag bis 2008 verlängerte, könnte der Nürburgring Probleme bekommen.
Andere Länder, andere Sorgen: Belgien gerät ins Abseits, weil (wie bereits in Frankreich oder England) 2003 das Tabakwerbeverbot einsetzt. Und Brasilien könnten die Teams aus Kostengründen kippen wollen. Jeder außereuropäische Lauf kostet bis zu eine Million Euro an Reisekosten. Chefs kleinerer Teams mögen den Expansionskurs daher mit Skepsis betrachten. McLaren-Teamchef Ron Dennis jedoch glaubt, dass "neue Märkte und Sponsoren zusätzliche Kosten kompensieren werden". Für BMW-Motorsport-Direktor Mario Theissen gibt es nur eine Regel bei der Standortwahl: "Wir sollten einfach dort antreten, wo wir das größte Interesse wecken."
Allen voran Ungarn, wo zuletzt statt der offiziell 70.000 Fans tatsächlich bestenfalls halb so viele Zuschauer an die Strecke kamen. Auch der langweilige Kurs macht Budapest zu einem Streichkandidaten. Ebenfalls gefährdet sein dürfte Imola. Ein Lauf pro Nation langt. Das gilt auch für Schumiland. Weil Hockenheim nach dem Umbau gerade den Vertrag bis 2008 verlängerte, könnte der Nürburgring Probleme bekommen.
Andere Länder, andere Sorgen: Belgien gerät ins Abseits, weil (wie bereits in Frankreich oder England) 2003 das Tabakwerbeverbot einsetzt. Und Brasilien könnten die Teams aus Kostengründen kippen wollen. Jeder außereuropäische Lauf kostet bis zu eine Million Euro an Reisekosten. Chefs kleinerer Teams mögen den Expansionskurs daher mit Skepsis betrachten. McLaren-Teamchef Ron Dennis jedoch glaubt, dass "neue Märkte und Sponsoren zusätzliche Kosten kompensieren werden". Für BMW-Motorsport-Direktor Mario Theissen gibt es nur eine Regel bei der Standortwahl: "Wir sollten einfach dort antreten, wo wir das größte Interesse wecken."
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