Die Ehe McLaren und Honda steht offenbar kurz vor der Trennung. AUTO BILD MOTORSPORT erfuhr: Nach dem ersten freien Training am Freitag trafen sich McLaren-Anteilseigner Mansour Oijeh und McLaren-Geschäftsführer Zak Brown im Mercedes-Motorhome mit Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff, um über eine Motorlieferung für 2018 zu reden. "Ja, wir haben uns getroffen", gab Wolff auf Nachfrage auch zu.
Konkreter werden konnte und wollte er zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht. Aus gutem Grund: Mercedes hat kein Interesse daran, Honda zu schaden. Der Plan: Um ihr Gesicht zu wahren, soll Honda von sich aus bekannt geben können, dass man sich von McLaren trennen werde, um ab 2018 exklusiv mit dem Sauber-Team zusammenzuarbeiten.
McLaren
McLaren setzt 2018 wohl wieder auf Mercedes-Power
Hinter den Kulissen kracht es nach Informationen von ABMS gewaltig zwischen McLaren und den Japanern. Das Verhältnis ist so gut wie nicht mehr zu kitten. Um einer Vertragsstrafe im zweistelligen Millionenbereich zu entgehen, droht McLaren Honda sogar mit einer Gegenklage wegen Imageschädigung. McLaren hofft, dass die Japaner deshalb auf eine Klage wegen Vertragsbruch verzichten und so ohne finanziellen Verlust aus dem an sich auch für 2018 bestehenden Vertrag mit den Japanern herauskommen können.
Insider aus dem Fahrerlager schwören, dass die zweiwöchigen Schimpftiraden von McLaren-Superstar Fernando Alonso über den Honda-Motor System haben und vom Team sogar gewollt sind. Am Freitagnachmittag lästerte der Spanier im zweiten Training am Bordfunk über das angebliche Motor-Upgrade der Japaner: "Der neue Motor ist noch schwächer als der alte." Als er am Vormittag nach nur einer Runden mit einem kapitalen Motorschaden ausrollte, verließ er sogar das Fahrerlager und spielte im Hotel Tennis.
Alonso
Fernando Alonso hat genug von Hondas Motor-Misere
Und: Mercedes ist sogar bereit, Honda beim 2018er Motor auf die Sprünge helfen. Jedenfalls kam von Wolff zu entsprechenden Gerüchten bisher kein eindeutiges Dementi. "Keinen Kommentar", antwortete er erst am Freitag auf die Frage, ob Mercedes Honda bereits unterstütze, ergänzte dann: "Stand jetzt machen wir nichts für Honda."
Die Hilfe für Japan erfolgt derzeit durch AVL (Anstalt für Verbrennungskraftmaschinen List) in Graz. Die Österreicher sind Spezialisten für die Entwicklung von Antriebssträngen inklusive Verbrennungsmotoren, Hybridsystemen, Getriebe, Batterie, Elektrik und Elektronik mit dazugehöriger Simulation und Prüftechnik und haben zuletzt mehrere Mercedes-Ingenieure aus Stuttgart und Brixworth übernommen.
AVL entwickelte im letzten Jahr den neuen-Ferrari-Motor für 2017 mit, der jetzt fast auf Augenhöhe mit dem Klassenprimus von Mercedes ist. Außerdem errichtete AVL erst vor kurzem eine Dependance in Japan in der Nähe der Honda-Motorenfabrik. Dafür soll man jetzt schon Hardware im Wert von 15 Millionen Euro nach Japan geliefert haben.
Großer Profiteur könnte 2018 Sauber sein. Teamchefin Monisha Kaltenborn ist jedenfalls überzeugt: "Ich bin mir ganz sicher, dass Honda die momentanen Probleme in Zukunft lösen wird."

Von

Ralf Bach