„Ohne Worte“, war der einzige Kommentar, den Renningenieur Andrea Stella nach Rennende vom Ferrari-Kommandostand in Richtung Fernando Alonso funkte. Die Italiener wussten wohl selbst nicht, wie ihnen geschah. Mit Platz zwei in Ungarn fuhr Alonso am Sonntag das beste Saisonergebnis der Roten raus – und das ausgerechnet in Zeiten einer der größten Ferrari-Krisen in der Formel 1. 32 lange Runden auf den weichen Reifen waren am Ende der Schlüssel zum Erfolg: Alonso setzte die gewagte Strategie perfekt in die Tat um. Der Spanier verteidigte sich bis zum Schluss bravourös und musste wenige Runden vor dem Ziel lediglich Daniel Ricciardo auf frischen Pneus den Vortritt lassen.

Not zur Tugend gemacht

Alonso
Daumen hoch - vor allem für die eigene Performance: Fernando Alonso zeigte in Ungarn eine Meisterleistung
„Eine schöne Überraschung“, sagte Alonso nach seiner Glanzleistung vor den Toren Budapests. „Heute war es eine Kombination von Dingen, die das Rennen sehr schwer zu lesen gemacht hat.“ Doch am Ende lag genau hier Alonsos Stärke, er machte die Not zur Tugend. Das erste Ausrücken des Safety-Cars hatte ihn noch Plätze gekostet, weil er wie die übrigen Führenden bereits an der Boxeneinfahrt vorbeigefahren war. Doch bei der zweiten Neutralisation blieb Alonso auf der Piste und ging somit in Führung. Durch seinen langen Schlussspurt auf den weichen Pneus sparte er sich dann im Vergleich zur Konkurrenz einen Stopp. „Wir haben unsere Erfahrung und die Gelegenheit genutzt“, so Alonso.

Das Glück des Tüchtigen

Die Gelegenheit nutzen – eine von Alonsos großen Stärken. Der Spanier ist da, wenn es darauf ankommt. Immerhin so kann er im schwächelnden Ferrari brillieren und vereinzelnd Glanzlichter setzen. Ferrari-Teamchef Marco Mattiaci adelte die Leistung seines Star-Piloten als phantastisch. Dass der Scuderia die Umstände in die Karten spielten, wollte der Italiener dabei nicht gelten lassen: „Ich glaube nicht an Glück. Wir haben eben einfach das Beste aus der Situation gemacht.“ Allen voran Alonso. Das Zauberwort beim Doppelweltmeister der Jahre 2005 und 2006 lautet heuer auch: Konstanz. Als einziger Pilot im Feld hat Alonso diese Saison alle Rennen in den Punkten beendet. Auch hier zeigt sich, dass dem Spanier klar ist: Nur wer ankommt und Geduld beweist, kann auch zupacken, wenn sich die Gunst der Stunde auftut.

Viermal so viele Punkte wie Räikkönen

Ferrari
Das Team weiß, bei wem es sich zu bedanken hat: Alonso holt aus dem Ferrari mehr raus als eigentlich drin ist
Am Sonntag war es wieder einmal so weit. Alonso machte seinem Ruf als komplettester aller Piloten alle Ehre. Zur Belohnung geht es mit 115 Punkten und Gesamtplatz vier in die Sommerpause. Zum Vergleich: Teamkollege Kimi Räikkönen ist Gesamtzwölfter mit gerade einmal 27 Punkten! Die Führungsrunden in Ungarn motivieren Alonso nun zusätzlich. Davon fuhr er am Sonntag nämlich gleich mehr als in den letzten 24 Rennen zusammen ein. Sein letzter Sieg beim Spanien GP 2013 ist mittlerweile über ein Jahr her. Dass dieser Umstand nicht an ihm, sondern seinem Ferrari liegt, hat der Asturierer mit dem Husarenritt in Budapest einmal mehr eindrucksvoll bewiesen.

Von

Frederik Hackbarth