Der Audi-Einstieg wirft seine Schatten voraus. 2026 steigen die Ingolstädter mit Sauber in die Formel 1 ein. 25 Prozent des Schweizer Teams wurden bereits gekauft, weitere 50 Prozent sollen bis 2025 folgen. Als Geschäftsführer wurde Andreas Seidl von McLaren abgeworben. Der Bayer soll die Mannschaft aus Hinwil umstrukturieren und die besten Techniker an Bord holen.
Interviews gibt er bislang keine. Das Motto: volle Konzentration auf die internen Abläufe. Allein: Statt Seidl hält in Barcelona der ehemalige Teambesitzer Hof. Firmengründer Peter Sauber freut sich über das Audi-Engagement in seinem Team. „Das ist jetzt ja schon der dritte deutsche Hersteller bei Sauber“, rechnet er gegenüber Auto Bild vor. „Ich hatte sie alle und das macht mich sehr stolz.“
Was Sauber meint: 1994 startete er mit einem Mercedes-Motor und Heinz-Harald Frentzen in der Königsklasse. Zuvor schon lernte Michael Schumacher sein Handwerk in einem Sauber-Mercedes in der Gruppe C (Sportwagen; d. Red.). Von 2005 bis 2009 war Sauber das Werksteam von BMW.
Noch fährt Sauber in der Formel 1 unter dem deutschen Radar. Doch 2026 steigt Audi ein.
Bild: Audi

Mit an Bord: der Deutsche Nick Heidfeld. Resultat: ein Sieg durch Robert Kubica in Montreal, dann der verfrühte Ausstieg der Münchener nach dem ersten Hybrid-Sieg in der Formel 1 durch Mercedes. Interessant: Einer der Motoringenieure war damals schon der aktuelle CEO Andreas Seidl. Audi-Boss Markus Duesmann leitete das Motorenprojekt.
Seit 2010 kämpft Sauber als Privatteam nicht mehr um Podestplätze, sondern nur noch um Punkte – aktuell mit Sponsor-Unterstützung von Alfa Romeo. Doch die Italiener steigen Ende 2023 aus. Peter Sauber: „Ich freue mich wirklich auf Audi und hoffe, dass wir gemeinsam erfolgreich sein können. Ich sage immer noch ,Wir‘“, räumt er ein, „auch wenn ich eigentlich nicht mehr an Bord bin.“
Aktuell gehören 75 Prozent des Teams dem schwedischen Tetra-Pak-Besitzer Finn Rausing. In der Schweiz begrüßt man die Übernahme des Traditionsteams durch Audi, denn die Kooperation sichert den Fortbestand der Mannschaft.
Peter Sauber hat die Formel 1 indes auch im Alter von mittlerweile 79 Jahren immer noch im Blick: „Max Verstappen macht einen großartigen Job“, sagt er. „Ich bin beeindruckt, wie schnell er sein Temperament zügeln konnte und jetzt fehlerfrei von Titel zu Titel rast.“
Das wünscht er eines Tages auch Audi. Ein Vorteil bei der neuen Partnerschaft zwischen Schweizer Team und deutschem Motorhersteller: Den Windkanal in Hinwil kennt Audi schon lange. Dort wurden einst die Le Mans- und DTM-Autos der Ingolstädter flott gemacht.
Im Fahrerlager hat man die vier Ringe jedenfalls längst auf dem Schirm. Wie Auto Bild von der Konkurrenz erfuhr, hat der neue Motor (1,6-l-V6-Hybrid mit 50 Prozent E-Anteil und Biosprit) auf dem Prüfstand die ersten Erwartungen bereits übertroffen. Peter Sauber schweigt dazu – und genießt. Er weiß: Im Hintergrund werden schon jetzt die Weichen gestellt für eine erfolgreiche Zukunft seines Lebenswerks.

Von

Ralf Bach