Sonntag

Jenson Button
Jenson Button brachte sein Jubiläum kein Glück: Der McLaren-Pilot sah in Bahrain nicht einmal die Zielflagge
Der Jubilar im Pech:
Nein, der Rennsonntag in Bahrain war nicht der Tag der Jubiläen. Nicht nur, dass Nico Rosberg in seinem 150. F1-GP denkbar knapp der Sieg verwehrt blieb - auch Jenson Button, der in Sakhir bereits sein 250. Rennen in der Königsklasse feierte, hatte sich seinen besonderen Tag sicher anders vorgestellt. Zwei Runden vor Rennende musste der Brite seinen McLaren in der Box abstellen, wurde somit nur als 17. gewertet. Schuld: Die Kupplung. Zuvor hatte es Buttons Teamkollegen Kevin Magnussen schon mit ähnlichen Problemen aus dem Renen gerissen. Fazit: Ein Jubiläum zum Vergessen!
Dreifache Strafe für Rambo Maldonado: Das hätte ganz böse ins Auge gehen können! Der Crash zwischen Pastor Maldonado und Esteban Gutierrez in Kurve eins (s. großes Foto oben) ließ vielen im Fahrerlager den Atem gefrieren. Der Lotus-Pilot rammte den Mexikaner in Diensten Saubers bei der Ausfahrt aus der Box einfach weg, Gutierrez überschlug sich und sorgte mit abgerissener Kamera und demoliertem Überollbügel anschließend für bange Momente. Zum Glück ging der Unfall letztendlich aber glimpflich aus - zumindest für Gutierrez. Die Schuldfrage musste ob ihrer Eindeutigkeit zwar nicht gestellt werden, Maldonado bekam aber trotzdem eine saftige Strafe aufgebrummt. Besser gesagt: Drei. Zusätzlich zur 10-Sekunden-Penalty im Rennen, muss der Mann aus Venezuela beim nächsten GP in China fünf Plätze in der Startaufstellung zurück und erhält außerdem drei Punkte auf seinem Strafenkonto der FIA.
Sebastian Vettel
Die McLaren-Mechaniker trauten ihren Augen kaum: Sebastian Vettel kürzte einfach durch ihre Box ab!
Weltmeister mit Tunnelblick:
Den Weg auf das stille Örtchen, kurz vor dem Rennen aus der Startaufstellung und zurück ins Fahrerlager, nahm Sebastian Vettel durch die McLaren-Box. Selbst von einem völlig überforderten Ordner ließ er sich nicht aufhalten. Auch den Gang zurück trat er vorbei an Ron Dennis an, der seinen Augen nicht traute. Wie hochsensibel das Thema Garage für McLaren ist, zeigt eine Szene aus 2013: Lewis Hamilton wurde letztes Jahr einmal aus der Box geschmissen, als er seine alten Mechaniker begrüßen wollte.
Lachendes & weinendes Auge: Bei Force-India war die Freude nach dem dritten Platz von Sergio Perez in Bahrain natürlich groß - Stallgefährte Nico Hülkenberg, immerhin von P11 auf Rang fünf vorgefahren, war trotzdem geknickt: "Wenn der Teamkollege auf dem Podium steht und man selbst nicht, ist man nicht glücklich - vor allem wenn man sogar eine Zeit lang vor ihm lag", so der Deutsche. Doch dann kam Felipe Massa dem 'Hulk' in die Quere: "Er hat sich hart verteidigt und mir dabei nicht genug Platz gelassen - da habe ich viel Zeit und auch mein Momentum verloren." Ganz zur Freude von Perez, der seinen Teamkollegen anschließend stehen ließ und sich die Podestplatzierung schnappte. "Es ist schon ein Weilchen her, dass ich hier oben stand, aber etwas ganz besonderes für mich, da dies erst mein drittes Rennen mit dem neuen Team ist", strahlte der Mexikaner auf dem Treppchen voller Glück.
Luca di Montezemolo
Ferrari-Boss Luca di Montezemolo zeigt den Weg: Doch wo steuert die Formel 1 in Zukunft hin?
Wirrwarr um mögliche Regelanpassungen:
Im Fahrerlager jagte heute eine Gegenveranstaltung die nächste - erst sprach Bernie Ecclestone spontan im Pressezentrum, dann hielt Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo bei Ferrari Hof, fuhr sich mit der Hand mehrmals durch die fliegenden Haare und bestand auf einer besseren Show für 2014 und mehr Benzin für 2015. Taxifahrten möge er jedenfalls nicht. Zuletzt äußerte sich FIA-Präsident Jean Todt im winzigen Büro des FIA-Pressechefs vor einer ausgewählten Journalistenrunde und erklärte unter anderem, dass der Sound womöglich bald lauter werden könnte. Immerhin zu diesem Zugeständnis sei Mercedes bereit. Voraussetzung: Die Performance wird nicht beeinflusst. Sportchef Toto Wolff: "Da gibt es Möglichkeiten, die leicht umzusetzen sind." Ein Angriffspunkt sei hierbei der Auspuff. Sieger des PR-Marathons war jedoch ein anderer: Bernie Ecclestone. Auch der Brite setzte allerdings einfach mal die Zustimmung von Mercedes voraus: "Ich glaube, wenn alle Teams zehn Kilogramm mehr Sprit wollen, dann wird auch Mercedes zustimmen." AUTO BILD MOTORSPORT fragte bei Aufsichtsrat Niki Lauda nach. Antwort: „Ich diskutiere diesen Schwachsinn nicht. Es gibt ein Regelwerk. Basta!“

Samstag

Ein Team, zwei Meinungen: Während Lewis Hamilton keinen Unterschied darin sieht, ob er nun gegen Nico Rosberg oder andere Piloten kämpfen muss, fühlt sich der teaminterne Kampf allein an der Spitze für den Deutschen sehr wohl anders an. Rosberg: „Es ist ziemlich anders. Es fühlt sich irgendwie einfacher an, auch wenn das jetzt nicht ganz das richtige Wort ist. Ein großartiges Gefühl.“ Motorsportchef Toto Wolff betonte zudem noch einmal, dass beide „bis zum Ende frei fahren“ dürfen und das Team nur dann eingreife, wenn es technische Probleme gebe.
Mercedes blockiert Montezemolo und Co: Am Rennsonntag kommt Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo, um mit Bernie Ecclestone und FIA-Präsident Jean Todt über schnellere Regelanpassungen zu beraten. Ihm schweben unter anderem kürzere Rennen vor (AUTO BILD MOTORSPORT berichtete exklusiv). Ohne Mercedes’ Zustimmung geht allerdings gar nichts. Jede Regeländerung innerhalb dieses Jahres muss einstimmig beschlossen werden. AUTO BILD MOTORSPORT fragte Toto Wolff, ob er nachgeben werde. Antwort: „Für uns ist Stabilität wichtig. Wir haben jetzt zwei Rennen gefahren und es wird groß rumgeheult, was alles nicht richtig ist. Wir sollten zumindest bis Monaco abwarten und dann schauen, wo es hakt. Sollte das weiter die Lautstärke sein, müsste man eventuell daran arbeiten. Aber wir dürfen jetzt nicht den Sport erneut verändern.“
Red Bull
Sebastian Vettel hatte am Samstag keinen Blick für die Schönheiten der nächtlichen Wüste - dafür gab es zu viele Probleme am RB10
Marko & Vettel bleiben positiv:
An Sebastian Vettels schlechtem Qualifying war sein Dreher im dritten freien Training Schuld. Red Bull-Motorsportchef Helmut Marko zu AUTO BILD MOTORSPORT: "Beim Dreher ist ein Teil beschädigt worden, weil das Auto beim Stehen zu heiß wurde." Offenbar handelt es sich dabei um das Ablassventil des Turboladers. Vettel: "Am Dreher bin ich selbst Schuld." Trotzdem bleibt der Weltmeister optimistisch: "Für morgen sollte ein guter Platz in den Punkten drin sein." Marko sorgt sich indes: "An den Mercedes-angetriebenen Autos kommen wir wohl nicht vorbei." Aber: Ohne die Probleme bei Vettel und die Rückversetzung von Ricciardo (zehn Plätze nach Fehler beim Boxenstopp in Malaysia) wäre Red Bull wieder die zweite Kraft. Marko: "Und das auf dieser Strecke mit ihren langen Geraden. Wir sind zwar über das heutige Ergebnis enttäuscht, aber grundsätzlich weiter positiv gestimmt." Auch Vettel selbst konnte trotz Startplatz zehn lachen. Marko: "Er sieht ja, dass es bei Daniel geht."
Perez schlägt den Hulk: Niederlage für Nico Hülkenberg im teaminternen Quali-Duell mit Force-India-Teamkollege Sergio Perez in Bahrain. Obwohl Force India mit Mercedes-Power im Heck die ganzen Trainings über gut aufgestellt aussah, konnte Hülkenberg die Performance am Samstag nicht voll umsetzen. „Meine Runde war heute nicht gut genug“, räumte der Deutsche nach dem Zeittraining kleinlaut ein. „Schon Kurve eins und zwei lief nicht optimal – in Turn elf bin ich dann auch zu weit auf den Kerb gekommen... da zieht es einen raus und ich habe ich einige Zehntel liegenlassen.“ Besser machte  es Stallgefährte Perez, der morgen sogar als Vierter ins Rennen startet. Für Hülkenberg von P11 aus ein kleiner Trost: „Unsere Long-Runs gestern waren gut und wir haben zwei neue Sätze weiche Reifen. Noch ist nichts verloren, mit einem gutem Start und guter Strategie noch viel möglich!“
Sauber
Gut läuft es für Adrian Sutil derzeit wahrlich nicht. Wenn der Sauber nicht gerade steht, ist er vor allem eines: Zu langsam...
Strafe für Sutil:
Adrian Sutil konnte mit seinem Abschneiden im Bahrain-Qualifying einmal mehr nicht zufrieden sein. Zunächst erwischte es den Sauber-Piloten schon in Q1 - als 18. der Zeitenliste war früh Feierabend. Der Deutsche im Anschluss: „Das Auto war schon in Ordnung, unser Problem sind aber die Geraden... und leider geht es hier fast nur geradeaus.“ Hinzu kam ein harter Kampf auf der Piste mit Lotus-Pilot Romain Grosjean. „Das war auf der Aufwärmrunde und eigentlich fahren da alle gleich schnell... Romain aber nicht, er war viel schneller. Dann streitet man sich also ein bisschen um den besten Platz.“ Überbewerten wollte Sutil die Aktion aber nicht. „Passt schon, das war nur eine Lapalie!“ Sahen die Rennstewards der FIA jedoch nicht so und brummten dem Starnberger eine Strafversetzung um fünf Plätze und damit ans Ende des Feldes auf, weil sie es als erwiesen ansahen, dass Sutil Grosjean von der Strecke gedrängt hatte.
Au weh, der Zeh: (Für) WM-Leader Nico Rosberg läuft (es) in Bahrain noch nicht ganz rund. Das liegt aber nicht nur daran, dass er sich wie schon zuletzt in Sepang im Training Mercedes-Teamkollege Lewis Hamilton geschlagen geben musste, sondern vor allem an einer Verletzung am kleinen Zeh! Zugezogen hat Rosberg sich diese beim Joggen am Strand. Doch scheinbar ist alles halb so schlimm, denn der Deutsche witzelt schon wieder: "Es ist aber mein Bremsfuß - und den brauche ich am Sonntag sowieso nicht." Weniger lustig fanden die Regelhüter der FIA übrigens eine Aktion des 28-Jährigen im zweiten Freitagstraining. Für das Aufhalten von Force-India-Pilot Sergio Perez vor Kurve 14 gab es eine Verwarnung von den Stewards gegen Rosberg... es ist allerdings seine erste in dieser Saison und bleibt somit ohne Folgen.
Kerbs werden überarbeitet: Sowohl Lotus-Pilot Pastor Maldonado als auch Kimi Räikkönen im Ferrari machten am ersten Trainingstag unliebsame Bekanntschaft mit den hohen Randsteinen am Ausgang von Kurve vier des Bahrain International Circuit. Beide Piloten beschädigten sich dabei leicht ihre Boliden, Maldonado legte sogar eine recht spektakulär aussehende Sprungeinlage hin. Anschließend kam das Thema beim Fahrerbriefing mit Renndirektor Charlie Whiting auf den Tisch, viele Piloten beschwerten sich oder gaben an, sich an besagter Stelle nicht mehr guten Gewissens in die Nähe der unberechenbaren Randsteine zu trauen. Ergebnis: Die Kerbs am Ausgang von Turn vier werden schnellstmöglich modifiziert und entschärft.

Von

Frederik Hackbarth
Ralf Bach