Sebastian Vettel gilt als das Paradebeispiel der Red-Bull-Nachwuchsförderung. Der viermalige Weltmeister wurde schon früh vom österreichischen Brausekonzern gefördert und kam über das Juniorteam Toro Rosso zum Mutterrennstall, mit dem er innerhalb von vier Jahren vier WM-Titel einfahren konnte. Was viele aber vergessen: Sebastian Vettel wurde nicht von Red Bull in die Formel 1 geholt. Sein erstes Training und sein erstes Rennen fuhr der Heppenheimer damals noch für BMW, in deren Kader sich Vettel befand.
Doch für Gerhard Berger ist eine ganz andere Person der Entdecker des deutschen Talentes: "Gehört habe ich das erste Mal von ihm auf Mauritius - von Michael Schumacher", sagt der Österreicher gegenüber AUTO BILD MOTORSPORT. Ein großes Lob für den Formel-1-Rekordweltmeister aus Deutschland, der nach seinem schweren Skiunfall im vergangenen Dezember endlich aus dem künstlichen Koma erwacht ist.
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Berger erinnert sich, wie Schumacher ihn damals auf Vettel brachte: "Er erzählte mir beim gemeinsamen Urlaub von einem jungen Kartfahrer, der etwas ganz Besonderes sei. Für mich ist deshalb Michael Schumacher so was wie der Entdecker von Sebastian Vettel", meint der Ex-Pilot. Vom Talent des Heppenheimers durfte sich Gerhard Berger als Teilhaber bei Toro Rosso selbst überzeugen, dabei sei es Glück gewesen, dass Vettel überhaupt dort gelandet sei, wie er erzählt.
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"Dass er dann im Nachwuchskader von Red Bull war, ist dem Engagement von Thomas Überall (Red-Bull-Marketingchef; Anm. d. Red.) zu verdanken. Es gab sogar heftige interne Diskussionen, warum man ihn an BMW abgegeben hat, die in der Formel 1 zunächst den Zugriff auf ihn hatten." Besonders der damalige Motorsportchef Mario Theissen sei ein großer Förderer von Vettel gewesen und verhalf ihm zum Einstieg in die Formel 1.
Nach ein paar Trainingseinsätzen 2006 schlug Vettels große Stunde 2007 in Indianapolis, als er für den verletzten Robert Kubica seinen ersten Grand Prix fahren durfte und als Achter auf Anhieb in die Punkte kam. Doch danach sah man Vettel nie wieder in einem BMW-Cockpit: "Wenn man bei Sauber nicht komische Spielchen in Form von Politik getrieben hätte, wäre er dort auch Stammfahrer geworden", erinnert sich Berger.
Stattdessen war Vettel drei Rennen später Stammfahrer bei Toro Rosso, was Berger einiges an Mühe gekostet hat. "Wir hatten mit Tonio Liuzzi und Scott Speed zwei schwächere Fahrer im Team. Es war gar nicht so einfach, Helmut Marko davon zu überzeugen, dass die beiden aber so was von völlig unbrauchbar waren", kann sich der Österreicher eine nachträgliche Spitze in Richtung seiner damaligen Piloten nicht verkneifen.
Speed musste seinen Platz nach einem Ausfall und einem anschließenden Disput mit Teamchef Franz Tost am Nürburgring räumen - als Ersatz empfahl Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz persönlich Sebastian Vettel, weil dieser angeblich am weitesten war. "Das große Talent kannte aber noch niemand. Außer eben Schumacher", so Berger weiter, der aber schon nach dem ersten Test vollends überzeugt war: "Franz Tost und ich haben uns die ersten Rundenzeiten angeschaut und gewusst: Der ist es! Er ist ein Juwel." Der Rest ist bekanntlich Geschichte...
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