Es ist ruhig geworden um Mr. Formel 1, Bernie Ecclestone: Zuletzt sorgte der mittlerweile 92-Jährige für Schlagzeilen und Spott, als er in seiner brasilianischen Wahlheimat am Flughafen festgenommen wurde. Der Grund: Er hatte eine Pistole in seinem Handgepäck vergessen.
Seinen Gegnern und Kritikern wird das Lachen jetzt aber vergehen: Schon Ende Dezember erscheint eine Dokumentation über Ecclestone und die hat es in sich. Dabei bekommen nicht nur die F1-Eigentümer von Liberty Media, die nach rund 40 Jahren an der Spitze der Königsklasse 2017 für Ecclestones Ausbootung verantwortlich waren, ihr Fett weg.
Jetzt ist er selbst auf dem Bildschirm: Bernie Ecclestone 
Bild: Lucky Film

Kleiner Vorgeschmack: Zu sehen sind etwa bisher unveröffentlichte Archivbilder von Rennveranstaltern, die "Mr. E" dicke Geldbündel überreichen, die dieser dann feinsäuberlich in seinem Aktenkoffer verstaut, ehe er sich höflich für den Deal bedankt. Für Ecclestone, der im Nachkriegs-London einst als Autohändler anfing, früher eine ganz normale Geschäftspraxis.
In der Nachbetrachtung nimmt der ehemalige F1-Zampano kein Blatt vor den Mund und plaudert aus dem Nähkästchen, mit einer Menge britischem Humor, aber auch der ein oder anderen Abrechnung. Da viele Absprachen und Vorkommnisse hinter verschlossenen Türen stattfanden, bedient sich die Dokumentation zudem eines ungewohnten Stilmittels: Mit Animationen im Comicstil werden die fehlenden Bilder zu Ecclestones Erzählerstimme nachgeliefert.
Macher der achtteiligen Reihe mit dem Titel "Lucky", die am 27. Dezember auf diversen internationalen Streaming-Plattformen (in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf DAZN) Premiere feiert, ist kein Geringerer als Manish Pandey. Als Regisseur und Produzent machte er sich vor zehn Jahren mit der selbst unter kritischen Motorsportfans gefeierten Senna-Doku einen Namen in der Szene.
Passender Name: "Lucky" heißt die Ecclestone-Doku
Bild: Lucky Film

Für die Ecclestone-Story hat Pandey nun wieder die Archive durchwühlt. An Material mangelte es bekanntermaßen nicht, war der 92-Jährige bei der Formel 1 doch schließlich von Anfang an dabei, selbst beim ersten Grand Prix 1950 in Silverstone - auch davon gibt es Bilder zu sehen.
Insgesamt ist die Doku-Reihe ein seltener Streifzug durch 70 Jahre F1-Geschichte, gespickt mit unglaublichen Anekdoten und Erzählungen, aber auch sehr traurigen Kapiteln, verlor Ecclestone in der gefährlichen Epoche des Sports doch viele enge Freunde und Wegbegleiter - zum Glück aber nie seinen schwarzen Humor. Auch davon können sich die Zuschauer am Bildschirm bald selbst überzeugen: Ein absolutes Muss für F1-Fans.

Von

Frederik Hackbarth