Nach seinem schweren Unfall in Suzuka schwebt Marussia-Pilot Jules Bianchi in Lebensgefahr. Der Franzose war nach einem Abflug in Kurve sieben mit einem Bergungskran kollidiert, der gerade mit dem Abtransport von Adrian Sutils Sauber beschäftigt war. Das Rennen wurde daraufhin abgebrochen. Mit dem Krankenwagen wurde Bianchi anschließend in das neun Kilometer von der Strecke entfernte Mie General Hospital gefahren, wo die Ärtze bei einem CT-Scan ein Schädel-Hirn-Trauma feststellten. Bianchis Vater erklärte im französischen TV anschließend, dass sein Sohn notoperiert wird. Ziel der Not-OP, die laut L'equipe mittlerweile beendet ist, war es eine Gehirnblutung zu stoppen. Wenngleich Bianchi seit kurz nach dem Unfall nicht mehr bei Bewusstsein ist, atmet er nach Informationen von AUTO BILD MOTORSPORT offenbar selbstständig, was als erstes gutes Zeichen zu werten ist. Sein Zustand ist aber weiterhin kritisch.

Weiter auf der Intensivstation

Unfall
Bild des Grauens: Unter der Rückseite des Krans sind die Hinterreifen von Bianchis Auto eingeklemmt
Ein Augenzeuge zu ABMS: "Bianchi hat das Heck verloren, kam neben die Strecke, drehte sich und schlug seitlich rückwärts brutal in das Heck des Bergungstraktors ein. Durch die Wucht fiel sogar Sutils Auto wieder vom Haken." ABMS weiß: Dabei wurden 50 g gemessen, die dazu führten, dass ob der extremen Wucht des Aufpralls offenbar sogar Bianchis Helm brach. Der Überrollbügel am Marussia war ebenso abgebrochen. Ein weiterer Augenzeuge: "So ein schlimm aussehendes Wrack habe ich lange nicht gesehen." Die FIA veröffentlichte ein Statement, in dem von "schweren Kopfverletzungen" die Rede ist. Nach seiner Notoperation liegt Bianchi deshalb weiter auf der Intensivstastion. So bald wie möglich soll dann eine erste Diagnose der Ärzte bekanntgegeben werden. Das Fahrerlager der Formel 1 reagierte bestürzt und voller Betroffenheit auf den Unfall. Ferrari-Teamchef Marco Mattiacci, Williams-Pilot Felipe Massa und weitere Fahrerkollegen eilten direkt nach Rennende zu Bianchi ins Krankenhaus.

Massa erhebt schwere Vorwürfe

Der 25-Jährige aus Nizza ist Teil des Juniorenprogramms von Ferrari. Aus seinen Tagen bei der Scuderia kennt auch Massa ihn gut. Der Brasilianer machte der Rennleitung in Japan schwere Vorwürfe. "Sie haben das Rennen meiner Meinung nach zu früh gestartet, denn zu Beginn war es unfahrbar. Und zum Schluss haben sie den Grand Prix zu spät beendet!" Der erfahrene Williams-Pilot: "Ich habe bereits fünf Runden davor am Funk geschrien, dass zu viel Wasser auf der Strecke steht. Aber sie wollten weiterfahren und das war gefährlich!" Massa selbst hatte 2009 einen schweren Unfall mit Kopfverletzungen in Ungarn nur mit Glück überstanden. Adrian Sutil, der bei den starken Regenfällen kurz vor Rennende die Kontrolle über seinen Sauber verlor und damit den Bergungskran auf den Plan rief, in den Bianchi kurze Zeit später hineinkrachte, stimmte in die Vorwürfe gegen die Rennleitung mit ein.

Erinnerungen an De Villota

Sutil
Geschockt an der Unfallstelle: Adrian Sutil wurde nach seinem Aus unmittelbarer Zeuge des Unfalls
"Es war unverantwortlich, dass bei diesen Verhältnissen nicht gleich das Safety Car herauskommt. Aber im Nachhinein ist man immer klüger", so der deutsche Sauber-Pilot. Viele Betrachter wurden beim Anblick der ersten Bilder vom Wrack und des Unfallhergangs an einen nahezu identischen Unfall von Maria de Villota 2012 bei Testfahrten im britischen Duxford erinnert. Die Spanierin war unter die Laderampe eines geparkten Teamtrucks gerast, hatte dabei schwere Kopfverletzungen davongetragen und ein Auge verloren. Ein Jahr später starb sie an den Spätfolgen des Unfalls. Wie Bianchi war auch De Villota für den Marussia-Rennstall unterwegs.

Von

Frederik Hackbarth