Noch führt Nico Rosberg mit vier Punkten Vorsprung die WM an. Doch der Trend sprach zuletzt gegen den Wiesbadener. Die letzten drei Rennen hat Lewis Hamilton gewonnen. Der Brite gilt im Vergleich zum braven Rosberg als aggressiv und rücksichtslos. Ein Vorteil im WM-Duell. Trotzdem wollen selbst Experten von der britischen Insel den Deutschen nicht abschreiben. „Kann sein, dass man Lewis bei seiner Verpflichtung viele Versprechungen gemacht hat“, deutet Ex-Teamchef Eddie Jordan in SPORT BILD sogar einen Nummer-1-Status an. „Das darf Nico aber nicht interessieren. Er muss ruhig bleiben und sich auf seine Stärken verlassen: technisches Gefühl, Konstanz und ein sehr gutes Reifenmanagement. Lewis dagegen wird irgendwann wieder Fehler machen.“

Bessere Strategie als Vorteil

David Coulthard
Coulthard zeigt es an: So eng wird es zwischen den Mercedes-Stars Hamilton & Rosberg
Ex-McLaren-Mercedes-Star David Coulthard setzt auf Rosbergs alte Stärke in der Qualifikation. „Nico muss im Qualifying vor Lewis stehen“, sagt er zu AUTO BILD MOTORSPORT. „Wenn du führst, bekommst du vom Team automatisch die bessere Strategie. Ich kenne das aus meiner eigenen Karriere. Wann immer ich mich vor Mika (Häkkinen; d. Red.) qualifiziert habe, konnte ich ihn auch schlagen. Wenn nicht, war das sehr, sehr schwer. Im gleichen Auto mit der schlechteren Strategie hast du als Hinterherfahrender kaum eine Chance.“ Dass Rosberg selbst ebenfalls mit mehr Biss und größerem Risiko fahren müsse, glaubt der Schotte nicht. Coulthard: „Die Persönlichkeit zu ändern ist keine Lösung. Was zählt ist: Wie schnell bist du? Mit mehr Aggressivität erreicht Nico nichts außer einem Unfall."

Nur keine Panik

"Er muss in der ersten Kurve einfach vorne sein. Die Poleposition hilft dabei. Der schnellste Qualifyer hat den größten Vorteil im Rennen", sagt der Schotte. Rosberg stand 2014 bislang nur einmal auf Pole, Hamilton startete dreimal von ganz vorne. Dabei galt Rosberg früher als ausgezeichneter Qualifyer. „Er sollte jetzt nicht in Panik verfallen und alles ändern“, rät Coulthard deshalb. „Die Saison ist lang. Er muss jetzt herausfinden, wo Lewis diesen Extra-Speed im Qualifying hernimmt, Daten studieren, im Simulator arbeiten. Liegt es an seinem Fahrstil oder an der Abstimmung? Das wird noch eine große Schlacht werden – und dabei wird es nicht immer freundschaftlich zugehen.“ Um diese Tatsache weiß auch Rosberg selbst. Der Deutsche bestätigt auf Nachfrage von AUTO BILD MOTORSPORT: "Im Moment ist es ein spannendes Duell zwischen Lewis und mir und eine große Herausforderung."

Parallelen zur Vergangenheit

Nico Rosberg 2007
Coulthard (hinten) fuhr zu aktiven Zeiten selbst noch gegen Rosberg (vorne) - hier ein Bild von 2007
Gleichzeitig nimmt er etwas Fahrt aus der Diskussion. Rosberg: "Wir haben schon eine sehr lange Beziehung als Fahrer zueinander und all das im Go-Kart schon einmal durchgemacht. Da waren wir auch Erster und Zweiter und haben um den Titel gekämpft. Jetzt ist es im Prinzip das Gleiche in grün... nur mit ein bisschen mehr Zuschauern." Der Wiesbadener erinnert sich: „Auch damals gab es Riesenkämpfe und auch mal Auseinandersetztungen. Dann wurde aber darüber gesprochen, anschließend ging es weiter und bis jetzt haben wir es so noch immer geschafft." Dass sich das nun ändern könnte, befürchtet Rosberg nicht: "Natürlich ist es keine einfache Situation. Ich bin aber überzeugt, dass Lewis und ich das meistern werden und weiterhin neutral miteinander umgehen können."
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Von

Frederik Hackbarth
Ralf Bach