Formel 1: Ferraris Technikgeheimnis
Das Ferrari-Heck senkt sich

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Ferrari macht bei den Testfahrten bisher den besten Eindruck. Aber was macht den neuen roten Flitzer so stark? ABMS enthüllt das Technik-Geheimnis.
Der Mechanismus in der Formel 1 ist immer derselbe. Fährt ein Teams bei den Wintertestfahrten vorneweg, grübelt die Konkurrenz, woran das liegt. So auch jetzt. Am zweiten Testtag in Barcelona wiederholte Ferrari seine starke Leistung. Charles Leclerc war – wie am Vortag schon Sebastian Vettel – schneller als die Konkurrenz.
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Und die wird langsam nervös. Ein Vorsprung von 0,5 Sekunden pro Runde auf Mercedes wurde im Lager von Red Bull errechnet. "Mindestens", ergänzt Toro Rosso-Teamchef Franz Tost gegenüber AUTO BILD MOTORSPORT. "Ich glaube, es sind eher mehr."

Der Anstellwinkel des Ferrari variiert je nach Geschwindigkeit.
Bei allen anderen Teams, unter anderem Mercedes und Red Bull, beginnen die Flaps innen tief und steigen nach außen hin an. So, wie das eh und je der Fall war. Alle Frontflügel finden Sie in unserer Bildergalerie.
Allein: Wie AUTO BILD MOTORSPORT erfuhr, ist nicht allein der Frontflügel Ferraris Geheimnis. Das Auto ist ähnlich wie der Red Bull extrem stark angestellt. An der Strecke ist allerdings zu beobachten, dass sich das Heck auf der Geraden absenkt, erst beim Anbremsen kehrt es in seine (erhöhte) Ausgangsposition zurück.
Der Effekt: Auf der Geraden sinkt der Luftwiderstand für eine bessere Höchstgeschwindigkeit, in den Kurven steigt der Abtrieb durch die Anstellung wieder. Eine Lösung, wie Red Bull sie bereits 2018 auf die Strecke brachte. Die bei Mercedes aufgrund des geringen Anstellwinkels aber kaum möglich ist.
Deshalb bringt es für die Silberpfeile auch nichts, das Ferrari-Konzept mit dem speziellen Frontflügel zu kopieren. Franz Tost: "Das würde drei bis vier Monate dauern, weil das gesamte Auto drastisch umgebaut werden müsste. Mercedes fährt ein ganz anderes Konzept. Der Ferrari wirkt im Moment wie aus einem Guss."
FIA-Technikchef Jo Bauer ist das System ebenfalls aufgefallen. "Absolut legal", urteilt er. Grund: Die Absenkung des Hecks könne über die Federrate und hydraulische Dämpfer gesteuert werden. Eine Vernetzung der unterschiedlichen Achsen – wie sie verboten ist – sei nicht nötig.
Beobachter an der Strecke erzählen: "Der Ferrari kann extrem spät bremsen und bleibt trotzdem stabil. Anschließend gehen die Fahrer superschnell wieder aufs Gas." Ähnliches gelte aber auch für den Mercedes. Allerdings wirke es da so, als sei der Motor beim Beschleunigen noch nicht ganz so gut. Dem Red Bull dagegen fehle noch Grip auf der Hinterachse.
Das Wichtigste für Vettel ist: Ob genialer Frontspoiler oder innovative Hinterradaufhängung, das ganze Auto scheint auf ihn zugeschnitten. Schon nach dem ersten Testtag sagte er mit glänzenden Augen: "Das Auto macht, was ich will. Ich kann damit spielen." So wie früher immer mit seinem Red Bull.
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