Sind das noch Rennwagen oder schon Panzer? Fast 900 Kilogramm wiegt ein Formel-1-Auto beim Start eines Grand Prixs. Vorbei die Zeiten, in denen kleine und leichte Rennwagen für die Piloten Fahrspaß pur bedeuteten. Die komplizierte Hybridtechnik macht die Autos mittlerweile so schwer wie einen Kleinwagen.
Deshalb schlägt jetzt der erste Fahrer Alarm. Für Mercedes-Star George Russell ist das Gewicht der fast 800 Kilo schweren Formel-1-Fahrzeuge "außergewöhnlich [hoch]" und die Fahrbarkeit der F1-Panzer in langsamen "nicht so toll". Logisch, denn der Ground-Effect der neuen Rennwagen wirkt nur in schnellen Kurven. Bei geringerer Geschwindigkeit neigen die Wagen dagegen brutal zum Untersteuern. Das mag kaum ein Rennfahrer.
Russell zielt mit seinen Aussagen aber vor allem auf den Sicherheitsaspekt ab. "Wir machen die Autos immer sicherer", sagt er bei motorsport.com. "Aber: Wenn die Autos immer schwerer werden, dann ist es bei einem Unfall so, als würdest du mit einem Bus verunfallen, und nicht mehr wie mit einem Smart."
George Russell schlägt Alarm.
Bild: Steve Etherington / Mercedes

Das Problem hat in dem Fall der Fahrer. Russell erklärt: "Bei gleicher Geschwindigkeit hast du mit einem rund 800 Kilogramm schweren Auto einen heftigeren Einschlag als im Vergleich zu den 650 Kilogramm schweren Autos von vor 15 Jahren." Das wiederum konterkariert die Sicherheitsverbesserungen der Vergangenheit. Russell: "Wenn man die Autos immer noch schwerer und sicherer macht, dann kommt man irgendwann an einen Punkt, an dem schwerer nicht bedeutet, dass es auch sicherer ist."
Immerhin: Die Verantwortlichen bei FIA und Formel 1 sollen das Thema auf dem Schirm haben. "Ich bin mir sicher, man analysiert, wie die richtige Balance aussehen kann", so der Brite.
Zu Beginn der Saison 2022 war das Leergewicht der Formel-1-Rennwagen (inkl. Fahrer) um 45 Kilo auf 798 kg erhöht worden. Schuld waren die neuen 18-Zoll-Reifen und verstärkte Unterböden. Doch auch die Hybridmotoren und der Cockpitschutz Halo hatten in den Vorjahren dazu beigetragen, dass die Autos immer mehr zulegten.
Die Turbo-Hybridmotoren führten zu einem großen Sprung beim Gewicht der Autos.
Bild: Mercedes

Ab 1995 zählten erstmals Fahrer und Teams zusammen zum Mindestgewicht: 595 Kilo mussten beide zusammen damals auf die Waage bringen. Ab 1997 sogar 605 Kilo. Um das Tempo zu reduzieren wurde das Gewicht 2010 auf 620, 2011 auf 640 und 2013 auf 642 Kilo angehoben.
Dann kam 2014 und der Schritt zu den Turbo-Hybridmotoren. Der Antriebsstrang ist nicht nur komplex, sondern auch richtig schwer. Deswegen wogen Formel-1-Boliden 2014 stolze 691 Kilo, ab 2015 sogar 702 Kilo. Mit 798 Kilo wurde 2022 ein neuer Rekord erreicht.
Fest steht aber auch: Damit ist die Formel 1 immer noch leichter als andere Rennautos. Ein DTM-Auto wiegt über 1200 Kilogramm.