Dritter Streich in Folge für Lewis Hamilton. Nach den Erfolgen in Malaysia und Bahrain gewann der Brite auch in China und das in äußerst ungefährdeter Manier. Die Konkurrenz konnte dem Mercedes-Star am Sonntag nie gefährlich werden, einzig Stallkollege Nico Rosberg vermochte die Pace Hamiltons zeitweise mitzugehen, war durch seinen vierten Startplatz und einen schwachen Start in seinen Angriffsmöglichkeiten auf die Spitze jedoch arg limitiert. Während Hamilton ganz vorne einsam und allein seine Kreise zog, hatte Rosberg alle Hände voll zu tun, sich von der zwischenzeitlich siebten Position zurück auf das Podium zu kämpfen. Hinter dem Deutschen, der weiterhin mit vier Zählern Vorsprung auf Hamilton die WM anführt, zeigte Fernando Alonso im Ferrari eine starke Leistung und holte mit P3 die erste Podestplatzierung für die Scuderia im Jahr 2014.

Vettel erneut hinter Ricciardo

Mercedes
Auch im Reich der Mitte ohne Zweifel der Mann der Stunde: An Hamilton führte am Ostersonntag in Shanghai erneut kein Weg vorbei
Hinter dem Spanier sortierten sich in China die Red Bulls von Daniel Ricciardo und Sebastian Vettel ein. Nico Hülkenberg wurde vor Valtteri Bottas, Kimi Räikkönen und Serigo Perez Sechster. Daniil Kvyat im Toro Rosso ergatterte als Zehnter den letzten Punkt in Shanghai. Bereits vom Start weg ging es im Reich der Mitte heftig zur Sache – im Fokus dabei: Die beiden Williams-Piloten. Erst rasselte Felipe Massa, der am besten aus den Blöcken kam, bei seinem Sturm nach vorne mit Ex-Teamkollege Alonso im Ferrari zusammen, wenige Sekunden später zog auch Bottas auf der Außenbahn in den schlecht losgekommenen Rosberg hinein. In beiden Fällen kam es zur harten Berührung, alle Beteiligten konnten ihr Rennen jedoch ohne weitere Schäden fortsetzen. Während Hamilton seine Spitzenposition am Start ungefährdet in die Führung ummünzte, schnappte sich Vettel dahinter die Rolle des ersten Verfolgers und verdrängte dabei Stallkollege Ricciardo, der sogar noch hinter Alonso auf P4 zurückfiel.

Rosberg mit Aufholjagd

Rosberg war nach seinem schwachen Start zunächst sogar nur Siebter, arbeitete sich aber bereits nach wenigen Umläufen zurück auf den fünften Rang. Bei den ersten Boxenstopps verloren schließlich beide Red Bulls einen Platz – Vettel fiel hinter Alonso zurück, Ricciardo musste sich Rosberg geschlagen geben. Auch im Anschluss konnte das Weltmeisterteam die Pace der Konkurrenz nicht mitgehen und Vettel war für Rosberg bald leichte Beute. Als sein Team den Weltmeister jedoch anwies, auch seinen schnelleren Teamkollegen Ricciardo passieren zu lassen, sträubte sich dieser zunächst kurz gegen die Teamorder, musste den Australier mit noch frischeren Reifen schlussendlich aber passieren lassen. Der Frust bei Vettel wurde nicht weniger, als er sich wenig später auch noch von Kamui Kobayashi im Caterham überholen lassen musste, der sich auf neuen Pneus zurückrundete, woraufhin der Heppenheimer seinem Unmut am Funk Ausdruck verlieh.

Red Bull nicht schnell genug

Nico Rosberg & Sebastian Vettel
Vettel (re.) musste sich einmal mehr Teamkollege Ricciardo (hinten) geschlagen geben - im Bild wird er auch noch von Rosberg (li.) überholt
Im Ziel sah Vettel den Rennausgang dann aber schon wieder etwas entspannter. „Mein Start war noch gut, aber schon im ersten Stint wurde es schwierig, die Pace der Spitze mitzugehen. Wir sind dann wohl auch eine Runde zu spät reingekommen und auf den harten Reifen musste ich anschließend mehr und mehr abreissen lassen“, ließ der Fünftplatzierte sein Rennen Revue passieren. Alles in allem hätte es ihm am Sonntag sowohl an Grip als auch Speed gemangelt. Hinzu kam der Befehl, seinen schnelleren Stallgefährten ziehen zu lassen. „Im Endeffekt hat das keinen Unterschied mehr gemacht, denn mehr als P5 war heute nicht drin, die Abstände nach vorne waren einfach zu groß“, spielte Vettel seinen Funkwechsel mit dem Team herunter. „Am Ende hat mir teilweise eine Sekunde pro Runde auf Daniel gefehlt. Ich habe die Order erst nicht verstanden, weil wir auf gleichen Reifen waren, dann aber gemerkt, dass ich langsamer war“, so Vettel. „Mir wurde dann mehr und mehr klar, dass ich nicht den Speed habe und als auch noch die Info kam, dass er (Ricciardo; d. Red.) auf einer anderen Strategie ist, habe ich ihn durchgelassen.“

Bock vs. Stern

Warum es derzeit nicht so richtig rund läuft und er sich immer öfter auch seinem Teamkollegen geschlagen geben muss, konnte sich Vettel selbst nicht erklären. „Generell kann man das Fahren nicht verlernen, aber ich komme mit dem Bock noch nicht so klar“, räumte der 26-Jährige scherzend ein. Vettel: „Unser Auto hat allerdings Potenzial und als Team ist es weiterhin unser Ziel, dass der Stern bald untergeht.“ In China glänzte dieser jedoch erst einmal munter weiter. An der Spitze zog Hamilton weiterhin einsam seine Kreise, dahinter gab es in der Schlussphase und nach der zweiten Boxenstopprunde aber noch eine signifikante Verschiebung zugunsten Mercedes’, denn Rosberg arbeitete sich wieder an Alonso ran und ging 14 Runden vor dem Ziel schließlich am Spanier vorbei auf die zweite Position. Diese brachte er ungefährdet ins Ziel und machte somit den nächsten Doppelsieg für die Silberpfeile klar.

25. F1-Sieg für Hamilton

Lewis Hamilton
25. Grand-Prix-Sieg für Hamilton: Mit einem großen Siegerpokal bewaffnet strahlt der nunmehr dreimalige China-Gewinner auf dem Podium
Sieger Hamilton würdigte anschließend „die herausragende Arbeit des Teams. Es ist unglaublich! Ich kann kaum glauben, wie phantastisch das Auto ist. Jetzt kommen die Ergebnisse und zeigen, wie hart wir gearbeitet haben“, lobte der 29-Jährige nach seinem 25. Karriere-Triumph. Überrascht zeigte sich Hamilton davon, wie gut vor allem im ersten Stint seine weichen Reifen hielten. „Wir haben viele Änderungen vornehmen müssen, weil es gestern ja nass war - aber heute hat alles gut funktioniert. Links vorne hat man hier immer viel Graining und der Reifen baut ab, wenn heute auch weniger als erwartet.“ Trotzdem musste der Brite eine kurze Schrecksekunde überwinden und fand sich nach einem Verbremser kurz neben der Strecke wieder. „Zum Glück war da die Auslaufzone“, so Hamilton, der sich freute: „Ich bin happy... auch darüber, dass Nico mit hier auf dem Podium ist. Das sind tolle Punkte für das Team, das heute einen super Job gemacht hat. Wir haben ständig weiterentwickelt: Den Motor, das Auto... wir haben alles verbessert, werden aber auch weiter hart arbeiten, denn die anderen werden versuchen uns einzuholen.“

Schadensbegrenzung beim WM-Leader

Teamkollege Rosberg wollte am Sonntag nach einem schwierigen Rennen das Positive hervorheben. „Ich sage jetzt nicht, dass ich 'noch' ich der WM führe, denn ich will, dass das noch lange so bleibt und habe vor, die Führung zu behalten.“ Der Kampfansage in Richtung Hamilton folgte jedoch auch das Eingeständnis: „Dieses Wochenende war richtig durchwachsen, denn es lief viel daneben. Über Platz zwei freue ich mich zwar nicht wirklich, aber in Anbetracht der Umstände, war es schon in Ordnung so und gute Schadensbegrenzung.“ Die von Rosberg angesprochenen Umstände waren vor allem der Ausfall der Telemetrie am Mercedes des Wiesbadeners, der damit auch seinen schlechten Start erklärte. „Die Kupplungseinstellung waren total falsch, weil keine Verbindung zwischen Box und Auto bestand, wodurch ich am Start relativ machtlos war und alle an mir vorbei sind.“ Dabei kam es auch zur Kollision mit Bottas. „In Kurve eins ist es immer sehr eng, überall sind Autos – dann hat es geknallt und ich dachte schon: 'Das war’s jetzt!' Zum Glück ging es aber weiter und unser Auto hat gehalten.“

Alonso mit erstem Ferrari-Podium 2014

Fernando Alonso & Nico Rosberg
Bis 14 Runden vor Schluss konnte Alonso (li.) Rosberg in Schach halten, dann musste sich der Ferrari-Star dem übermäßigen Druck des Mercedes-Piloten beugen
Ob des Telemetrie-Problems blieb die Kommunikation mit der Box aber schwer. „Ohne die Datenübertragung wissen die Jungs in der Box gar nichts und man muss als Fahrer alles alleine machen“, beklagte sich Rosberg. „Da wird es dann schon sehr kompliziert, weil ich bei der Balance und den Einstellungen keine Hilfe habe“, so der Deutsche, der anfügte: „Jetzt freue ich mich auf ein hoffentlich normales Rennwochenende in drei Wochen in Barcelona.“ Diese Vorfreude dürfte er mit Fernando Alonso teilen. Der Spanier kann nach P3 in China frohen Mutes zu seinem Heimrennen reisen. „Für uns war das hier ein gutes Wochenende, wir haben das Auto im Vergleich zu den ersten Rennen ein bisschen verbessert und sind jetzt konkurrenzfähiger“, so der Doppelweltmeister von 2005 und 2006. „Das Podium ist aber schon eine kleine Überraschung und auch in der WM bin ich jetzt Dritter“, freute sich Alonso, der seinem neuen Ferrari-Teamchef Marco Mattiacci mit der starken Leistung am Sonntag einen guten Einstand verschaffte. Trotzdem gebe es aber noch viel Arbeit. „Der Start in die Saison verlief bei uns nicht wie gewünscht, aber unter dem Strich sind wir noch mit dabei und können kämpfen“, glaubte Alonso.

Von

Frederik Hackbarth