Mercedes in einer anderen Liga: Lewis Hamilton und Nico Rosberg dominierten den Großen Preis von Bahrain am Sonntag nach Belieben. Bereits am Start musste Pole-Mann Rosberg seine Spitzenposition an Hamilton abtreten - abreißen ließ der deutsche WM-Führende jedoch nicht: Am Ende des ersten Stints lieferten sich die beiden Mercedes-Stars über mehrere Runden ein hitziges Duell inklusive diverser Platzwechsel. Das Team griff anschließend in die Trickkiste, entzweite die beiden Streithähne auf der Piste und setzte Rosberg auf eine alternative Strategie - diese zahlte sich am Ende fast noch aus.

Hamilton hält Rosbergs Druck stand

Nach einer Kollision mit anschließendem Überschlag zwischen Esteban Gutierrez und Pastor Maldonado rückte 15 Runden vor Schluss das Safety-Car aus. Mit den weichen und schnelleren Reifen hatte Rosberg für den Schlussspurt somit eigentlich die besseren Karten in der Hand - Hamilton behielt jedoch die Nerven, brachte den Sieg letztendlich hauchdünn vor dem Deutschen ins Ziel und sicherte sich seinen zweiten Saisonerfolg nach dem Triumph zuletzt in Sepang. Auf dem Podium jubelte der 29-Jährige: "Ich muss mich beim Team für die harte Arbeit bedanken, die uns hierher gebracht hat. Es ist mein erster Sieg in Bahrain und hat lange gedauert - ich bin sehr stolz!"

Der Zweite ist erster Verlierer

Start Bahrain 2014
Vorteil Hamilton: Schon auf den ersten Metern beschleunigte der Brite Teamkollege Rosberg aus und ging in Führung

Im Fokus stand nach dem Grand Prix natürlich das harte Duell mit Rosberg. "Heute war es sehr spannend, denn Nico ist phantastisch gefahren. Trotzdem lief aber alles sehr fair ab", lobte der Weltmeister von 2008 seinen Stallgefährten. Den Zuschauern stockte bei der ein oder anderen Szene im Kampf um die Spitze der Atem. Auch Hamilton räumte ein: "Es war teilweise sehr eng, ganz, ganz knapp und wirklich hart ihn hinter mir zu halten - doch am Schluss hat der Abstand gereicht und dementsprechend erleichtert war ich als wir über die Ziellinie gefahren sind." Rosberg selbst haderte nach dem Rennen mit dem denkbar knapp verpassten Sieg. "Es war ein tolles Rennen und hat sehr viel Spaß gemacht. Aber ich bin natürlich sehr enttäuscht, denn Platz zwei ist der erste Verlierer."

Duelle knallhart aber fair

Dennoch fiel Rosbergs Lob an seinen siegreichen Teamkollege groß aus. "Ich war eigentlich schneller, aber Lewis hat heute den besseren Job gemacht", räumte Rosberg ein, der sich zu Beginn der Duelle mit Hamilton einmal am Teamfunk beschwert hatte, den Krieg der Sterne in der Wüste anschließend jedoch annahm. "Die Zweikämpfe waren knallhart", so Rosberg nach dem Rennen. Zoff gebe es zwischen den beiden Silberpfeil-Piloten deshalb aber nicht. "Es war ein cooles Duell und kann so weitergehen. Nur nächstes Mal muss ich schauen, dass ich vorne bin, wenn die Zielflagge kommt", schickte der Wiesbadener eine Kampfansage hinterher. "Aber alles in allem war es eine tolle Show, vor allem für die Zuschauer - und das ist auch wichtig", fand der Mercedes-Star einen versöhnlichen Abschluss.

Ein Sieg für den Sport

Hamilton & Rosberg
Freundschaftliche Rauferei: Die Kampfszenen zwischen den Mercedes-Stars wollten auch nach der Zieldurchfahrt nicht enden
Mercedes-Aufsichtsrat Niki Lauda frohlockte ob der Performance seiner beiden Piloten: "Das war heute große Werbung und ein Sieg für den Sport!" Landsmann und Mercedes-Sportchef Toto Wolff erklärte, dass man beim Team trotz der teilweise heiklen Szenen zwischen den beiden Silberpfeilen ruhig geblieben sei. "Wir haben diese Situation ja vorher schon oft durchgesprochen. Die Fahrer wissen, dass sie sich den nötigen Platz und es fair zugehen lassen müssen. Und natürlich dürfen sie nicht das Auto riskieren." Abgesehen davon sollten die Piloten aber frei fahren. "Das sind wir den beiden schuldig und auch den Fans, denn so wollen wir gerne Rennen fahren", erklärte Wolff. Für den Österreicher war der harte Fight in Bahrain nach eigener Aussage eines der spannendsten Rennen der letzten Jahre.

Wolff verteidigt Strategien

"Es gab viele teaminterne Duelle, ja nicht nur bei uns", freute sich Wolff, der auch erklärte: "Beide unsere Fahrer konnten sich ihre Strategie aussuchen. Nicos Strategie war am Ende auf die Gesamtrenndauer umgerechnet 0,3 Sekunden langsamer." Der Deutsche hatte die härtere Reifenmischung im Mittelstint eingesetzt, war so zeitweise fast zehn Sekunden hinter Hamilton zurückgefallen, der erst am Schluss auf die härteren Pneus wechselte. Wolff beteurte aber: "Die unterschiedlichen Strategien waren nicht dazu da, um beide Fahrer auseinander zu kriegen oder zu trennen, sondern einer hat sich so entschieden und der andere so."

Nicht überall so überlegen

Red Bull
Sebastian Vettel war in Bahrain im Mittelfeld gefangen, kämpfte sich schlussendlich bis auf den sechsten Platz durch
Dass man bei Mercedes ob der eklatanten Überlegenheit in Bahrain bereits den Champagner für die nächsten Rennen kaltstellen könne, wollte Wolff so nicht gelten lassen. "Man muss vorsichtig bleiben, weil Bahrain eine Strecke ist, die uns natürlich entgegenkommt. Es gibt hier viele lange Geraden und geht teilweise auch bergauf, da ist unser Auto gut abgestimmt. Aber es kann in China, Barcelona oder Monaco auch wieder ganz anders kommen." Wer dann schärfster Mercedes-Verfolger sein wird, steht jedoch in den Sternen. Nachdem sich zuletzt Red Bull als zweite Kraft präsentiert hatte, stach in der Wüste von Bahrain Force India heraus: Sergio Perez sicherte sich überraschend den dritten Platz hinter der Mercedes-Doppelspitze.

Vettel hinter Teamkollege Ricciardo

Auf Platz fünf und noch hinter Daniel Ricciardo, kam mit Nico Hülkenberg der zweitbeste Deutsche des Tages ins Ziel. Titelverteidiger Sebastian Vettel musste sich im Red Bull mit Rang sechs begnügen. Im Ziel erklärte der Weltmeister: "Mehr war heute einfach nicht drin. Ich dachte zwar, mit den weichen Reifen komme ich am Schluss noch vor, aber dem war nicht so." Das Problem: "Wir waren auf den Geraden wieder einmal zu langsam - auch im Vergleich zu Daniel (Ricciardo - Teamkollege; d. Red.), denn ich konnte ihn nicht halten. Er kam am Ende besser zurecht und konnte somit noch etwas vorkommen."

Ferrari nur auf Rang neun & zehn

Williams & Ferrari
Heißer Tanz in der Wüste: Die letzten Punkte eines spannenden Grand Prix sackten in Bahrain Williams und Ferrari ein
Im ersten Rennabschnitt machten Vettel dann auch noch Probleme mit dem DRS das Leben schwer. "Es ist generell schwer zu überholen, auch wenn wir schneller sind - aber das wussten wir von Anfang an", so Vettel, der mit Blick auf die übermächtige Konkurrenz an der Spitze konstatierte: "Die Strecke kommt Mercedes natürlich noch einmal entgegen. Die kamen hier schon im Winter sehr gut zurecht und ein Blinder mit Krückstock sieht, dass sie im Moment unglaublich stark sind..." Hinter Vettel reihten sich am Ende die beiden Williams-Piloten Felipe Massa und Valtteri Bottas ein. Frust gab es bei Ferrari: Fernando Alonso kam nicht über Rang neun hinaus, Teamkollege Kimi Räikkönen staubte als Zehnter mit knapper Not den letzten WM-Zähler des Tages ab. Die Führung in der Weltmeisterschaft behält weiterhin Rosberg - mit 61 Punkten liegt er nun elf Zähler vor Tagessieger Hamilton.

Von

Frederik Hackbarth