Weltmeister Lewis Hamilton hat das Freitagstraining zum Großen Preis von China dominiert. Nach seiner Bestzeit in der ersten Einheit drehte der Brite auf dem Shanghai International Circuit auch am Nachmittag (Ortszeit) klar die schnellste Runde. Der 30 Jahre alte Mercedes-Pilot verwies Sebastian Vettels überraschend starken Ferrari-Teamkollegen Kimi Räikkönen mit einem Vorsprung von 0,443 Sekunden auf den zweiten Rang. Vettel selbst musste sich mit P4 begnügen und landete kurz nach dem Start der zweiten Session sogar vorübergehend im Kiesbett.
Ferrari
Roter Verfolger: Vettel und Ferrari sitzen Mercedes weiterhin im Nacken
„Ein kleiner Dreher war dabei, sonst lief es normal”, resümierte der viermalige Weltmeister, der seine Jagd auf die Silberpfeile fortsetzen will. „Die Lücke nach vorne ist ziemlich groß, wir versuchen uns über das Wochenende aber zu steigern. Vielleicht können wir die Lücke ein bisschen schließen.” Die Scuderia müsse sich in die Position direkt hinter Branchenführer Mercedes bringen und dürfe nach dem Grand-Prix-Sieg von Malaysia nicht übermütig werden. „Wir müssen auf dem Boden bleiben”, sagte Vettel. „Es ist ein realistisches Ziel für uns, so dicht wie möglich dran zu sein. Vorbeizuziehen, da muss noch so einiges passieren.”

Massa & Kvyat mit Abflügen

Zwar schlugen beide Ferraris am Freitag den zweiten Mercedes von Nico Rosberg, der Fünfter wurde - für Dreher, wie den im zweiten Training, hat Vettel im engen Wettstreit mit den Silberpfeilen aber sicher keinen Spielraum. Doch nicht nur dem Deutschen unterlief auf der traditionell wenig befahrenen Rennstrecke in China, die am ersten Trainingstag auch kaum von Zuschauern vor Ort besucht wurde, ein Ausrutscher auf dem noch grünen Asphalt.
Williams
Abflug Nummer eins: Felipe Massa dreht sich im Williams von der Strecke in Shanghai
Auch Felipe Massa, der sich bei einem spektakulären Abflug am Ende der langen Gegengeraden die Frontpartie an seinem Williams beschädigte, fand sich abseits der Piste wieder - genauso wie Daniil Kvyat, der im Red Bull mit einem Bremsdefekt von der Strecke ins Kiesbett kreiselte. Dass Red Bull das erste Kräftemessen in China trotzdem positiv bewerten konnte, lag an Daniel Ricciardo. Der Australier schob sich am Nachmittag auf einen starken dritten Rang und lieferte damit ausgrechnet auf der Strecke, auf der Red Bull vor sechs Jahren seinen ersten F1-Sieg überhaupt feierte, einen Beweis für die wieder ansteigende Formkurve beim Team aus Milton Keynes.
Signifikante Fortschritte verzeichnete auch McLaren-Honda. Beim prominenten Sorgenkind der Königsklasse, das sich zuletzt am Ende des Feldes tummelte, wurde für Rennen drei nach dem Wiedereinstieg von Motorenlieferant Honda für die langen Geraden von Shanghai etwas mehr Leistung freigegeben. Mit Wirkung: Jenson Button landete im zweiten Training auf Platz zehn, Fernando Alonso wurde immerhin Zwölfter.

Mercedes diskutiert Strategie

Red Bull
Abflug Nummer zwei: Daniil Kvyat berührt in seinem Red Bull nach einem Bremsdefekt die Mauer
Ganz vorne deutet nach dem Freitag aber alles auf eine Neuauflage des Duells Silber gegen Rot hin. Auf Grund der starken Konkurrenz durch Ferrari erwägt Mercedes nun sogar einen Strategiewechsel. So hat die Teamleitung der Stuttgarter ihren Piloten Hamilton und Rosberg mitgeteilt, dass die Gleichbehandlung der Strategien nur noch bei einem komfortablen Vorsprung auf die Scuderia infrage kommt. „Wenn nicht, werden wir die Taktiken splitten, sollte es die Rennsituation so erfordern. Wir werden dann nicht mehr traumatisch unserem Fairplay-Gedanken hinterherlaufen”, sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.
Beim letzten Rennen in Malaysia hatte Vettel mit einer Zwei-Stopp-Strategie gewonnen. Hamilton und Rosberg mussten sich mit Platz zwei und drei begnügen, nachdem sie an einer Drei-Stopp-Strategie festgehalten hatten. „Wir nehmen die Herausforderung von Ferrari ernst und betrachten den Sieg nicht als Eintagsfliege”, sagte Wolff. Hamilton führt vor dem dritten Saisonrennen am Sonntag (8.00 Uhr MESZ/RTL und Sky) die WM-Wertung mit 43 Punkten vor Vettel (40) an. Rosberg liegt mit 33 Zählern auf Rang drei. (fh/dpa)