Das Schattenboxen ging heute in Melbourne in die nächste Runde. Mercedes versucht weiter die Favoritenrolle beiseite zu schieben - und den Spannungsfaktor der neuen Saison so zu erhöhen. "Sebastian Vettel versucht ja immer, den Ball ganz flach zu halten, aber für mich ist Ferrari WM-Favorit", gab Vizeweltmeister Lewis Hamilton in der offiziellen FIA-Pressekonferenz zu Protokoll.
Vettel
Vettel konnte über die Aussagen nur schmunzeln
Sebastian Vettel, der zwei Plätze neben Hamilton selbst auf dem Podium saß, konnte sich ein ungläubiges Grinsen nicht verkneifen. Sein Konter: "Mercedes ist für mich als Weltmeister automatisch Favorit. Jeder weiß, wie stark dieses Team ist, also ist davon auszugehen, dass sie auch unter neuem Reglement ein starkes Auto gebaut haben."
Und weiter: "Unser Ziel bestand darin, einen großen Schritt nach vorne zu machen. Dieses Gefühl habe ich vom ersten Tag an im neuen Auto. Aber gleichzeitig musst du auch vorsichtig sein. Denn wir sprechen hier von einer ganz anderen Modellgeneration, da sind Vergleiche schwierig. Die Kernfrage ist letztlich ja nicht, wie sich der Wagen anfühlt, sondern wie konkurrenzfähig wir sind."
Die Motorensituation spricht dabei eher gegen Ferrari. Grund: Im Qualifyingmodus soll der neue Mercedes-Antrieb nach ABMS-Informationen 60 bis 80 PS stärker sein als er alte. Auch die Scuderia geht zwar mit einem neuen Triebwerk an den Start und hat gemeinsam mit dem deutschen Motorspezialisten Mahle angeblich sogar ein neues Einspritzkonzept und Kolben aus extrem dünnen Stahl entwickelt. Doch eben jene Ausbaustufe soll erst später in der Saison gezündet werden. Der aktuelle Ferrari-Motor hat demnach nur 15 bis 20 PS mehr als der Vorjahresantrieb.
Hamilton
Hamilton und Mercedes haben weiter ein Top-Paket
Zumindest als Ziel gibt Hamilton dann doch noch den WM-Titel aus. "Für uns ist 2017 eine tolle Aufgabe", sagt er. "Ich glaube nicht, dass es schon mal einen Rennstall gegeben hat, der drei Titel in Serie gewann und dann nach einem Reglementwechsel diese Serie fortsetzen konnte. Genau das wollen wir erreichen."
Dass Vettels vier Titel den Briten dabei besonders herausfordern, daraus macht er keinen Hehl: „Ich bin hochmotiviert - auch gegen Sebastian direkt auf der Strecke zu kämpfen. Es macht immer mehr Spaß gegen Fahrer anderer Teams zu kämpfen als gegen den eigenen Teamkollegen."

Von

Ralf Bach