Nein, Platz vier war nicht das Bitterste an Sebastian Vettels Sonntag in Austin. Sondern die Lehrstunde, die ihm Lewis Hamilton danach in Sachen Zweikampfführung erteilte. Im Duell mit Max Verstappen steckte der Brite kurz vor Schluss weise zurück, riskierte keine Kollision mit dem Holländer - und machte so drei weitere WM-Punkte auf Vettel gut.
Hamilton
Lieber durch die Auslaufzone: Hamilton gibt nach
Auch ohne Vettels Namen zu nennen - nach dem Rennen verpasst Hamilton seinem WM-Rivalen die nächste schallende Ohrfeige: „Man muss sich ja nur die Rennen anschauen, wie welcher Fahrer dagegenhält. Titel werden nicht gewonnen, indem man in Zweikämpfe geht und dumme Fehler macht“, erklärt der Mercedes-Star.
Hamilton weiter: „Ich kämpfe um den Titel, deshalb bin ich heute kein Risiko eingegangen. Gerade wenn es gegen Max geht, lässt du extra viel Platz.“ Ein Rat, den Vettel vor zwei Wochen in Suzuka nicht beherzigte und deshalb mit Verstappen crashte - genauso wie am Sonntag in Austin mit dem anderen Red Bull von Daniel Ricciardo.
Die nächste Kollision: Vettel am Boden zerstört

Harte Kritik an Vettel gibt es deshalb aus England. „Sebastian hat scheinbar verlernt, wie man Rad an Rad kämpft. Jedes Mal kracht es und immer ist er selbst der Leidtragende“, poltert Ex-Pilot und TV-Experte Martin Brundle mit Blick auf Vettels Red-Bull-Kollisionen und die davor mit Hamilton in Monza. „Wann immer er einen Schlag auf die Vorderachse kriegt, dreht er sich“, urteilt Brundle.
Vettel
Der nächste Crash: Vettel dreht sich gegen Ricciardo
Zumindest für den Crash am Sonntag will der Experte Vettel aber nicht die Alleinschuld geben. „Seb hatte Untersteuern, Daniel muss irgendwann einlenken. Dann kann sowas passieren. Ich kann verstehen, warum die Stewards es als Rennunfall gewertet haben.“ Brundle sagt aber auch: „Die anderen Top-Fahrer kriegen es ja auch ohne Berührung hin. Allen voran Lewis heute gegen Max...“
Verstappen selbst erklärt über das Duell mit dem nötigen Spielraum: „Das war ein schöner Kampf. Es ist immer gut, gegen Weltmeister zu racen. Lewis war sehr fair und hat mir viel Platz gegeben. Aber er denkt halt auch an die WM.“ Dass Hamilton gegen ihn besonderen Sicherheitsabstand lässt, wertet Verstappen positiv. „Das klingt zwar so, als sei ich ein besonderes Risiko. Aber eigentlich heißt es nur, dass ich ein harter Racer bin. Es ist also gut, das zu hören.“

Von

Frederik Hackbarth