Lewis Hamilton war die Vorfreude auf die neue Formel-1-Saison am Donnerstag in Silverstone deutlich anzumerken. Dem Briten wurde am Vormittag vor der offiziellen Fahrzeugpräsentation die Ehre der Jungfernfahrt des neuen W08 zuteil. Dabei habe er sich gefühlt „wie ein Kind im Süßwarenladen“, strahlt Hamilton später. „Ich bin 2006 zum ersten Mal in einem Formel-1-Auto gesessen, das war auch hier in Silverstone. Und das Gefühl heute vor der ersten Ausfahrt war immer noch das gleiche“, erinnert sich der Weltmeister von 2008, 2014 und 2015.
Die Eindrücke, die der Ex-Champion dann auf seinen ersten Runden sammelte, müssen der Konkurrenz Angst machen. „Erst war ich auf Regenreifen unterwegs, dann auf Slicks. In Stowe Corner hatte ich massiven Gegenwind. Da konnte ich den Abtrieb zum ersten Mal spüren, obwohl ich eigentlich nur herumgerollt bin.“
Mercedes
Endlich: Die ersten Meter im neuen Silberpfeil
Dieses Jahr soll Hamiltons vierter Titel her. „Das ist das Ziel - das gleiche wie letztes Jahr - und dafür arbeite ich hart. Ich will nicht Zweiter werden“, sagt der Mercedes-Star.
2016 ging dieser Plan allerdings nicht auf, am Ende musste er sich Teamkollege Nico Rosberg geschlagen geben. Fehlt der zurückgetretene Weltmeister seinem Dauerrivalen schon? „Es macht keinen Unterschied ob er da ist oder nicht. Es geht weiter, jetzt hat jemand anderes seinen Platz eingenommen. So läuft das eben im Leben. Für mich ändert es nichts“, erklärt Hamilton.Dass der Brite nun keine Chance mehr auf eine Revanche gegen Rosberg hat, stellt für ihn kein Problem dar. „Ich habe auch nicht das Gefühl, dass ich irgendetwas geraderücken müsste. Ich habe letztes Jahr mehr Rennen gewonnen und auch Titel gegen ihn in den Jahren davor. Außerdem gibt es dieses Jahr wieder eine WM zu gewinnen. Und die will ich holen.“ Doch Hamilton weiß auch: „Die meisten Fahrer sind noch da und haben genau das gleiche Ziel.“
Hamilton
Noch verstehen sich Hamilton und Valtteri Bottas gut
Vor allem Ferrari und Red Bull hat er dabei auf dem Zettel. „Sie werden sicher ein Wörtchen mitreden wollen“, meint der Brite, wohl wissend, dass ernsthafte Prognosen vor den ersten Testfahrten kaum zu treffen sind. „Wir werden nächste Woche sehen, ob ich das Auto dazu habe und wie schnell und zuverlässig wir sind“, erklärt Hamilton mit Blick auf den Titelkampf.
Nur eines weiß der 32-Jährige jetzt schon ganz sicher: Ist er 2017 zu Saisonbeginn in der Rolle des Jägers, könnte es unangenehm werden. Denn das Überholen wird laut den Experten schwieriger. „Das sagen mir zumindest die klugen Jungs bei uns im Ingenieursteam. Und ich glaube ihnen.“ Hamilton: „Wir haben viel mehr Downforce und breitere Reifen. Die Autos haben also deutlich mehr Performance und dahinter entsprechend schmutzige Luft. Deswegen will ich am liebsten vorne sein.“ In Barcelona kommende Woche erhält der dreifache Champion einen ersten Vorgeschmack, worauf er sich in den nächsten Monaten einstellen kann.

Von

Frederik Hackbarth