50 Jahre lang war Juan Manuel Fangio der König der Formel 1. Seine fünf WM-Titel schienen ein Rekord für die Ewigkeit zu sein. Zwischen 1962 und 1985 konnte nicht ein Fahrer seinen Titel erfolgreich verteidigen. Niki Lauda: „Eine Weltmeisterschaft zu verteidigen ist so, wie wenn man als Bergsteiger gerade von einem Achttausender herunterkommt und schon wieder auf den nächsten rauf muss.“
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Doch in den letzten 15 Jahren ist Fangio gleich von zwei Fahrern eingeholt worden. Erst Michael Schumacher, der sogar sieben Mal den WM-Pokal holte. Und jetzt von Hamilton. Noch steht er auf einer Stufe mit Fangio. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis er den sechsten Titel holt. Hätte er 2007 nur einen und 2016 fünf Punkte mehr geholt – Hamilton wäre jetzt schon siebenmaliger Weltmeister.
Und trotzdem gilt Fangio als der größte Fahrer, den die Formel 1 je erlebt hat. Hamilton mag 71 Rennen gewonnen und 81 von der Poleposition aus gestartet sein. Aber als Fangio in den 50er Jahren Formel 1 fuhr, wurden weniger als zehn WM-Rennen pro Jahr veranstaltet. Die Saison 2018 umfasst 21 Läufe.
F1
Juan Manuel Fangio ist der älteste Weltmeister aller Zeiten.
Die Quoten sprechen eine klare Sprache: Fangio hat 46,15% seiner WM-Rennen gewonnen – das wird nur von Lee Wallard übertroffen. Der fuhr zwei Mal das Indy 500, als das noch zur WM gerechnet wurde, obwohl es ein IndyCar- und kein Formel-1-Rennen war. Und gewann eines davon. Aber Fangios Bilanz ist beeindruckend: 51 Rennen, 24 Siege, zehn zweite Plätze, ein dritter Platz – nur sechs Mal außerhalb derTop drei. Zwei Mal in seiner Abschiedssaison 1958, als er nur noch zwei Rennen mit einem privaten Maserati bestritt und längst mit dem Rennfahren abgeschlossen hatte. Dazu kommen noch zehn Ausfälle.
Rechnet man die Ausfälle weg, hat Fangio sogar 58,54% der Rennen gewonnen. Hamiltons Siegquote beträgt nur 31,28%. Ohne seine 26 Ausfälle in 227 Rennen wären es 35,32%. Dazu kommt: Fangio startete in 92,31% seiner Rennen aus der ersten Startreihe. Kein Zweifel: Der Argentinier drückte der Formel 1 in den 50er Jahren seinen Stempel auf.
Fangio zeigte sich aber immer bescheiden: „Ich war nie so spektakulär. Ich habe immer nur versucht, im besten Auto zu sitzen.“ 1951 wurde er mit Alfa Romeo Weltmeister, 1954 mit Maserati und Mercedes, 1955 mit Mercedes, 1956 mit Ferrari, 1957 mit Maserati. Hamilton dagegen fuhr alle 227 Rennen mit Mercedes-Motor (Rekord!) – erst bei McLaren, seit 2013 im Werksteam. Fangio wechselte stets in den besten Rennstall, Hamilton fuhr meist im besten Team. Heute dauern Siegesserien einzelner Mannschaften einfach länger.
Fangio fuhr erst mit 39 Jahren sein erstes WM-Rennen, war 46 Jahre und 41 Tage alt, als er 1957 zum letzten Mal Weltmeister wurde. Damit ist er der älteste Champion aller Zeiten. Nun kann man sagen, dass Fangio in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg fuhr, als diverse ältere Vorkriegs-Rennfahrer mitmischten. So kommen aus den 50er Jahren auch der älteste Sieger (Luigi Fagioli mit 53 Jahren) und der älteste Starter (Louis Chiron mit 55 Jahren).
Aber Fangio fuhr 1955 bei Mercedes zum Beispiel neben Stirling Moss. Der gilt als einer der größten Fahrer der 50er Jahre, auch wenn er vier Mal Vize- aber nie Weltmeister werden konnte. Moss war fast 20 Jahre jünger als Fangio, hatte gegen den Argentinier aber nicht den Hauch einer Chance.
Wer heute Formel-1-Weltmeister wird, ist steinreich. Hamilton verdient laut „Forbes“ pro Jahr 45 Millionen Euro. Fangio in den frühen 90er Jahren: „Wir riskierten damals unser Leben, aber mussten arbeiten, bis wir 80 sind. Mehr als 100.000 Dollar pro Jahr waren nicht drin.“

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Alle Formel-1-Weltmeister: Von Farina bis Hamilton 1950-2020

 

Von

Michael Zeitler