Formel 1: John Surtees tot
Weltmeister auf zwei und vier Rädern

—
Traurige Nachrichten aus England: John Surtees ist im Alter von 83 Jahren gestorben. Noch bis zuletzt war er ein gern gesehener Gast im Fahrerlager.
Bild: Picture-alliance
Mit Atemwegsproblemen ist John Surtees im Februar in ein Londoner Krankenhaus eingeliefert worden. Nach kurzer Zeit wurde er auf die Intensivstation verlegt. Heute, 10. März 2017, hat er im Alter von 83 Jahren für immer die Augen verschlossen. Surtees war der älteste noch lebende Formel-1-Weltmeister. Diesen Rekord hält ab sofort Jackie Stewart (77).
Von Farina bis Rosberg: Alle Formel-1-Weltmeister
Einen Rekord, den er aber vielleicht für immer mit ins Grab nimmt: Nur er wurde Motorrad- und Formel-1-Weltmeister. Bis zuletzt war Surtees ein gern gesehener Gast im Fahrerlager. Wenn er an den Strecken dieser Welt auftauchte, stellte er sich nie ins Rampenlicht. Er war schon immer bescheiden, zog sich eher zurück, war kein Showmaster und suchte nicht das Bad in der Menge. Er liebte stattdessen seinen Beruf, seine Berufung.
Und die war eine logische Konsequenz seiner Kindheit. Er wuchs nämlich als Sohn eines Motorradhändlers in London auf. Vater Jack Surtees fuhr dabei selbst Motorradrennen, vor allem mit Seitengespannen. Drei Mal wurde er dabei sogar britischer Meister. Und in einem solchen Seitenwagen fuhr auch John Surtees als Beifahrer sein erstes Rennen – und gewann es auch! Als die Rennkommissare sein Alter überprüften, stellten sie fest: Er war erst 14, zu jung also – es folgte die Disqualifikation.
Die Laufbahn seines Vaters sorgte auch dafür, dass John Surtees zunächst auf zwei Rädern Karriere machte. Acht Mal wurde er in den verschiedenen Kubik-Klassen – darunter auch in der Königsklasse bis 500ccm³ – Meister. Viel umstrittener war Surtees‘ Titelgewinn in der Formel 1. Wir schreiben das Jahr 1964. Beim Finale in Mexiko hatten noch drei Fahrer WM-Chancen. Neben Surtees waren das Jim Clark und Graham Hill. Clark schied kurz vor Rennende mit einem Motorschaden aus, aber Hill sah lange wie der sichere Champion aus – bis ihn ausgerechnet Surtees’ Ferrari-Teamkollege Lorenzo Bandini ins Heck knallte.
Surtees hatte 1966 erneut die Chance auf den WM-Titel. Hinter Jack Brabham wurde er Vizemeister. Es wäre mehr drin gewesen, wenn er nicht während der Saison das Ferrari-Team verlassen hätte. Hintergrund war eine Auseinandersetzung mit Rennleiter Eugenio Dragoni, der Surtees für das Ferrari-Aufgebot beim 24-Stundenrennen von Le Mans nicht berücksichtigte.
WM-Titel und Zoff mit Ferrari

John Surtees wurde 1964 im Ferrari Weltmeister
Auch das Surtees-Team kam über die CanAm und die Formel 5000 1970 in die Formel 1. In den ersten zwei Jahren fuhr John Surtees selbst noch mit den eigenen Rennwagen, die größten Erfolge wie den Formel-2-EM-Titel 1972 holte man sich aber mit Mike Hailwood – ebenfalls ein Umsteiger aus dem Motorradsport. Nach der Saison 1978 war lSchluss: Dem Team ging das Geld aus. Surtees feierte von 2005 bis ’07 in der Ländermeisterschaft A1GP-Serie für Großbritannien noch einmal ein Comeback als Teamchef.
Ein paar nackte Zahlen zur beeindruckenden Karriere von John Surtees: Er absolvierte 111 WM-Rennen und gewann davon sechs, acht Mal stand er auf der Pole-Position und 180 WM-Punkte hat er insgesamt eingesammelt. Beim 24-Stundenrennen von Le Mans wurde er 1964 gemeinsam mit Lorenzo Bandini immerhin Dritter. 1966 gewann er im eigenen Team CanAm-Meister.
Tragisch: Während seiner aktiven Zeit verunfallten viele seiner Rennfahrerkollegen, weil sie in lodernden Flammen verbrannten, gegen Bäume neben der Piste krachten oder bei Überschlägen aus dem Auto geschleudert wurden. Inzwischen gilt der Rennsport als deutlich sicherer. Während aber John Surtees seine aktive Zeit überlebte, verstarb sein Sohn Henry Surtees 2009 bei einem schweren Formel-2-Crash in Brands Hatch, als er von einem Rad des vor ihm verunfallten Dan Clarkes erschlagen wurde.
Service-Links