Sonntag

Kundenautos als Krisenlösung? Auf der Suche nach dem Weg aus der Dauerkrise will sich die Formel 1 spätestens zur Saison 2017 ein neues Gesicht verpassen. Nur welches? Das jüngste Gerücht ist ein altes: Mit Kundenautos, also einem kompletten Mietwagen-Paket, sollen die großen Rennställe die kleinen Teams versorgen. Die klammen Hinterherfahrer wären damit sportlich zwar in der Theorie auf einen Schlag konkurrenzfähig, im Umkehrschluss aber auch weitgehend abhängig von den Branchenriesen wie Ferrari, Mercedes und Red Bull. Neben den großen Teams gilt auch F1-Boss Boss Ecclestone als Befürworter der Idee. Die Ausschreibung des Weltverbands FIA für ein weiteres Team zur Saison 2016 wird in der Branche als Signal für Kundenautos gewertet, weil so der Weg für ein McLaren-Juniorteam geebnet werden könnte.
Sauber
Aktuell beziehen die kleinen Teams, wie hier etwa Sauber, nur Kundenmotoren und keine Kundenautos
Die Fraktion um Sauber, Lotus und Force India aber will ihre Freiheit als Autobauer nicht eintauschen. Es ist das alte Lied. Weil jeder irgendwie mitreden darf, ist eine Einigung auf eine umfassende Reformagenda schier unmöglich. Stattdessen werden immer neue Vorschläge hitzig diskutiert - und am Ende zerredet. „Alles, was in den letzten Jahrzehnten herunterreguliert worden ist, muss sofort korrigiert werden”, forderte Niki Lauda, Aufsichtsratschef des Mercedes-Teams, eine Radikalwende. Bis Ende des Jahres müsse ein Konzept für den Wandel stehen, damit die Reformen ins Regelwerk für 2017 einfließen können.

Samstag

Beste Voraussetzungen: Lewis Hamilton kann beim Kanada GP am Sonntag den britischen Rekord für die meisten Führungsrunden in der Formel 1 brechen und geht dieses Vorhaben von der Pole Position aus an. Mit derzeit 2076 Runden an der Spitze des Feldes fehlen dem Mercedes-Fahrer nur noch 13 Umläufe zur Bestmarke seines Landsmanns Nigel Mansell. Sollte Hamilton an Mansell vorbeiziehen, wäre er in dieser Kategorie der fünftbeste Pilot der Grand-Prix-Geschichte. Weit vorn liegt Rekordchampion Michael Schumacher mit insgesamt 5114 Führungsrunden. Die Formel-1-Piloten mit den meisten Führungsrunden sind Michael Schumacher (Kerpen) mit 5114 Runden, Ayrton Senna (Brasilien) 2987, Alain Prost (Frankreich) 2684, Sebastian Vettel (Heppenheim) 2485 und Nigel Mansell (Großbritannien) 2089.

Freitag

Weiter kein Nachtanken: Die Rückkehr von Tankstopps in der Formel 1 ist anscheinend wieder vom Tisch. Die Teams lehnten vor dem Großen Preis von Kanada in einer Erklärung an Renndirektor Charlie Whiting die für 2017 geplante Wiedereinführung des Nachtankens ab. Eine Prüfung der Rennställe hatte ergeben, dass die Tankstopps die Show in der F1 keineswegs wie erhofft verbessern würden. Das Nachtank-Verbot war zur Saison 2010 erlassen worden. Seither müssen die Fahrer mit der zum Start eingefüllten Benzinmenge auskommen. Damit wollte der Weltverband FIA die Kosten senken und den Anreiz für die Ingenieure erhöhen, benzinsparende Motoren zu entwickeln. Nach Ansicht der Teams würde ein Rückkehr der Tankstopps die strategischen Optionen während eines Rennens verringern. Zudem habe es seit dem Verbot des Nachtankens deutlich mehr Überholmanöver auf der Strecke gegeben als davor.
Hamilton
Lewis Hamilton macht seinem Mercedes-Team wegen der Monaco-Panne keine Vorwürfe mehr
Vollstes Vertrauen zu Mercedes:
Lewis Hamilton will sich nicht länger mit der Strategiepanne seines Mercedes-Teams beim jüngsten Rennen in Monaco aufhalten. „Ich habe das hinter mir gelassen. Ich kann die Vergangenheit nicht verändern, nur die Zukunft kann ich beeinflussen”, sagte der WM-Spitzenreiter am Donnerstag vor dem Großen Preis von Kanada in Montreal. Ein überflüssiger Boxenstopp hatte Hamilton in Monte Carlo den Sieg gekostet. Der Brite betonte jedoch, dies habe nicht zu einem Zerwürfnis mit seinem Team geführt. „Es ist alles in Ordnung. Ich habe volles Vertrauen in das Team”, sagte der Titelverteidiger.
Vettel glaubt nicht an Spitze: Ferrari-Pilot Sebastian Vettel sieht sich trotz eines verbesserten Motors auch beim siebten Formel-1-Saisonrennen in Kanada in der Außenseiter-Rolle. „Mercedes ist immer noch das stärkste Team. Es müssten schon viele Dinge zusammenkommen”, sagte der viermalige Weltmeister vor dem Rennen in Montreal. Für den Grand Prix am Sonntag hat die Scuderia einen weiterentwickelten Motor mitgebracht, der deutlich mehr PS liefern soll. „Ich kann noch nicht sagen, wie viel uns das bringt. Aber das Ziel ist natürlich immer, näher dran zu sein”, sagte Vettel. Der Hesse ist derzeit WM-Dritter hinter den Mercedes-Piloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg.
Hülkenberg
Kriegt Nico Hülkenberg in der F1 doch noch die Kurve und geht zu einem Top-Rennstall?
Hülkenberg bald bei Top-Team?
Nico Hülkenberg hat die Hoffnung auf den Aufstieg zu einem Top-Team noch nicht aufgegeben. „Ich glaube, die Gelegenheit wird sich ergeben”, sagte der 27-Jährige. Der Force-India-Fahrer muss sich auch im fünften F1-Jahr mit Mittelfeldplätzen begnügen, seine Zukunft in der Königsklasse gilt als unsicher. In der Vergangenheit war Hülkenberg mehrfach als Kandidat für große Teams wie McLaren gehandelt worden, ein Wechsel in ein Top-Cockpit scheiterte jedoch bislang. „Es geht da immer auch ums Timing”, sagte Hülkenberg. Mögliche Karriere-Option für den Rheinländer wäre ein Einstieg als Stammfahrer in den Langstrecken-Sport. Am kommenden Wochenende fährt Hülkenberg für Porsche beim 24-Stunden-Klassiker in Le Mans. Ein endgültiger Wechsel zu den Ausdauer-Rennen sei jedoch höchstens „in ferner Zukunft denkbar”, versicherte Hülkenberg. „Ich sehe mich weiter als Formel-1-Fahrer”, sagte er. (dpa)

Von

Frederik Hackbarth