Ich bin immer noch tief berührt. Auch wenn Niki schwer krank war und der Tod nicht unerwartet kam, so ist die Erkenntnis des Unveränderlichen und Endgültigen im Moment der Nachricht des Todes immer noch ein Schock. Niki fehlt mir. Er wird mir immer fehlen. Hauptsächlich als Freund, aber auch als charismatischer Mensch.
Er war einer der ganz großen Österreicher. Ich hatte das Glück und die Ehre, das mitzuerleben. Einen Ausnahmemensch, der trotz seiner unmenschlichen Popularität immer am Boden geblieben ist. Es gibt niemanden im gesamten Formel-1-Geschehen, der von der Persönlichkeit, vom Humor und seiner Geradlinigkeit Niki das Wasser reichen konnte. Er sprach immer aus, was er dachte. Ob er damit aneckte, war ihm egal. Er brauchte auch keinen Vertrag. Sein Handschlag besiegelte ein Abkommen.
In meiner gesamten Rennkarriere war Niki mein steter Begleiter. Beim Grand Prix von Österreich 1971 standen wir zum ersten Mal gemeinsam in der Startaufstellung. Ich saß im besseren Auto und war dadurch auch von den Ergebnissen her besser als er. Dann kam mein Unfall und alles war anders. Im Prinzip hat Niki das geerbt, was eigentlich für mich bestimmt war. Er übernahm zunächst meinen Sitz bei BRM, dann das Cockpit vom Ferrari. Dort hatte ich einen Vorvertrag.
Marko
Waren gute Freunde: Niki Lauda und Helmut Marko
Ich fuhr mit ihm zu Enzo Ferrari, um ihn bei den Vertragsverhandlungen zu unterstützen. Von da an waren wir immer in irgendeiner Weise in Kontakt. Auch in der Zeit nach seinem Nürburgring-Unfall. Ich war damals in seinem Haus, bei Fuschl, als Fitnesspapst Willi Dungl in die Wiese und in die Wälder ging und mit einem Korb voller Pflanzen und Blüten zurückgekommen ist. Er hat irgendwelche Salben kreiert und die auf denvöllig offenen Kopf aufgetupft. Jedes Mal, wenn er diese Wunden berührt hat, hat's den Niki gerissen, als wäre er unter einem Elektroschock. Dieser eiserne Wille, all das durchzustehen und dann in Monza ein Comeback zu geben, das niemand für möglich gehalten hat, mit einer unglaublichen Leistung und Selbstüberwindung, denn Niki hatte oft Angst, hat sein Bild in der Öffentlichkeit geprägt.
Aber auch, wie er nach dem Absturz seiner Maschine in Thailand mit der ihm typischen Akribie und Sturheit einem Weltkonzern wie Boeing nachgewiesen hat, dass es nicht seine Schuld war oder die der Piloten, sondern dass es ein Konstruktionsfehler war. Niki spielte immer gerne den Egoisten und er pflegte nur zu gerne das Image des geizigen Geschäftsmannes. Aber im Grunde war er ein guter, großzügiger Mensch. Besonders in den letzten Jahren hat er das auch immer öfter gezeigt. Vor allem mit dem Kennenlernen von Birgit ist eine Wandlung mit ihm vorangegangen. Er wird mir sehr, sehr fehlen. Es kommt mir vor, dass ich als einsamer Methusalem überbleibe.
Von Helmut Marko