Ist "Highway to hell" besser als "Yesterday"? Heavy Metal beliebter als tiefgründige Popballaden? Ich kann sie nicht mehr hören, die Debatte um den Sound der neuen Formel 1. Seit wann definiert sich eine Sportart über den Krach, den sie produziert? Losgetreten wurde die Diskussion von Bernie Ecclestone. Der Chefvermarkter war bislang bei keinem Test und auch bei keinem Rennen vor Ort. Trotzdem hat er sich ein Urteil gebildet. Die Formel 1 ist zu leise. Vielleicht hätte er mal den Fernseher lauter drehen sollen.
Sie merken schon: Ich kann Ecclestones Meinung nicht teilen. Ja, die Königsklasse ist nicht mehr ganz so laut wie zur Ära der V10- und V8-Motoren. Das grelle Kreischen ist einem dumpfen Brummen gewichen. Und wenn die neuen Autos auf Start-Ziel an einem vorbeizischen, hört man den Turbo pfeifen. Der Sound ist anders. Moderner, umweltbewusster, aber nicht schlechter und übrigens auch nicht zu leise!
F1 Feld 2014
Alles neu macht die Saison 2014: Die Autos sehen anders aus... und klingen auch so. Na und?
Die Formel 1 soll Vorreiter spielen für die Serie. Anders lässt sich das hemmungslose Spritverbrennen heutzutage nicht mehr rechtfertigen. Und jetzt ganz ehrlich: Wollen Sie, dass Ihr Auto donnert wie ein Düsenjäger? Ja, auch ich gehörte einst zu den Heavy-Metal-Junkies der Formel 1. Ich fand es cool, mir als Teenager ein ganzes Rennen lang auf der Haupttribüne die Ohren wegdröhnen zu lassen. Nach der Krach-Injektion bekam ich fast einen Hörsturz. Drei Tage lang hatte ich dieses Pfeifen in den Ohren, das ich heute nur noch höre, wenn der Turbo Luft verdichtet. Seit diesem traumatischen Klangerlebnis habe ich die Beatles entdeckt. Und Ohrstöpsel. Formel 1 pur tat mir einfach nur noch weh.
Ich weiß, dass es nicht nur mir so ging. Ein Großteil der Zuschauer vor Ort und vor allem all jene Experten, die jetzt über den ach so unspektakulären Klang sinnieren, haben bis zuletzt ihr Gehör vor dem Achtzylinder-Hämmern geschützt. Vielleicht sollten sie jetzt einfach mal die Ohrstöpsel draußen lassen. Dann jedenfalls ist die Geräuschkulisse genauso eindringlich wie früher mit Gehörschutz. Das gute daran: Man kann sich nebenbei auch noch unterhalten oder den Streckensprecher verstehen.
Ach ja, und ein Tipp für Bernie Ecclestone. Vielleicht sollte seine hauseigene TV-Firma einfach neue, sensiblere Mikrofone entlang der Strecken positionieren. Dann können er und alle Fans, die jetzt maulen, den Fernseher auf Zimmerlautstärke lassen. "Highway to hell" jedenfalls ist von gestern.