Niki Lauda und Helmut Marko sind sich selbst für Witze über die eigenen Verletzungen nicht zu schade. „Zusammen ergeben wir doch immer noch den perfekten Rennfahrer“, scherzt Lauda. Ihm selbst fehlt nach seinem Feuerunfall am Nürburgring 197 das rechte Ohr, Helmut Marko nach einem Steinschlag das linke Auge...
Die Szene wirkt wie Alltag in der Formel 1 und doch sind es zwei Österreicher Legenden, die hier beim ungezwungenen Plausch vor dem Großen Preis in der Alpenrepublik zusammenstehen. Die Red Bull-Hospitality vor zwei Wochen in Montreal. Nach dem Qualifying treffen sich Niki Lauda und Helmut Marko zum Kaffeekränzchen. Nicht als Formel-1-Aufsichtsrat des Mercedes-Teams und Motorsportchef von Red Bull, sondern als zwei befreundete Ex-Rennfahrer. AUTO BILD MOTORSPORT ist dabei.
Ferrari
Niki Lauda wird auf dem Red-Bull-Ring wieder in seinen Ferrari aus dem Jahr 1976 steigen...
Vor dem Grand Prix von Österreich rücken beide wieder in den Mittelpunkt des Interesses. Weil sie die zwei besten Teams der aktuellen Formel 1 leiten – und im Rahmen des Rennens am Red-Bull-Ring für Demofahrten wieder in ihre alten Autos steigen. Lauda fährt seinen Ferrari von 1976, den vom Comeback in Monza. Marko zwängt sich in seinen BRM 153 von 1971. In dem Jahr feierten beide ihr Formel-1-Debüt auf dem damaligen Österreichring.
„Das ist eine Kiste!“, berichtet der Vettel-Boss leicht entsetzt. „Die besteht nur aus einem Gitterrohrrahmen. So etwas kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen.“ Lauda kontert: „Mein 76er-Ferrari war auch nicht viel sicherer. Aber hast Du etwa vorher trainiert?“ Marko lächelt, beruhigt seinen Landsmann dann aber: „Natürlich nicht.“ Dann fragt Lauda: „Wisst Ihr eigentlich, dass ich nur wegen Helmut bei Ferrari gelandet bin?“ In der Tat: Durch Markos Steinschlag wurde Ende 1972 der Platz bei BRM frei. Lauda ersetzte seinen Kumpel und raste sich in Monaco 1973 ins Herz des Firmengründers Enzo Ferrari...
BRM
... Helmut Marko pilotiert derweil seinen vier Jahre älteren BRM
Marko erinnert sich an sein Schicksalsrennen beim Großen Preis von Frankreich 1972. Kaum jemand weiß, dass er im Formel-1-Auto sein Auge verlor. „Ich bin zum ersten Mal mit einem neuen Chassis gefahren und ich habe nicht ganz hineingepasst. Deshalb saß ich zehn oder 20 Zentimeter höher als normal. Für das nächste Mal sollte ich einen anderen Sitz bekommen, mit dem ich tiefer im Auto gesessen wäre. Dann hätte mich der Stein nicht getroffen." Der Stein, der Markos Visier durchbohrte, wurde von Ronnie Peterson in die Luft geschleudert. Marko: "Ronnie ist von der Linie abgekommen. Zunächst sah ich nur Staub und dann wurde es schwarz."
Die medizinische Versorgung verlief chaotisch: „Erst haben sie mich ins falsche Krankenhaus gebracht, dann in das richtige. Sie mussten den Arzt anrufen, der für Augenverletzungen zuständig war. Er war jedoch bei einer Grillparty. Im Krankenhaus haben sie mir gesagt: 'Sie sind kein Franzose, sie haben keine passende Krankenversicherungskarte, deshalb müssen Sie bezahlen'. Ich musste sechs Stunden warten und hatte große Schmerzen, das können Sie mir glauben." In diesem Jahr schmerzt ihn die Überlegenheit der Mercedes. Und die sind am Red Bull-Ring besonders motiviert. Lauda: „Beim Heimspiel möchten wir Red Bull natürlich um so lieber schlagen!"

Von

Ralf Bach