Wohl kein anderer aktueller Formel-1-Pilot ist über den PS-Betrieb hinaus eine derart schillernde Figur wie Lewis Hamilton aus Stevenage. Der Sohn einer Engländerin und eines Auswanderers aus Trinidad-Tobago steht für pure Leidenschaft im Cockpit und für Rapper-Lifestyle abseits der Strecke. Seine turbulente Beziehung mit Popsternchen Nicole Scherzinger, die er einst auf den MTV-Music-Awards in München kennenlernte, liefert seit Jahren Stoff für die bunten Blätter. Seine religiösen Twitter-Botschaften und reihenweise Instagram-Bilder von Familie und Hunden geben seinen Fans Einblick in die Seele des hochemotionalen Rennfahrers. Geboren vor 29 Jahren in ziemlich bescheidenen Verhältnissen kämpfte sich Hamilton mit Wucht und Willen an die Spitze des Milliardengeschäfts Formel 1.

Steiler Aufstieg

Scherzinger
Hamilton (r.) gemeinsam mit Freundin Nicole Scherzinger nach dem ersten WM-Gewinn 2008 in Sao Paulo
Schon als PS-Knirps stellte er sich McLaren-Boss Ron Dennis als künftiger Stammpilot vor und wurde bald vom britischen Traditionsteam gefördert. Nach Erfolgen im Kartsport gelangte Hamilton über die Formel-3-Euroserie (2004 und 2005) und die GP2 (2006), die er beide jeweils mit dem Meistertitel abschließen konnte, 2007 in die Formel 1. Eigentlich sollte er bei McLaren als Rookie an der Seite des erfahrenen und amtierenden Doppelweltmeisters Fernando Alonso zunächst lernen. Doch Hamilton hatte andere Pläne, fuhr schon bei seinem F1-Debüt in Australien aufs Podium und war spätestens nach mehreren Siegen zur Saisonmitte ernstzunehmender Titelkandidat.

Titel im zweiten Jahr

Mit seinem Sturmlauf an die Spitze des PS-Zirkus brach der Jungspund damals nicht nur mehrere Rekorde, fast wäre ihm auch als erstem Piloten überhaupt der Traum vom Titel im Premierenjahr geglückt. In den beiden letzten Saisonrennen eines für Hamilton prägenden Jahres warf er die fast schon sicher geglaubte Meisterschaft mit flatternden Nerven aber noch weg. Nur ein Jahr später machte der McLaren-Pilot es jedoch besser, wenngleich nicht weniger spannend. In Sao Paulo, dem Ort seiner empfindlichen Finalniederlage des Vorjahres, krönte sich Hamilton am Ende der Saison 2008 in einem unvergessenen Herzschlagfinale gegen Lokalmatador Felipe Massa erstmals zum Weltmeister und damit zeitgleich zum damals jüngsten Champion der Geschichte. Das alles entscheidende Überholmanöver zum Titel gelang Hamilton dabei erst in der letzten Kurve des Rennnes.

Wechsel zu Mercedes

Mercedes
Hamilton (l.) und Teamkollege Rosberg (r.) lieferten sich 2014 bei Mercedes ein enges Duell um den Titel
Mit McLaren feierte der Brite anschließend zwar weitere Erfolge und etablierte sich in der allgemeinen Wahrnehmung als einer der schnellsten Grand-Prix-Piloten seiner Zeit, der kometenhafte Ein- und Aufstieg in der Formel 1 war jedoch vorerst gestoppt, denn weitere Titel blieben aus. Um nicht länger nur auf Achtungserfolge mit dem schwächer gewordenen McLaren-Team zu warten, entschloss sich Hamilton zur Saison 2013, sein Haus- und Hofteam zu verlassen und zu Mercedes zu Wechseln, wo er an der Seite von Nico Rosberg die Nachfolge von F1-Rekordweltmeister Michael Schumacher antrat.

Duell mit Rosberg

Bereits in seinem zweiten Jahr mit den Stuttgartern gelang dem Werksteam dabei der große Wurf. Im Zuge der Regeländerungen zur Saison 2014 baute Mercedes das mit Abstand beste Auto und sicherte sich bereits vorzeitig den Konstrukteurstitel in der Formel 1. Die Fahrer-WM machten indes Hamilton und sein ehemaliger Kumpel aus Kartzeiten, Rosberg, unter sich aus – das Duell der einstigen Freunde entwickelte sich schnell zum knallharten und spannenden Titelkampf der ‚Silberfeinde’, dessen besseres Ende schlussendlich Hamilton verbuchen konnte, der sich im Finale von Abu Dhabi mit 11 Saisonsiegen und 67 Punkten Vorsprung auf seinen Mercedes-Teamkollegen zum zweiten Mal die Krone aufsetzte.

Von

Frederik Hackbarth