Sonntag

Kollision der Nordlichter: Vor zwei Wochen in Australien noch der große Star, wurde Kevin Magnussen in Malaysia mit einer übermotivierten Aktion schon kurz nach dem Start zum Buhmann – zumindest bei Ferrari. Der McLaren-Pilot ramponierte sich beim Überholversuch nicht nur den eigenen Frontflügel sondern schlitze auch noch Kimi Räikkönen den Hinterreifen auf. Der Finne musste an die Box schleichen, verlor viel Zeit und am Ende als Zwölfter die Chance auf Punkte. Immerhin: Magnussen zeigte sich selbstkritisch, entschuldigte sich: „Der Fehler tut mir sehr leid, vor allem so früh in so einem langen Rennen. Ich muss daraus lernen.“ Fand auch die FIA, die ihm fünf Sekunden Strafe aufbrummte. Der Däne: „Schade, es hätten heute gute Punkte werden können.“ Immerhin zwei Zähler heimste er mit P9 am Ende doch noch ein.
Williams
Viel Rauch um nichts: Bei Williams lagen die Nerven sowohl am Anfang als auch am Ende des Rennens blank
Stunk bei Williams:
Schon zu Beginn des Rennens musste sich Felipe Massa gegen Attacken seines Teamkollegen Valtteri Bottas wehren und zeigte sich darüber am Funk wenig begeistert. Als ihn das Team dann in der Schlussphase anwies, den Finnen passieren zu lassen, da dieser frischere Reifen hatte, dürfte sich Massa in alte Ferrari-Zeiten zurückversetzt gefühlt haben. Der Brasilianer kam der Bitte des Kommandostandes diesmal jedoch nicht nach und hielt die Position, um vor seinem Teamkollegen ins Ziel zu fahren – frei nach dem Motto: ‚Wenn ich Stallorder gewollt hätte, hätte ich auch bei Ferrari bleiben können.’ Am Ende waren beide Piloten angefressen: Massa wegen der Order und Bottas, weil Massa sie nicht befolgte...
Red Bulls Pechvogel: Für Daniel Ricciardo kam es nach der Disqualifikation von Australien auch in Malaysia knüppeldick. Dabei zeigte Vettels Teamkollege erneut eine starke Leistung, überholte den Weltmeister sogar am Start und lag später im Rennen auf P4. Beim Boxenstopp ging dann jedoch alles schief: „Als ich losfuhr, merkte ich sofort Vibrationen. Vorne links war das Rad nicht drauf.“ Die Boxencrew schob Ricciardo zurück, er verlor viel Zeit. „Ein paar Kurven später ist dann auch noch der Frontflügel kaputtgegangen und dadurch auch der Reifen“, schüttelte der Red-Bull-Pilot den Kopf. Folge: Ein paar Runden später war Schluss - eine Strafversetzung der FIA um zehn Plätze für das nächste Rennen in Bahrain setzte es für das Unsafe-Release in der Box zudem. Und zu allem Überfluss streikte auch mal wieder der Fuel-Flow-Sensor, der schon beim Saisonauftakt für den Ausschluss gesorgt hatte!

Samstag

Kvjat übte auf dem Weg zur Strecke: Crash zwischen Daniel Kvjat und Fernando Alonso im Qualifying! Der Toro Rosso-Pilot wollte den Spanier in einer Kurve innen überholen. Der rechnete nicht damit, zog ebenfalls nach innen und kollidierte mit dem Russen. Folge: Eine defekte Vorderradaufhängung, die aber noch während des Quali-Abschnitts repariert werden konnte. Für die Rennleitung ein "normaler Rennunfall". Die meisten Experten sahen die Schuld bei Alonso. Nach ihrem Besuch bei den Stewards klatschten sich Alonso und Kvjat ab. Stolz ging der junge Russe zurück ans andere Ende des Fahrerlagers. Der 19-Jährige hat es faustdick hinter den Ohren. Am Morgen überholte er die AUTO-BILD-MOTORSPORT-Reporter auf dem Weg zur Strecke auf die gleiche Weise wie Alonso. Er wählte die Innenspur einer mehrspurigen Linkskurve und zischte mit einem weißen Uralt-Renault im Drift an uns vorbei.
Schweigeminute für Flug MH370: Am Sonntag vor dem Rennstart (10 Uhr MEZ) schweigt die Formel 1 für die Passagiere und Familien des mysteriös verschwundenen Fluges MH370. Zudem bekunden alle Piloten mit Aufklebern auf den Helmen ihr Beileid. Das Interesse an der Formel 1 ist in Malaysia auf Grund des Unglücks stark zurückgegangen. Der Streckenchef: "Die Menschen sind nicht in der Stimmung zu feiern." Das Verschwinden des Fluges der Malaysian Airlines hat die Menschen tief getroffen. Das ganze Land trauert. Bis vor kurzen wurden die Angehörigen der Opfer in unserem Hotel am Flughafen von Kuala Lumpur untergebracht. Der Hotelmanager: "Das Warten war grausam."
PK Samstag
Unterhielten sich in der Presserunde hinter Lewis Hamiltons Rücken: Sebastian Vettel & Nico Rosberg
James oder Jim, das ist hier die Frage:
Konfusion in der offiziellen Pressekonferenz nach dem Qualifying. Lewis Hamilton ist mit seiner 33. Pole Position mit Jim Clark gleichgezogen, verwechselte den in seiner Dankesrede aber mit Nigel Mansell. Nico Rosberg half seinem Teamkollegen auf die Sprünge: "Das war nicht Mansell, sondern James Clark!" Daraufhin Vettel: "Jim, nicht James!" Hamilton entgeistert: "Jetzt haben die beiden solange hinter meinem Rücken gequatscht, dass sie mich ganz durcheinander gebracht haben!" Tatsächlich hatten Vettel und Rosberg debattiert, während Hamilton zur Weltpresse sprach. Stein des Anstoßes: Rosberg hatte Vettel in dessen vorletzter fliegender Runde überholt und leicht behindert, war sich aber zunächst keiner Schuld bewusst. In der Gischt hatte er den Red Bull vor sich gar nicht erkannt. Vettel: "Ich war natürlich kurz angepisst - sorry - verärgert, aber ist schon in Ordnung. Das hätte mir auch passieren können." Rosberg kam extra noch einmal zurück in den Raum der offiziellen Print-PK und verteidigte sich gegenüber den AUTO-BILD-MOTORSPORT-Reportern: "Das war keine Absicht und ich hatte auch genug Abstand gehalten. Außerdem war nur noch wenig Zeit, um über Start-Ziel zu kommen, deshalb musste ich mich beeilen."
Sound-Debatte: Ex-Weltmeister Damon Hill ist ein Verfechter des neuen Turbo-Sounds. „Ich finde das neue Geräusch sehr interessant und auch nicht zu leise“, sagt der Brite zu AUTO BILD MOTORSPORT. „Es kommt doch auf nicht nur auf die Lautstärke an, sondern vor allem auf den Inhalt. Solange wir gutes Racing haben, ist für mich alles okay.“ Indes hat auch Chefvermarkter Bernie Ecclestone eingelenkt. „Der Lärm ist nicht ganz so schlecht, wie ich dachte“, sagt der Engländer, der in Malaysia das erste Mal 2014 an der Strecke ist.
Sauber
Banger Blick auf die Uhr & viel Frust: Adrian Sutil ging in Q1 ganz einfach die Zeit aus...
Frust bei Sauber:
Pech für den Traditionsrennstall aus Hinwil und Pilot Adrian Sutil. Der Deutsche schied im Regen-Qualifying von Sepang schon in Q1 aus. Sutils Erklärung: „Es war unsere Strategie, möglichst spät die schnelle Runde zu fahren, weil die Strecke am Ende am besten sein sollte...“ War sie aber nicht! „Es hat dann doch noch einmal geregnet“, so der gefrustete Sauber-Pilot, der trotzdem glaubte: „Es gibt bei uns zwar noch viele Dinge, die nicht passen und teilweise war das Auto unfahrbar - aber wir hätten uns sicher noch verbessert. Mit der roten Flagge war es zum Schluss dann leider nicht möglich.“ (Marcus Ericsson war am Ende von Q1 abgeflogen und hatte für eine Unterbrechung gesorgt; d. Red.) „Damit ist uns die Zeit ausgegangen, wirklich sehr schade“, so Sutil.

Freitag

Silber gibt den Ton an: Mercedes war in beiden Trainingssessions am Freitag in Malaysia am schnellsten. Während Lewis Hamilton am Vormittag die Zeitenliste toppte und sich nur Kimi Räikkönen im Ferrari zwischen den Briten und Teamkollege Nico Rosberg auf Rang drei quetschen konnte, sicherte sich der deutsche WM-Leader am Nachmittag die Bestzeit. Räikkönen wurde hinter Rosberg erneut Zweiter, vor Sebastian Vettel und Hamilton. Trotz der guten Performance und insgesamt 100 Runden für das Team ist man bei den Silberpfeilen aber gewarnt. Rosberg nach dem Training: „Die Gegner sind nur knapp hinter uns. Vor allem Sebastian sah über die Distanz richtig gut aus. Wir müssen also vorsichtig bleiben und weiterhin alles geben.“
FIA-PK
Wie in der Schule: Die FIA greift im Sprit-Streit zu ungewöhnlichen Methoden...
PR-Veranstaltung:
Eine außerplanmäßige Pressekonferenz der FIA sollte die Journalisten heute über die Spritflussbegrenzung aufklären. FIA-Motorenchef Fabrice Lom berichtete fast eine Stunde über Fuel Flow Meter und Co, malte zwischendurch sogar Grafiken an eine Tafel (s. Bild). Aufklärung oder Propaganda? Unsere Reporter jedenfalls hatten den Eindruck, der Weltverband wollte die Berichterstatter von Red Bulls Schuld im Flowgate-Skandal überzeugen. Tenor: Die Messgeräte arbeiten zuverlässig und genau. Red Bull-Teamchef Christian Horner zuckte nur mit den Schultern. „Woher wollen sie das so genau wissen? Wir sehen uns in Paris (vor dem Berufungsgericht der FIA; d. Red.) wieder.“ Fakt ist: Es gibt Probleme mit dem sogenannten Fuel Flow Meter. Das musste am Ende auch Lom auf Nachfrage von AUTO BILD MOTORSPORT zugeben: „Wir hatten bereits bei den Tests Schwierigkeiten, haben die Instrumente aber bis Melbourne schon verbessert. Und das werden wir auch weiter tun.“ Brisant: Nach ABMS-Informationen haben einige Teams mehr als zehn dieser Messgeräte von der Firma Gill Sensors gekauft, um sich anschließend die besten für ihre zwei Autos herauszupicken. Kostenpunkt: 10 000 britische Pfund für den Sensor, weitere 6000 für die Kalibrierung. Ein teuerer Spaß!
Nein zum Simulator: Dass Kimi Räikkönen auch anders kann, als man es dem Iceman gemeinhin nachsagt, beweist er im Interview mit AUTO BILD MOTORSPORT (Erscheinungstag am kommenden Freitag). In der offiziellen Pressekonferenz war er kurz angebunden wie eh und je. Ein Kollege fragte, ob er angesichts seiner Handling-Probleme mit dem neuen Ferrari den Drang verspüre, im Simulator zu testen. Kurze und trockene Antwort: „Nein.“ Dabei war der Finne erst letzte Woche einen ganzen Tag in Maranello, um den F14T in jenem Simulator auf seinen Fahrstil abzustimmen... Kimi eben. Er pflegt sein Iceman-Image!
Franz Tost
Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost gibt gerne den ein oder anderen Denkanstoß
Helden braucht die Formel 1:
Schlechter Sound, langsame Autos; die Formel 1 redet sich gerade selbst kaputt. Kein Wunder, dass da Fragen zu Wegen aus der Krise kommen. In der Freitagspressekonferenz diskutierten Sauber-Chefin Monisha Kaltenborn, Toro-Rosso-Boss Franz Tost, Caterham-Rennleiter Cyril Abiteboul, Pirelli-Reifenchef Paul Hembery und Lotus’ Vizeteamchef Federico Gastaldi über die mögliche Einbindung von neuen Medien, einen radikalen Wandel in der Vermarktung des Sports und die Stärkung von Fahrerpersönlichkeiten. Dabei hatte der Österreicher Franz Tost die beste und einfachste aller Erklärungen, wie man die Königsklasse wieder attraktiver machen kann. Tost mit seiner typisch trockenen Art: „Die Formel 1 boomt, wenn das jeweilige Land einen Lokalhelden hat. Das konnte man doch an Deutschland sehen. In den 80ern hat sich dort kaum jemand für die Formel 1 interessiert. Dann kam Schumi - und plötzlich liebten alle den Motorsport. Kartbahnen schossen wie Pilze aus dem Boden und alle jungen Buschen wollten plötzlich Rennfahrer werden.“ Das Ergebnis: Sebastian Vettel, den Franz Tost bei Toro Rosso zum Champion geformt hat.
Weiter zur Abschrift der PK: Die Teamchefs im Wortlaut
Gutes Essen macht schnell: In der aktuellen Ausgabe von AUTO BILD MOTORSPORT (ab heute am Kiosk) verrät Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff eines der Erfolgsgeheimnisse von Mercedes. Wolff: „Im Sommer vergangenen Jahres haben wir in der Kantine bei der Essenswahl eine Option für gesundes Essen eingeführt. Erst wollte das kaum jemand anrühren, heute nutzt es fast die ganze Truppe.“ Mercedes isst sich an die Spitze! Wolff weiter: „Gesunde Ernährung ist wichtig für die Denkleistung unserer Ingenieure. Wir haben 200 Mann in unserem Designbüro in Brackley sitzen, die auf gute Ideen kommen müssen. Dazu brauchst du Power im Kopf.“ Einen Artikel über geheimen Supersprit von Mercedes bestätigte ein Sprecher: "Unser Benzin ist in der Tat sehr gut, weil es von vornherein in enger Abstimmung mit den Motoringenieuren von unserem Partner Petronas entwickelt wurde."

Von

Frederik Hackbarth
Ralf Bach