Am Sonntag führt das Schicksal Lewis Hamilton und Max Verstappen in Singapur mal wieder zusammen: Die Protagonisten des epischen WM-Duells 2021 sind beim Flutlicht-Grand-Prix gleich in mehrere gemeinsame Szenen verwickelt. Ungewöhnlich ist diesmal aber: Nicht nur haben beide nichts mit dem Sieg zu tun, auch leisten sich die Weltmeister jeweils seltene Fehler. Gleicht bleibt allerdings: Am Ende geht Verstappen als Sieger aus dem Duell hervor.
Dabei verpatzt der Holländer nach Red Bulls Pannen-Quali vom ohnehin schon schlechten achten Startplatz auch noch den Start: "Ein wirklich langsamer Start von Max, der im falschen Modus war. Dadurch ist das Auto fast stehengeblieben", erklärt Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko und kritisiert: "Das kann passieren, aber das ganze Wochenende war mit Max eigentlich nicht gut. Also Geburtstagsgeschenk war das jedenfalls keines." Der Niederländer war am Freitag 25 Jahre alt geworden.
Verstappen selbst ärgert sich: "Ich habe die Kupplung losgelassen und bin direkt ins Anti-Stall-Programm gefallen. Wir müssen analysieren, warum das passiert ist, denn dadurch habe ich natürlich viele Plätze verloren." Am Ende der Startrunde findet sich Verstappen nur auf Rang zwölf wieder. Mit dem überlegenen Red Bull kann der Weltmeister die verlorenen Positionen zwar wieder gutmachen, das Überholen gestaltet sich im teilweise noch feuchten Singapur aber deutlich schwerer als noch bei seinen Mega-Aufholjagden zuletzt in Spa und Monza.
Max Verstappen leistet sich am Sonntag einige Fehler
Bild: Red Bull Content Pool

Das merkt Verstappen vor allem bei seiner Attacke auf McLaren-Pilot Lando Norris: Beim Überholversuch auf der feuchten Innenspur bleibt dem Niederländer das Rad stehen, rauchend geht es in den Notausgang und danach zum nötig gewordenen Reifenwechsel an die Box. "Beim Bremsen hat das Auto aufgesetzt und das war's, ich bin einfach geradeaus durchgerauscht", sagt Verstappen zu seinem spektakulären Verbremser. "Die Vibrationen waren danach zu stark, deswegen musste ich stoppen."
Verstappens Aufholjagd beginnt so erneut und führt ihn wenig später auch wieder mit Hamilton zusammen. Der Brite leistet sich davor seinerseits einen seltenen Fehler und rutscht wie Verstappen nicht nur in den Notausgang, sondern dort sogar in die Bande. Zwar kann Hamilton weiterfahren, der Frontflügel am Silberpfeil ist anschließend aber ramponiert und droht abzubrechen. Einen Logenplatz für dieses Schauspiel hat Verstappen, der in jener Phase direkt hinter Hamilton fährt und sich am Funk mehrmals über den funkensprühenden Mercedes beschwert, ehe die Stuttgarter schließlich ein Einsehen haben und den Briten zum Service holen.
"Das war heute wirklich nicht der beste Tag", berichtet Hamilton, der seinen Platz in den Top-3 zwar schon am Start an Ferrari-Mann Carlos Sainz abgeben muss, bis zu seinem Fehler aber dicht am Spanier und den Podestplätzen dranbleiben kann. "Dann habe ich das alles leider aus dem Fenster geworfen, als ich mich verbremst habe. Dafür entschuldige ich mich beim Team. Aber ich werde stärker zurückkommen."
Stärker zurück kommt nach seinem eigenen Patzer im Infight mit Norris dann auch Verstappen und läuft in der Schlussphase erneut auf Hamilton auf, der wiederum Sebastian Vettel im Getriebe hängt. Im Dreikampf der Weltmeister leistet sich der Mercedes-Star dann gleich den nächsten Schnitzer. Beim Versuch Vettel zu attackieren, gerät Hamilton innen auf die nasse Spur und rutscht weit raus, so dass Verstappen als Nutznießer durchschlüpfen kann.
Lewis Hamilton kracht in Singapur in die Bande
Bild: F1/Twitter

Während Hamiltons Tag auf Rang neun endet, schnappt sich Verstappen auf der Schlussrunde sogar noch Vettel und wird Siebter.
Trotzdem findet der Red-Bull-Pilot: "Es war ein frustrierender Tag für uns heute. Das geht natürlich schnell, wenn man so weit hinten startet, denn wenn man ehrlich ist, ging es ja eigentlich gestern schon los. Es war insgesamt einfach ein unglaublich unsauberes Wochenende." Gerissen ist durch dieses auch Verstappens Siegesserie nach zuletzt fünf Triumphen am Stück.
Eine gute Nachricht gibt es für den Niederländer dann aber doch noch: Durch den Singapur-Sieg von Teamkollege Sergio Perez ist es für ihn zumindest kein unrealistisches Szenario, den WM-Titel bereits kommendes Wochenende in Japan klarzumachen. Dafür muss der Niederländer in Suzuka nur acht Punkte mehr holen als WM-Verfolger Charles Leclerc und sechs mehr als Perez. Heißt umgerechnet: Ein von Verstappen angeführter Red-Bull-Doppelsieg beim Heimrennen von Motorpartner Honda wäre bereits genug für die ganz große Titelsause.

Von

Frederik Hackbarth