Große Freude bei den Konzernbossen von Daimler: Ausgerechnet beim Formel-1-Rennen in China, einem der wichtigsten Absatzmärkte für die Stuttgarter, hat Mercedes mit einem eindrucksvollen Doppelsieg im Reich der Mitte ein Ausrufezeichen gesetzt. Weltmeister Lewis Hamilton wehrte dabei am Sonntag sämtliche Taktikfinten seiner deutschen Herausforderer cool ab und ließ sich bei seinem souveränen Sieg nicht einmal von einem heißen Sitz stören. Der WM-Spitzenreiter feierte in China vor seinem Mercedes-Teamkollegen Nico Rosberg und Ferrari-Star Sebastian Vettel seinen zweiten Saisonerfolg. Vierter wurde Kimi Räikkönen im zweiten Ferrari. Nach einem Defekt am Toro-Rosso-Wagen von Max Verstappen kurz vor Schluss wurden Hamilton und seine geschlagenen Konkurrenten allerdings hinter dem Safety Car abgewunken.

Vettel bleibt erster WM-Verfolger

Start China GP
Schon am Start zog Hamilton vorne vor Rosberg weg. Dahinter hielt sich Vettel die Williams vom Leib
In der WM-Wertung baute der von der Pole Position aus gestartete Hamilton nach drei Rennen seine Führung weiter aus. Nach seinem 35. Karriere-Sieg reist er mit 68 Punkten zum nächsten Rennen in die Wüste von Bahrain, das bereits am kommenden Sonntag (19. April 2015, 16 Uhr deutscher Zeit) stattfindet. Vettel, der nach seinem dritten Rang in Australien und dem Sieg in Malaysia erneut aufs Podium kam, verteidigte seinen zweiten Rang mit 55 Zählern vor Rosberg (51). Der gebürtige Wiesbadener wartet weiter auf seinen ersten Sieg in dieser Saison. Auch in Shanghai, wo Rosberg vor drei Jahren der erste Rennerfolg von mittlerweile acht Siegen gelungen war, klappte es nicht. Landsmann Nico Hülkenberg traf es allerdings deutlich schlimmer: Der Emmericher schied in Runde zehn mit einem Getriebeschaden an seinem Force India aus.
Es dauerte nur Sekunden, bis alles für das Renn-Duell Silber gegen Rot perfekt war. Hamilton verteidigte seine 41. Pole im Kampfmodus: Der Brite stellte seinen Wagen schräg in die Parkbox, um so direkt nach rechts vor Roberg ziehen zu können. Der Plan ging auf, dahinter reihte sich Vettel ein und wenig später dessen Teamkollege Räikkönen. Der Finne zog noch vor der ersten Runde an den Williams von Valtteri Bottas und Felipe Massa vorbei. In der Ferrari-Box ballte Teamchef Maurizio Arrivabene voller Entschlossenheit die Faust. Damit waren die Zweierpacks geschnürt: Die beiden Mercedes mit gut drei Sekunden Vorsprung vor den beiden Ferraris, und die mit etwa fünf Sekunden Vorsprung vor den beiden Williams. Nun kam alles auf die Taktik an: Wer kommt wann in die Box?

Safety Car kurz vor Schluss

Hamilton, Rosberg & Vettel
Ein Brite, zwei Deutsche - gewohntes Bild auf dem Podium: Hamilton verwies Rosberg und Vettel auf die Plätze
In Runde 13 bekam Vettel die Order: Box, Box! Selbst Pirellis Motorsportchef Paul Hembery war davon ausgegangen, dass die Ferraris länger mit den weichen Reifen haushalten würden als Mercedes. Hamilton gab aber weiter Gas, fuhr zwischenzeitig die bis dahin schnellste Rennrunde und kam dann zum Reifenwechsel rein. Danach ließen Rosberg und Räikkönen die neuen, aber ebenfalls weichen Gummis auf ihre Autos aufziehen. Das Silberpfeil-Duo versuchte, schonend mit den Reifen umzugehen, wodurch sich Vettel auf anderthalb Sekunden an Rosberg heranarbeitete. Die beiden Williams mit Mercedes-Power waren da längst abgehängt. Danach kam Vettel wieder als Erster der Top-Fahrer zum Reifentausch. Mercedes reagierte, zumal Rosberg vorher schon geklagt hatte: „Mein linker Vorderreifen wird ein Problem.”
In Umlauf 31 bekam auch Rosberg die härteren Pneus und kam vor Vettel wieder auf die Strecke. So cool wie Hamilton auch fuhr, im Wagen wurde dem 30-Jährigen erneut ungewollt warm. „Mein Sitz wird wieder heiß”, klagte er über Funk. Ein Problem, das er schon tags zuvor gehabt hatte. Aber eines, dass er cool über die Runden brachte. Für Vettel schien es hingegen noch mal eng zu werden. Räikkönen war später zum zweiten Reifenwechsel an die Box gekommen und holte mit besseren Gummis zum Schluss stetig auf. Zwei Runden vor Schluss blieb aber Verstappen auf der Start- und Zielgeraden stehen, das Safety Car musste raus und blieb auch bis zum Schluss, also der 56. Runde auf dem 5,451 Kilometer langen Kurs, auf der Strecke, wodurch keine Positionswechsel mehr möglich waren. (fh/dpa)