Erster Saisonsieg für Lewis Hamilton (29): Der Brite münzte seine Pole-Position in einen stets ungefährdeten und überlegenen Sieg in Sepang um. Bei guten äußeren Bedingungen verlief das Rennen für das derzeit dominierende Mercedes-Team vom Start bis ins Ziel planmäßig, denn auch der zweite Silberpfeil von Nico Rosberg (28) konnte schon auf den ersten Metern und vor Kurve eins an Konkurrent Sebastian Vettel (26) im Red Bull vorbeigehen. In der Reihung von Runde eins gingen die Top-3 auch ins Ziel. Bei Mercedes brachen nach dem Doppelerfolg im Land von Hauptsponsor Petronas alle Dämme. Hamilton jubelte auf dem Podium: „Es ist unglaublich. Es war ein perfektes Wochenende und sehr langes Rennen, aber Mercedes hat sehr hart für diesen Erfolg gearbeitet und ich fühle mich wirklich dankbar.“

Hamilton widmet Sieg MH370-Opfern

Mercedes
Der Moment des Jubels: Lewis Hamilton gewinnt in Sepang den Großen Preis von Malaysia 2014
Obwohl Hamiltons 23. Karrieresieg nie wirklich gefährdet schien, sei es kein leichtes Rennen gewesen, wie der Brite betonte. „Man schwitzt hier schon vor dem Einsteigen ins Auto, muss immer darauf achten den Körper zu kühlen und vor allem bis zum Schluss konzentriert bleiben.“ In der Hitzehölle von Sepang gelte das jedoch nicht nur für ihn als Fahrer sondern für das ganze Team, weshalb Hamilton seinen Mechanikern dankte: „Heute haben alle einen tollen Job gemacht. Im achten Jahr, in dem ich hier fahre, ist es das erste Mal, dass alles geklappt hat und endlich ist der Sieg rausgesprungen!“ Abschließend nutzte der Weltmeister von 2008 die Gelegenheit, um mit seinem Sieg den Opfern und Angehörigen der Flugzeugkatastrophe von Flug MH370 zu gedenken. „Nach der Tragödie vor drei Wochen in diesem Land, widme ich diesen Erfolg den betroffenen Menschen“, so Hamilton. Das ganze Wochenende über hatten viele Piloten mit Aufklebern und Botschaften auf ihren Helmen ihr Beileid bekundet.

Rosberg vs. Vettel

Hinter Hamilton rundete Nico Rosberg das Traum-Ergebnis für Mercedes ab. Der Schlüssel zum Doppelsieg war dabei vor allem der gute Start des Deutschen, der sich von P3 aus kommend auf der Innenseite noch vor Kurve eins an Sebastian Vettel vorbeischob. „Da haben wir gut mit dem Ingenieur zusammengearbeitet, denn unsere Einstellungen haben letztendlich den guten Start ermöglicht“, so Rosberg. „Es war allerdings ein bisschen schwierig vorbeizukommen, weil auf den ersten Metern viel Action herrschte, auf der Seite aber nur ganz wenig Platz war“, erinnerte er sich an seine ersten Meter. Nicht ganz zufrieden war Rosberg auf diesen mit dem Verhalten Vettels, der ihm nur wenig Raum lies. „Ganz ehrlich, ich dachte ich bin gleich in der Wand drin. Ich habe die Augen zugemacht und auf das Loch gezielt“, so der Zweitplatzierte. „Da hätte man nicht mehr viel dazwischenklemmen können, vielleicht hat Sebastian es da ein bisschen übertrieben...“

Deutsche WM-Führung hat Bestand

Hamilton & Rosberg
Gratulation an den Teamkollegen: Rosberg (re.) herzt nach dem Doppelsieg Stallgefährte Hamilton
Die kniffelige Startphase war jedoch nicht die einzige heikle Szene im Rennen des 28-Jährigen. Auch als sein Team ihn zwischendurch anwies, nochmals die Pace anzuziehen, habe er kämpfen müssen. „Da hätte ich am liebsten gesagt: ‚Ich komme gleich in die Box, steige aus und ihr steigt ein... dann könnt ihr mir mal zeigen, wie man hier fünf Sekunden Abstand herausfährt’“, scherzte Rosberg nach der Zieldurchfahrt mit einem Augenzwinkern. Zwar habe er noch versucht, Hamilton an der Spitze zu jagen, „aber er war heute einfach zu schnell“, so der Wahl-Monegasse, der nach seinem Auftakt-Erfolg in Australien und dem zweiten Rang in Sepang mit 43 Punkten vor Lewis Hamilton (25 Zähler) und Fernando Alonso (23 Zähler) weiterhin die Weltmeisterschaft anführt.

Vettel hadert mit Start

Die ersten Punkte des Jahres gab es hingegen für den drittplatzierten Vettel. „Zuerst dachte ich eigentlich, dass mein Start ganz gut war – umso überraschter war ich, als ich Nico neben mir sah. Ich wollte Lewis attackieren, auf einmal war aber er da. Ich habe dann versucht ihn unter Druck zu setzen, mir aber damit ein Eigentor geschossen“, räumte Vettel ein, der auf der Außenbahn sowohl Rosberg als auch Teamkollege Daniel Ricciardo passieren lassen musste. Ricciardo konnte Vettel jedoch mit Hilfe des DRS schnell wieder hinter sich lassen. „Nach dem zweiten Stopp war ich sehr nah an Nico dran und habe angegriffen. Er hat dann aber scheinbar noch einen Extra-Gang gefunden und ist wie eine Rakete weggezogen“, so der Heppenheimer.

Mercedes noch schneller als Red Bull

Sepang Podium
Anerkennender Blick für den Sieger: Sebastian Vettel (re.) war gegen die starken Mercedes machtlos
Anschließend sei es nur noch darum gegangen, das Auto sicher und auf dem Podium ins Ziel zu bringen. „Trotzdem haben wir heute gemerkt, dass noch viel Arbeit vor uns liegt. Platz drei war das Beste, was wir heute machen konnten, daher wissen wir, dass noch viel zu tun ist.“ Vettel räumte ein: „Es fühlt sich alles in allem noch nicht rund an und auch von meiner Seite aus muss ich mit dem Auto noch viel lernen, denn es ist ganz anders als letztes Jahr.“ Quantensprünge dürfe man derzeit noch nicht erwarten. „Es war ja auch erst die erste Renndistanz, die ich mit dem Auto gefahren bin. Wir wissen, dass die Mercedes-Jungs im Moment noch ein bisschen schneller sind“, resümierte der Weltmeister. „Wenn wir aber größere Schritte machen als sie, ist es nur eine Frage der Zeit... sie hatten nach den Tests immerhin viel Vorsprung, aber wenn wir so weitermachen und weiter aufholen, sind die Vorzeichen gut.“

Hülkenberg starker Fünfter

Weniger gut lief es am Ende für Vettels Stallgefährte Ricciardo. Der Australier im zweiten Red Bull hatte Pech, fiel nach einem verpatzen Boxenstopp und anschließendem Schaden am Fronflügel von Platz vier aus den Punkterängen heraus, ehe das Team sein Auto ganz stoppte. Hinter Hamilton, Rosberg und Vettel kamen Fernando Alonso und Nico Hülkenberg ins Ziel. Der Deutsche in Diensten von Force India setzte auf eine ausgeklügelte Zwei-Stopp-Strateige und musste sich dem spanischen Doppelweltmeister im Ferrari erst kurz vor dem Zielstrich geschlagen geben. Jenson Button wurde dahinter Sechster, die Williams-Piloten Felipe Massa und Valtteri Bottas, sowie die Rookies Kevin Magnussen und Daniil Kvyat rundeten die Top-10 ab. Adrian Sutil im Sauber sah die Zielflagge mit technischen Problemen nicht.

Von

Frederik Hackbarth