Formel 1: Mercedes opfert Bottas
Stallregie überschattet Doppelsieg

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Valtteri Bottas muss Lewis Hamilton in Russland den Sieg schenken. Trotz Doppelsieg ist die Stimmung bei Mercedes nach dem Rennen im Keller.
Erinnern Sie sich an den GP in Österreich 2002. Der Funkspruch von Ferrari-Teamchef Jean Todt „Rubens, let Michael pass for the championship“ ist bis heute legendär. Rubens Barrichello ließ Michael Schumacher damals kurz vorm Zielstrich vorbei. Der Deutsche gewann unverdient, holte den Brasilianer mit schlechtem Gewissen auf die oberste Stufe des Podests und übergab ihm den Siegerpokal.

Enttäuschung: Bottas will den Siegerpokal nicht mehr
Mercedes holt in Sotschi einen überlegenen Doppelsieg und baut Hamiltons Führung in der WM auf 50 Punkte aus. Trotzdem hängt der Haussegen schief im silbernen Lager.
Schuld ist eine erstmals in diesem Jahr eindeutig exekutierte Stallorder. In Runde 25 muss Bottas Hamilton passieren lassen. Mercedes begründet das am Funk gegenüber Bottas mit einer Blase auf Hamiltons Reifen, die den Doppelsieg und Hamiltons Position gegenüber dem von hinten heranstürmenden WM-Rivalen Vettel gefährdet.

Funkspruch in Runde 25: Bottas muss bremsen
„Für mich ist die Faktenlage unstrittig“, analysiert Experte Timo Glock bei RTL. „Es geht um die WM und sieben Punkte für Hamilton. Ich verstehe die Entscheidung.“
Nicht zu verstehen: Warum Mercedes verbal während und nach dem Rennen so herumrudert. Wenn Stallorder, warum dann nicht fair und offen kommuniziert?
Stattdessen sagt Sportchef Toto Wolff: „Wenn Lewis die Blase nicht gehabt hätte, hätten wir Valtteri gewinnen lassen.“ Gegenfrage: Warum durfte er am Rennende dann nicht einfach wieder vorbei?

Skeptisch checkt Bottas im Ziel Hamiltons Hinterreifen
Klar: Weil die WM am Ende wichtiger ist als eine gut gelaunte Nummer zwei. Das verstehen alle Fans und alle Experten. Ein fader Beigeschmack bleibt trotzdem, auch bei Bottas. Weil auch ihm gegenüber nicht mit offenen Karten gespielt wurde.
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