Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg hat darauf verzichtet, sich gegen angebliche Aussagen von Toto Wolff zu wehren, wonach er im Duell mit Lewis Hamilton der „Bösewicht“ gewesen sei. „Ich weiß, wie er über mich denkt, daher ist es mir egal, was eine englische Zeitung schreibt“, sagte Rosberg am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Sein Verhältnis zu Wolff sei gut, erst unter der Woche habe er den Österreicher bei einer gemeinsamen Charity-Aktion für Kinder getroffen, so Rosberg.
Mercedes
Ziemlich beste Feinde: Rosberg und Hamilton
Die internationale Presse - insbesondere Ex-Rivale Hamilton lässt es sich auch über ein halbes Jahr nach Rosbergs Rücktritt nicht nehmen, in seinen Medienrunden immer wieder gegen den Deutschen zu sticheln - verfolgt Rosberg nach eigenem Bekunden dennoch mit Interesse. Und der nötigen Portion Gelassenheit: „Ich kriege das nebenbei etwas mit, weil ich im Internet unterwegs bin und ab und zu lese, was er so loslässt“, so Rosberg. „Das ist lustig, es tangiert mich einfach nicht mehr. Ich habe meine Schlacht gewonnen“, konnte sich der Deutsche einen kleinen Konter gegen Hamilton nicht verkneifen - anders als gegen Wolff.

Wolffs brisante Aussagen

Glaubt man Mercedes-Sportchef Toto Wolff, war Weltmeister Rosberg im erbitterten Stallduell gegen Lewis Hamilton der größere Intrigant - so zumindest zitiert ihn nun die britische Daily Mail.
„Der, der nicht mehr da ist. Der Bösewicht“, beantwortet Wolff laut der Tageszeitung die Frage danach, wer die vielen Kapitel der knallharten Teamfehde denn zumeist ausgelöst hat. Für Wolff ist das jedoch nicht unbedingt ein Vorwurf. „Nico hat einfach versucht alle Waffen zu nutzen, die er hatte. Es gab alle erdenklichen Psycho-Spielchen, mit denen man einen Rivalen destabilisieren kann.“ Im Duell mit Hamilton hat der Deutsche dem Vernehmen nach also immer wieder seine Nadelstiche gesetzt.
Wolff
Toto Wolff mit seinem Weltmeister Nico Rosberg
Besonders das kontroverse Qualifying zum Monaco GP 2014, als Rosberg nach einem Verbremser im Notausgang landete und die anschließenden gelben Flaggen Hamiltons Chance auf die Pole ruinierten, ist Wolff im Gedächtnis geblieben. „Das war eine große Sache. Es hat die Spannung in ihrer Beziehung noch einmal auf ein anderes Level gehoben“, erklärt der Österreicher, dessen Andeutungen ganz so klingen, als sei er überzeugt, Rosberg habe damals absichtlich so gehandelt. „Dazu habe ich eine Antwort, aber ich überlege, wie man das schreiben würde“, zitiert die Mail den Mercedes-Boss.
Doch nicht nur die Vorfälle auf der Strecke - Rosberg und Hamilton kollidierten in Spa 2014, Barcelona 2016 und Spielberg 2016, kamen sich unzählige weitere Male gefährlich nahe - hätten in die erbitterte Rivalität mitreingespielt. „Es gibt vielleicht auch noch ganz andere Faktoren, von denen wir gar nichts wissen“, so Wolff. Immerhin kommen Rosberg und Hamilton aus zwei unterschiedlichen Welten, pflegten aber seit Kindestagen trotzdem eine Freundschaft als Kart-Kumpels.
Rosberg
Rosberg verließ das Team Ende 2016 mit dem Titel
„Ihr Hintergrund ist schon sehr unterschiedlich, sie sind aber schon gegeneinander gefahren, als sie aufgewachsen sind. Wenn zwei Teamkollegen ein Auto haben, mit dem sie die WM gewinnen können, geht es nie ohne Probleme zu“, so Wolff. „Wenn man dieses 'Gepäck' aus der Vergangenheit zu den Spielchen addiert, die sie gespielt haben, gab es jedes Jahr etwas Großes, das starken Einfluss auf ihre Beziehung hatte.“
Laut Wolff sei das aber auch natürlich: „Wenn du als Sportler auf so einem hohen Level operierst, bist du mit Sicherheit sehr empfindlich. Beide waren das und beide hat es entsprechend beeinflusst.“
Anmerkung der Redaktion: Mercedes hat die in der Daily Mail wiedergegebenen Aussagen von Toto Wolff mittlerweile als „überspitzte Zitate“ eingestuft.

Von

Frederik Hackbarth