Die ersten vier Saisonrennen liefen für Sebastian Vettel noch nicht nach Wunsch. Das Problem des Deutschen hat zwei Namen - Nummer eins: RB10. Vettels aktueller Dienstwagen will noch nicht so, wie der amtierende Champion. „Ich komme mit dem Bock noch nicht ganz klar“, gab der Heppenheimer zuletzt in China zu. Vettels zweites Problem: Einer kommt mit seinem Auto aber sehr wohl zurecht. Teamkollege Daniel Ricciardo fuhr in Melbourne sogar aufs Podest, wurde später disqualifiziert. Nur in Malaysia konnte Vettel Ricciardo schlagen, bei den beiden letzten Rennen hatte der Australier wieder klar die Nase vorne. Satte 20 Sekunden fehlten dem Deutschen auf seinen jungen Stallgefährten.

Heck als Achillesferse

Vettel & Ricciardo
Wie sich die Bilder doch gleichen: Vettel muss bei Red Bull gegen Ricciardo kämpfen...
Red Bulls Motorsportchef Helmut Marko nennt bei den Kollegen der SPORT BILD die Gründe dafür: „Beim Runterschalten braucht Sebastian ein stabiles Heck, um seinen speziellen Fahrstil durchzuziehen.“ Die Schwierigkeit: „Mit all den neuen Systemen geht das noch nicht so. 2012 war das ähnlich. Da war er erst spät mit dem Heck zufrieden. Dann aber war er unschlagbar.“ Der Weltmeister muss sein Auto also schnellstmöglich wieder besser auf seine Bedürfnisse abstimmen. Red Bull rätselt aber dennoch weiter. Marko: „Wir verstehen nicht, warum der Reifenverschleiß bei Vettel so viel höher war als bei Ricciardo. Deshalb untersuchen wir jetzt, ob sein Auto einen Fehler hat. Und sobald ein neues fertig ist, bekommt er das.“ AUTO BILD MOTORSPORT erfuhr: Bereits beim Europa-Auftakt der F1 in Spanien soll Vettel deshalb mit einem neuen Chassis ausgerüstet werden. Marko: "Das ist bereits beschlossen. In Barcelona bekommt Sebastian ein neues Chassis. Denn manchmal kann schon ein kleiner Haarriss große Folgen haben."

Ein altbekanntes Problem?

Marko weiter: "Schon 2010 hatte Vettel Probleme im Vergleich zu Mark Webber. Nach einem Austausch des Chassis ging plötzlich alles viel besser und als Sebastian dann wieder Vertrauen gefasst hatte, war er nahezu unschlagbar und holte den Titel." Das Chassis damals wies tatsächlich Haarrisse auf, so der Grazer, der fortfährt: "Diese beeinflussen die Steifigkeit. Selbst kleine Ungenauigkeiten im Tausendstel-Millimeterbereich lösten damals eine Kettenreaktion in Bezug auf den Reifenverschleiß auf. Wir vermuten jetzt das gleiche Problem.“ Ein neues Chassis ist also gut für den Speed und die Psyche. Die Voraussetzungen stimmen somit, um im Duell der Teamkollegen zurückzuschlagen. Zurückschlagen, das will derzeit mit Nico Rosberg auch der andere deutsche Top-Pilot in der F1. Der WM-Führende steht aktuell genauso unter Druck wie Vettel und auch beim Wiesbadener kommt dieser vor allem aus den eigenen Reihen.

Kopfwäsche & Kino

Hamilton & Rosberg
... Rosberg hat es bei Mercedes mit dem starken Hamilton nicht leichter
Was für Vettel Ricciardo ist, ist für Rosberg Teamkollege Lewis Hamilton. Der Brite hat Rosbergs Vorsprung in der WM auf vier magere Pünktchen schmelzen lassen – gleich dreimal hintereinander gewann Hamilton am Stück, Rosberg blieb jeweils nur Platz zwei. Der Weltmeister von 2008 präsentiert sich aktuell in der Form seines Lebens, macht keine Fehler. Hunde an der Rennstrecke, die ewige On-Off-Beziehung zu Sängerin Nicole Scherzinger... all das hat der Brite heuer zu Hause und hinter sich gelassen, wirkt aufgeräumt und vollends fokussiert. Einer, der Hamilton auf diesem Weg geholfen und dem früher oft unkonzentrierten Star den Kopf gewaschen hat, ist Niki Lauda. Beide mögen sich. Hamilton staunte vergangenes Jahr nicht schlecht, als er mit dem Österreicher zusammen den Rennfilm 'Rush' über Laudas aktive Karriere und die epische Saison 1976, inklusive des erbitterten Duells gegen James Hunt, im Kino anschaute... und anschließend feststellte: „Mein Boss ist eine richtige Legende!“

Hamilton Laudas Protegé

Lauda erwidert die warmen Worte dieser Tage. Hamilton sei „in Höchstform“, lobt der Aufsichtsratsvorsitzende, der sogar glaubt: „Wenn er in Melbourne nicht ausgefallen wäre, hätte er auch da gewonnen.“ Für Rosberg bedeutet die starke Achse Lauda-Hamilton: Warm anziehen! Zuletzt nach seinem Sieg in China nahm Lauda Hamilton sogar in seinem Privatjet mit nach Europa mit – als Belohnung für den Triumph in Shanghai. Für Rosberg war an Bord kein Platz mehr. Einmal mehr unterstrich der Österreicher damit: Hamilton im Mercedes - das ist sein Projekt! Er lotste den Briten Ende 2012 als Nachfolger von Michael Schumacher zu den Silberpfeilen. Rosberg hingegen kam schon knappe drei Jahre früher zu Mercedes, lange bevor Lauda das Sagen hatte...

Von

Frederik Hackbarth
Ralf Bach